Erzeugt Paare von Verschränkungsphotonen

Nun hat auch Cisco seinen eigenen Quantenchip

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von René Jaun und fsi

Cisco hat gemeinsam mit der University of California in Santa Barbara den Prototypen eines Quantenchips entwickelt. Er soll bis zu 200 Millionen Paare von Verschränkungsphotonen erzeugen können und zumindest teilweise mit bestehender Netzwerkinfrastruktur funktionieren.

Der neue Silizium-Photonik-Verschränkungsquellen-Chip von Cisco kann 200 Millionen Paare Verschränkungsphotonen pro Sekunde erzeugen. (Source: zVg)
Der neue Silizium-Photonik-Verschränkungsquellen-Chip von Cisco kann 200 Millionen Paare Verschränkungsphotonen pro Sekunde erzeugen. (Source: zVg)

Cisco hat die Quantentechnologie als neues Betätigungsfeld entdeckt. In einer Mitteilung stellt der Netzwerkausrüster einen eigenen, "neuartigen Quantenchip" vor, den er in Zusammenarbeit mit der University of California in Santa Barbara entwickelte.

Cisco selbst spricht in Zusammenhang mit dem Chip, der aktuell als Prototyp existiert, von einem "Durchbruch bei den Quantenchips" und davon, dass der Chip "die Zeitspanne bis zum praktischen Einsatz von Quantencomputern von mehreren Jahrzehnten auf fünf bis zehn Jahre verkürzen" werde.

Zusammenarbeit von Quantenprozessoren ermöglichen

Die Funktion seines Silizium-Photonik-Verschränkungsquellen-Chips erklärt Cisco wie folgt: Der Chip erzeugt Paare von Verschränkungsphotonen. Der gesamte Chip erzeugt bis zu 200 Millionen Paare dieser verschränkter Photonen pro Sekunde. Dabei beträgt der Output 1 Million high-fidelity Verschränkungspaare pro Ausgangskanal. Jedes Paar kann unabhängig von der Entfernung eine sofortige Verbindung aufrechterhalten.

Diese verschränkten Photonen stellen das Quantenäquivalent zu den Netzwerkverbindungen im heutigen Internet dar, wie Cisco weiter erklärt. Wenn zwei Teilchen verschränkt werden, bilden sie eine Verbindung, bei der sich der Zustand eines Teilchens völlig ortsunabhängig sofort auf den Status des anderen auswirkt. Das ermöglicht eine kohärente Zusammenarbeit der Quantenprozessoren.

Für punktgenaue Synchronisierung

Cisco lobt seinen Quantenchip für dessen hohe Leistung (1 Million verschränkte Paare pro Sekunde mit 99 Prozent Zuverlässigkeit) und dem tiefen Energiebedarf (benötigt weniger als 1 Milliwatt (mW) Strom). Ausserdem funktioniere der Chip mit bestehender Infrastruktur, da er Standard-Wellenlängen von Glasfaserleitungen für die Telekommunikation nutze, schreibt Cisco weiter. Ausserdem arbeite der Chip bei Raumtemperatur und sei klein genug für die Systemintegration in einen integrierten photonischen Chip.

In einer von Cisco verlinkten "Reuters"-Meldung gibt sich der Hersteller optimistisch, dass der Chip schon vor dem Zeitalter der Quantencomputer nützlich werden könnte. Namentlich könnte der Chip eingesetzt werden, um Geräte auf der ganzen Welt punktgenau auf die gleiche Zeit zu synchronisieren. Wichtig ist dies etwa für Finanzinstitutionen und deren Börsenhandel, aber auch in der Forschung, etwa zum Berechnen möglicher Meteoriteneinschläge.

Netzwerkhersteller Cisco ist bei weitem nicht der erste grosse Tech-Konzern, der an eigenen Erfindungen für die Quantentechnologie tüftelt. So präsentierte etwa Microsoft unlängst einen Quantenchip – auch wenn Kritiker dessen Bedeutung in Frage stellen. Das für seine Grafik- und KI-Chips bekannte Unternehmen Nvidia gab im Frühling bekannt, ein Forschungszentrum für Quantentechnologie eröffnen zu wollen. Ähnliche Pläne hegt übrigens nun auch Cisco. Seine Quantum Labs werden sich in Santa Monica befinden. Hier, prognostiziert Cisco, werde man weitere innovative Quantennetzwerktechnologien entwickeln.

 

Falls Sie übrigens einen Refresher brauchen, wie Quantencomputer funktionieren, denken Sie nicht zu klassisch und lesen Sie hier weiter.

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