Energieverbrauch

KI stellt Googles Klimaschutzziel auf die Probe

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Filip Sinjakovic, jor

Trotz milliardenschwerer Investitionen in erneuerbare Energien kämpft Google mit dem steigenden CO2-Ausstoss seiner Rechenzentren – vor allem wegen des wachsenden Energiebedarfs durch künstliche Intelligenz. Das Unternehmen räumt ein: Das selbstgesteckte Ziel, bis 2030 vollständig klimaneutral zu arbeiten, gerät zunehmend ausser Reichweite.

Dampf steigt aus den Kühltürmen des Google-Rechenzentrums in The Dalles, Oregon auf. (Source: Google)
Dampf steigt aus den Kühltürmen des Google-Rechenzentrums in The Dalles, Oregon auf. (Source: Google)

Trotz massiver Investitionen in erneuerbare Energien gerät Googles Klimastrategie unter Druck. Der Konzern gibt zu, dass das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, zunehmend in Frage steht – vor allem wegen des rasant wachsenden Energieverbrauchs seiner Rechenzentren, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz stark ausgelastet sind.

In der diesjährigen Ausgabe des "Google Environmental Report" erläutert das Unternehmen aus Mountain View die Fortschritte und Grenzen seiner Klimastrategie. Im Jahr 2021 hatte es versprochen, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2019 um die Hälfte zu reduzieren. Dies mit dem Ziel, im selben Jahr CO2-neutral zu werden. Die Zwischenbilanz fällt durchzogen aus.

Im Jahr 2024 belief sich der Stromverbrauch der Google-Rechenzentren demnach auf 30,8 Millionen Megawattstunden und war damit mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2020. Dieser Anstieg sei auf den Aufschwung von KI zurückzuführen, aber auch auf das Wachstum der Google-Cloud, der Suchdienste und von Youtube, heisst es im Bericht. Allein zwischen 2023 und 2024 sei der Verbrauch um 27 Prozent gegenüber 17 Prozent im Vorjahr gestiegen.

Verträge für nicht-fossile Energieträger mehren sich

Eigenen Angaben zufolge verringerte Google die Emissionen seiner Rechenzentren im Jahresvergleich um 12 Prozent, obwohl der Energiebedarf gestiegen sei. Dies sei auf die Inbetriebnahme von mehr als 25 kohlenstoffarmen Stromprojekten im Jahr 2024 zurückzuführen, die in den vergangenen Jahren abgeschlossen wurden und insgesamt 2,5 Gigawatt in die Netze einspeisen, die die Infrastruktur des Unternehmens versorgen. Das Unternehmen gibt ausserdem an, dass es 2024 seine grössten jährlichen Käufe von nicht-fossilen Energieträgern tätigte, wobei 8 Gigawatt hinzugekommen seien.

Google betont zudem, dass es neue Vereinbarungen mit Anbietern von nicht-fossilen Energieträgern - einschliesslich erneuerbarer Energien, Kernkraft und Geothermie - getroffen habe. Das Unternehmen schätzt, dass diese Lieferungen den Anstieg seines Verbrauchs zwischen 2023 und 2024 um das Vierfache kompensieren würden. Das Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass die Entwicklung von Technologien der nächsten Generation - wie verstärkte Geothermie oder fortschrittliche Kernkraft - aufgrund fehlender Infrastruktur und hoher Implementierungskosten weiterhin eingeschränkt ist.

Bezüglich der Emissionen zeigen die von Google veröffentlichten Zahlen einen allgemeinen Anstieg. Im Jahr 2024 beliefen sich die sogenannten "ambition-based" Gesamtemissionen auf 11,5 Millionen Tonnen CO2, was einem Anstieg von 51 Prozent gegenüber 2019 entspreche. Betriebliche Emissionen machten 3,1 Millionen Tonnen aus, was einen Anstieg um 241 Prozent darstelle. Die Emissionen aus der Lieferkette beliefen sich auf 8,4 Millionen Tonnen, 25 Prozent mehr als im Jahr 2019.

Unabhängiger Bericht stellt die Zahlen in Frage

Ein unabhängiger Bericht von Kairos Fellowship kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Die gemeinnützige Organisation zeigt auf, dass die Treibhausgasemissionen von Google zwischen 2019 und 2024 in Wirklichkeit um 65 Prozent gestiegen sind. Ausserdem sei der Energieverbrauch des Unternehmens im selben Zeitraum um 157 Prozent gestiegen.

Der Bericht wirft Google ausserdem vor, seine Monitoring-Methodik geändert und die neue Metrik "ambition-based" eingeführt zu haben, die mehr als 3,6 Millionen Tonnen CO2 aus der offiziellen Berechnung seines Klimaziels ausschliesst. Des Weiteren sei das Ziel der CO2-Neutralität in den Anhang des diesjährigen "Google Environmental Report" verlegt und in "Carbon Reduction Moonshot" umbenannt worden. Dies würde das Ausmass von Googles ursprünglicher Verpflichtung verringern und das Erreichen des Klimaziels bis 2030 unwahrscheinlich machen, so Kairos Fellowship.

 

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