Schweizer Finanz- und Versicherungssektor

Mangelnde Datenbasis lässt KI-Projekte scheitern

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von Chiara Binder und cka

70 Prozent der KI-Projekte bei Versicherern scheitern aufgrund einer mangelnden Datenbasis. Bei Banken sind es 61 Prozent. Eine Studie von Dun & Bradstreet stellt fest, dass viele Unternehmen schlechte Datenqualität als das grösste Geschäftsrisiko der kommenden Jahre sehen.

(Source: WrightStudio / AdobeStock.com)
(Source: WrightStudio / AdobeStock.com)

Datenqualität ist eine zentrale Herausforderung für Schweizer Finanzinstitute. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Dun & Bradstreet (PDF), welche Fach- und Führungskräfte von Finanz- und Versicherungsunternehmen befragt hat, um den Umgang mit Risiken und Resilienz sowie Prioritäten für die Zukunft herauszufinden. Laut der Studie scheitern 70 Prozent der KI-Projekte bei Versicherern und 61 Prozent bei Banken wegen einer mangelhaften Datenbasis.

55 Prozent der Unternehmen stufen die schlechte Datenqualität als das grösste Geschäftsrisiko in naher Zukunft ein, wie Dun & Bradstreet mitteilt. Dabei würden 56 Prozent der Banken und 79 Prozent der Versicherer ihren Daten nur eingeschränkt vertrauen. Insgesamt gaben nur 27 Prozent der Versicherer und 35 Prozent der Banken an, aufgrund der eigenen Datenbasis Entscheidungen treffen zu können. Häufige Probleme bei der Risikoeinschätzung und Compliance-Überwachung seien fehlerhafte, doppelte oder isolierte Datensätze.

Weitere Risiken

Weitere als besonders kritisch eingestufte Risiken ausser der Datenqualität sind laut Mitteilung Betrug mit 87 Prozent, Cyberrisiken mit 83 Prozent sowie makroökonomische Unsicherheiten. 78 Prozent der Versicherer und 82 Prozent der Finanzdienstleister berichten demnach, besonders von Compliance- und Regulierungsrisiken betroffen zu sein. Bezüglich Reporting gaben 45 Prozent der befragten Unternehmen an, mit zunehmenden Pflichten konfrontiert zu werden, 39 Prozent sahen die regional verschiedenen Vorschriften und 38 Prozent die häufigen Änderungen in Sanktionsregimen als Hürde.

Marianne Bregenzer, Country Lead Schweiz bei Dun & Bradstreet, sagt dazu, dass Schweizer Finanz- und Versicherungsunternehmen "grundsätzlich gut aufgestellt" seien. "Gleichzeitig ist ihnen aber bewusst, dass sie ihre Risikolandschaft noch detaillierter analysieren und aktiv steuern müssen."

Abhängigkeit von KMUs

Die Studie stellt eine starke Abhängigkeit von KMUs fest - 58 Prozent der Versicherer und 55 Prozent der Finanzdienstleister geben an, dass KMUs einen Grossteil des Kundenportfolios ausmachen. Im internationalen Vergleich sei das der höchste Wert. Die KMU-Abhängigkeit mache die Risikoabschätzung schwierig, da kleine und mittlere Unternehmen häufig über weniger ausgereifte Compliance-Strukturen und begrenzte Ressourcen verfügten, schreibt Dun & Bradstreet weiter.

Von den Versicherern erkennen laut Studie 68 Prozent eine Chance in externer Beratung für die Prozessoptimierung, von den Finanzdienstleistern sind es 64 Prozent. Über die Hälfte der Unternehmen plane, in neue Technologien zu investieren und die Datenqualität zu verbessern. "Eine starke Datenbasis, bestenfalls kombiniert mit KI-Technologie, ist die Grundlage für fundierte Entscheidungen – und für einen zukunftsfähigen Finanz- und Versicherungsplatz Schweiz", lässt sich Bregenzer zitieren.

Über die Studie

Dun & Bradstreet hat für die Studie Censuswide beauftragt, eine Primärstudie mit 2005 Fach- und Führungskräften in den fünf Märkten Deutschland, Schweden, Schweiz, Grossbritannien sowie den USA durchzuführen. Dabei wurde eine Befragung zu den Bereichen finanzielle und nicht-finanzielle Risiken, Investitionsschwerpunkte sowie Daten, künstliche Intelligenz und Automatisierung durchgeführt. Die Befragten kamen aus Unternehmen verschiedener Grössen der Finanz- und Versicherungsbranche und hatten verschiedene Führungsfunktionen.

 

In einer Umfrage der Adecco geht hervor, dass Arbeitnehmende dank KI täglich etwa zwei Stunden einsparen. In welche Tätigkeiten die gewonnene Zeit fliesst, können Sie hier lesen.

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