Gartner-Prognose

Diese strategischen Tech-Trends prägen die kommenden 5 Jahre

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von René Jaun und NetzKI Bot und dwi

Von Multi-Agenten-Systemen bis zu domänenspezifischen Sprachmodellen: KI dominiert Gartners Liste der strategischen Technologietrends. Prominent vertreten sind aber auch die Themen Cybersicherheit und Datenschutz.

(Source: Anastasiia - stock.adobe.com)
(Source: Anastasiia - stock.adobe.com)

Marktforscher Gartner wagt den Blick in die Tech-Glaskugel. Das Unternehmen veröffentlicht seine aktuelle Prognose zu den 10 wichtigsten strategischen Technologietrends. Die Trends in der Liste dürften in den kommenden fünf Jahren erhebliche Umwälzungen (Disruption) und Chancen für CIOs, IT- und Hightech-Führungskräfte mit sich bringen, schreibt das Unternehmen.

7 der 10 von Gartner aufgezählten Trends haben einen sehr direkten Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz (KI). Bei den übrigen 3 geht es primär um Cybersicherheit und Datenschutz – Themen, die ebenfalls wiederum in manchen KI-Trends anklingen. Dies sind Gartners strategische Tech-Trends im Einzelnen:

KI‑Supercomputing‑Plattformen

KI‑Supercomputing‑Plattformen integrieren CPUs, GPUs, KI‑ASICs, neuromorphe und alternative Rechenparadigmen und ermöglichen es Unternehmen, komplexe Workloads zu orchestrieren und gleichzeitig neue Leistungs‑, Effizienz‑ und Innovationslevel zu erschliessen. Diese Systeme kombinieren leistungsstarke Prozessoren, massive Speicherressourcen, spezialisierte Hardware und Orchestrierungs‑Software, um datenintensive Aufgaben in Bereichen wie Maschinelles Lernen, Simulation und Analytik zu bewältigen.

Bis 2028, prognostiziert Gartner, sollen über 40 Prozent der führenden Unternehmen hybride Computing‑Paradigmen‑Architekturen in kritische Geschäfts‑Workflows integrieren. Aktuell seien es noch 8 Prozent, heisst es weiter.

Multi‑Agenten‑Systeme

Multi‑Agenten‑Systeme (MAS) sind Sammlungen von KI‑Agenten, die miteinander interagieren, um individuelle oder gemeinsame komplexe Ziele zu erreichen. Agenten können in einer einzigen Umgebung bereitgestellt oder unabhängig in verteilten Umgebungen entwickelt und eingesetzt werden.

Domänenspezifische Sprachmodelle

Domänenspezifische Sprachmodelle (DSLMs) sind Sprachmodelle, die auf spezialisierten Daten für eine bestimmte Branche, Funktion oder einen Prozess trainiert bzw. feinabgestimmt wurden. Im Gegensatz zu allgemeinen Modellen liefern DSLMs höhere Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Compliance für gezielte geschäftliche Anforderungen.

Laut Gartner wird bis 2028 über die Hälfte der von Unternehmen genutzten GenAI-Modelle domänenspezifisch sein.

KI‑Sicherheitsplattformen

KI‑Sicherheitsplattformen bieten einen einheitlichen Ansatz, um Drittanbieter‑ und eigens entwickelte KI‑Anwendungen zu schützen. Sie zentralisieren die Sichtbarkeit, setzen Nutzungsrichtlinien durch und schützen vor KI‑spezifischen Risiken wie Prompt‑Injection, Datenlecks und fehlgeleiteten Agenten‑Aktionen. Diese Plattformen unterstützen CIOs dabei, Nutzungsrichtlinien durchzusetzen, KI‑Aktivitäten zu überwachen und konsistente Guardrails über alle KI‑Instanzen hinweg anzuwenden, wie Gartner erklärt.

Bis 2028 werden über 50 Prozent der Unternehmen KI‑Sicherheitsplattformen einsetzen, um ihre KI‑Investitionen zu schützen, prognostiziert Gartner.

KI‑native Entwicklungsplattformen

KI‑native Entwicklungsplattformen nutzen Generative KI, um Software schneller und einfacher zu erstellen als bislang möglich. Software‑Engineerinnen, die im Business eingebettet sind und als "forward‑deployed Engineer" agieren, können mit diesen Plattformen gemeinsam mit Fachexpertinnen Anwendungen entwickeln. Unternehmen können kleine Teams von Menschen mit KI kombinieren, um mehr Anwendungen zu erstellen, ohne die aktuelle Anzahl an Entwicklerinnen zu erhöhen. Führende Unternehmen bilden kompakte Plattform‑Teams, damit nicht‑technische Fachexpertinnen selbst Software produzieren können – stets mit Sicherheits‑ und Governance‑Guardrails.

Bis 2030 dürften 80 Prozent der Organisationen grosse Software‑Engineering‑Teams in kleinere, agilere Teams umwandeln, schreibt Gartner. Deren Arbeit werde durch KI unterstützt und verstärkt.

Vertrauliches Computing (Confidential Computing)

Confidential Computing verändert den Umgang von Unternehmen mit sensiblen Daten. Durch die Isolation von Workloads in hardwarebasierten Trusted Execution Environments (TEEs) bleibt Inhalt und Verarbeitung selbst für Infrastruktur‑Besitzer, Cloud‑Provider oder Personen mit physischem Zugriff auf die Hardware privat. Dies sei besonders wertvoll für regulierte Branchen und globale Operationen, die geopolitischen und Compliance‑Risiken ausgesetzt sind, sowie für die Zusammenarbeit zwischen Wettbewerbern.

Laut Gartners Prognose werden bis 2029 mehr als 75 Prozent der in nicht vertrauenswürdiger Infrastruktur verarbeiteten Vorgänge durch vertrauliches Computing gesichert werden.

Physische KI

Physische KI bringt Intelligenz in die reale Welt, indem sie Maschinen und Geräte befähigt, zu erkennen, zu entscheiden und zu handeln – etwa Roboter, Drohnen und smarte Anlagen. Sie erziele messbare Vorteile in Branchen, in denen Automatisierung, Anpassungsfähigkeit und Sicherheit Priorität haben, schreibt Gartner.

Präventive Cyber‑Sicherheit (Preemptive Cybersecurity)

Präventive Cyber‑Sicherheit gewinne an Bedeutung, da Unternehmen einem exponentiellen Anstieg von Bedrohungen gegenüberstehen, die Netzwerke, Daten und verbundene Systeme ins Visier nehmen. Gartner prognostiziert, dass bis 2030 präventive Lösungen die Hälfte aller Sicherheitsausgaben ausmachen werden, weil CIOs von reaktiver Abwehr zu proaktivem Schutz übergehen.

Digitale Herkunft (Digital Provenance)

Da Unternehmen verstärkt auf Drittanbieter‑Software, Open‑Source‑Code und KI‑generierten Content setzen, wird die Verifizierung der digitalen Herkunft immer wichtiger. Digitale Herkunft bezeichnet die Fähigkeit, Ursprung, Eigentümerschaft und Integrität von Software, Daten, Medien und Prozessen zu prüfen. Neue Werkzeuge wie Software‑Bills‑of‑Materials (SBoM), Attestations‑Datenbanken und digitale Wasserzeichen ermöglichen es Unternehmen, digitale Assets entlang der Lieferkette zu validieren und nachzuverfolgen.

Unternehmen, die bis 2029 nicht ausreichend in digitale Herkunft investiert haben, dürften einem Risiko von Sanktionen in Milliardenhöhe ausgesetzt sein, schreibt Gartner.

Geopatriierung (Geopatriation)

Geopatriierung bedeutet, Unternehmensdaten und -anwendungen aus globalen Public‑Clouds in lokale Optionen wie souveräne Clouds, regionale Cloud‑Provider oder eigene Rechenzentren zu verlagern, weil geopolitische Risiken wahrgenommen werden. Cloud‑Souveränität, einst auf Banken und Regierungen beschränkt, betreffe heute ein breites Spektrum von Organisationen, da die globale Instabilität zunimmt.

Bis 2032, so Gartner, werden mehr als 75 Prozent der europäischen und nahöstlichen Unternehmen ihre virtuellen Workloads geopatriieren - auf Lösungen, die das geopolitische Risiko reduzieren. Im Jahr 2025 belief sich dieser Anteil auf unter 5 Prozent.

 

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