Stablecoins & Co.

Trends im Klartext: Decentralized Finance und Next Generation Blockchain

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von Kevin Schellinger, CEO und Gründer, Oyoba

Nachdem Blockchain mit dem Crash im Jahr 2018 aus den Mainstream-Medien verschwunden ist, haben viele das Thema schon abgeschrieben. Der Fortschritt in diesem Bereich geht jedoch ungebremst weiter. Ein paar ausgewählte Trends erklärt.

Kevin Schellinger CEO und Gründer, Oyobaoba (Source: Oliver Hochstrasser)
Kevin Schellinger CEO und Gründer, Oyobaoba (Source: Oliver Hochstrasser)

Eines der heissen Themen im Blockchain-Bereich trägt den Namen "DeFi". "DeFi" steht kurz für "Decentralized Finance", also dezentrales Finanzwesen. In die Kategorie "DeFi" fallen Finanzdienstleistungen, die derzeit mit Blockchain neu aufgelegt werden. Im Kern geht es bei "DeFi" um dezentrale Finanzanwendungen. Dezentral in diesem Sinne bedeutet, dass keine zentrale Kontrolle bei dem System herrscht. Dies hat nicht nur das Potenzial, unsere Finanz­infrastruktur robuster und transparenter zu machen, sondern auch zwei Milliarden Menschen den Zugang zu Finanzleistungen zu ermöglichen.

Stablecoins

Eine solche "DeFi"-Anwendung kann eine neue Währung sein, was mit den sogenannten Stablecoins derzeit eine der populärsten Anwendungsfälle ist. Wobei nicht alle Stable­coins wirklich in die Kateogrie "DeFi" fallen, weil oft eine zentrale Stelle diese steuert. Eines der bekanntesten "DeFi"-Projekte ist "MakerDAO". Deren erster Stablecoin, der Dai, ist mittels CDPs in Ether kollateralisiert. In einem Smart Contract werden jederzeit genug Ether hinterlegt, dass jeder Dai mit Ether im Wert von 1 US-Dollar gedeckt ist. Ebenfalls in die Kategorie Stablecoins fällt Facebooks ­Libra. Mit ihrem vorgeschlagenen Zahlungssystem, inklusive eigener Währung, möchte Facebook eine semi-dezentrale Alternative zu Paypal bereitstellen.

Dezentrale Börsen

Eine weitere Anwendung, die derzeit grosse Fortschritte macht, sind die dezentralisierten Börsen, kurz DEX, vom englischen "Decentralized Exchange". Im Gegensatz zu den zentralisierten Börsen wird bei einer DEX alles mehr oder weniger direkt zwischen den Teilnehmern abgewickelt, mit der Blockchain als Bindeglied. Das hat einige Vorteile: Während im alten Modell volles Vertrauen in die Börse gelegt werden musste, fällt dieser Faktor nun weg. Eine DEX kann in der Regel weder irgendwelche Coins verlieren, noch kann die Börse unvorhergesehen Einfluss auf den Handel ausüben. Aufgrund der schlechten Performance sind dezentrale Börsen noch eher unpopulär, stehen mit der kommenden Generation aber vor einem gros­sen Durchbruch. Durch den geschickten Einsatz von Blockchain und neuartigen kryptografischen Methoden, sogenannter Zero-Knowledge-Beweise (siehe Kasten), können die Kosten signifikant gesenkt und die Geschwindigkeit um Grös­senördnungen verbessert werden.

Blockchain 2020

Ausser zahlreichen neuen Anwendungen auf der Applikationsebene gibt es auch Entwicklungen auf Protokollebene. Während sich Bitcoin gewohnt langsam, aber sicher, weiterentwickelt, gibt es bei der Smart-Contract-Plattform Ethereum häufigere Anpassungen, wobei auch dort die fundamentalen Verbesserungen noch auf sich warten lassen. In neuen Projekten wird derzeit an Konzepten gearbeitet, welche die vorherrschenden Probleme in den Bereichen Skalierbarkeit und Privacy zu lösen versuchen. Viele Projekte sollen nächstes Jahr auf den Markt kommen, was die nächste Welle der Euphorie lostreten könnte.

Webcode
DPF8_150192