Studie über Mobile Device & Application Management

Die Schweiz, ein Volk von Cloud-Verweigerern

Uhr | Aktualisiert

Unternehmen in der Schweiz sind in punkto geschäftlicher Smartphone-Nutzung führend und zeigen sich mit Blick auf BYOD flexibler als zum Beispiel deutsche Unternehmen. Allerdings sind die Schweizer auch die grössten Cloud-Skeptiker. Das zeigt eine Studie vom Beratungshaus Pierre Audoin Consultants.

(Quelle: sxc.hu)
(Quelle: sxc.hu)

Pierre Audoin Consultants befragte von Juni bis August telefonisch 326 IT-/Mobility-Verantwortliche in Unternehmen zum Thema "Mobile Device, Application & Content Management" (MxM). Die Ergebnisse wurden laut der Beratungsfirma gewichtet, so dass Aussagen über alle Unternehmen in den untersuchten Ländern Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und der Schweiz ein repräsentatives Bild ergeben sollen.

BYOD-Hochburg Schweiz

Die Schweiz wird von den Autoren vor allem beim Thema Bring Your Own Device (BYOD) als fortschrittlich eingestuft. Sie habe nicht nur die grösste Smartphone-Dichte in Unternehmen, sondern zeige sich auch liberal mit Blick auf die geschäftliche Nutzung privater Endgeräte oder mobiler Anwendungen durch die Mitarbeiter. "Hier setzen die Schweizer eher auf pragmatische Lösungen denn auf strikte Reglementierung oder gar auf Verbote", urteilt Julia Reichhart, die für Pierre Audoin Consultants die DACH-Region mit Schweiz-Fokus begutachtet. "Für deutsche Unternehmen dürfte es sich in diesen Fragen durchaus lohnen, vom Nachbarland zu lernen", so Reichhart.

Nur 13 Prozent der Befragten in der Schweiz gaben an, dass die geschäftliche Nutzung privater Endgeräte in ihrem Unternehmen verboten sei. In Deutschland waren es hohe 39 Prozent. 71 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen in der Schweiz dulden BYOD, 17 Prozent pushen es gar aktiv. In Grossbritannien duldet gerade mal rund die Hälfte aller Befragten BYOD, und in Frankreich fördern es nur 7 Prozent.

Blackberry verliert an Bedeutung

Während in der Schweiz 49 Prozent der Befragten angaben, dass mehr als 30 Prozent der Mitarbeiter im Unternehmen ihre Smartphones auch geschäftlich nutzen, machten diese Aussage in Grossbritannien nur 26 Prozent. Auch die oft diskutierte Ablösung von Blackberry durch iOS und Android zeigt sich in der Schweiz besonders ausgeprägt: Nur noch 27 Prozent aller Unternehmen setzen "teilweise oder vorwiegend" auf Blackberry, 85 Prozent auf iOS und 67 Prozent auf Android. Auch Windows Phone schneidet mit 37 Prozent gar nicht so schlecht ab.

Trotz der Akzeptanz von BYOD in der Schweiz gaben 87 Prozent der befragten Firmen an, sich auf eines oder wenige Betriebssysteme konzentrieren zu wollen. In Deutschland waren es 95 Prozent, in Frankreich 71 Prozent. Die Realität sieht aber anders aus: Durchschnittlich müssen sich Unternehmen in den untersuchten Ländern mit rund 2,4 verschiedenen Betriebssystemen pro Kopf rumschlagen.

Sind MxM-Lösungen relevant?

Schweizer Unternehmen müssen sich laut Reichhart fragen, warum sie bei der Umsetzung technischer Lösungen für Mobile Devices, Application und Content Management im europäischen Vergleich deutlich hinterherhinken. Fast die Hälfte der Schweizer Unternehmen gab an, dass MxM-Lösungen für sie nicht relevant seien. Angesichts der Wichtigkeit des Themas Sicherheit sei dies schlicht nicht nachvollziehbar, urteilt Reichhart.

Ebenfalls kaum nachvollziehbar sei der grosse Teil der Cloud-Verweigerer in der Schweiz, heisst es in der Studie weiter. Selbst in Deutschland seien heute viele Unternehmen bereit, Cloud-Lösungen - trotz NSA-Skandal - mit Einschränkungen zu akzeptieren.

Bei der Frage, welches Modell beim Betrieb von MxM-Lösungen bevorzugt werde, gaben sich Schweizer Unternehmen tatsächlich konservativ. 56 Prozent setzen auf einen Eigenbetrieb, 27 Prozent auf Managed Services und gerade mal 17 Prozent auf die Cloud. In Grossbritannien sieht das anders aus: Hier nutzen bereits 41 Prozent der Befragten die Cloud, 32 Prozent Managed Services und gerade mal noch 27 Prozent einen Eigenbetrieb.