Philipp Ziegler, MSM Research

"Mobility zählt 2015 zu den Topthemen in Schweizer Unternehmen"

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Mobile ist einer der fünf Megatrends in der ICT-Branche. MSM Research untersucht in einer grossangelegten Studie die ­Mobile-Entwicklung in der Schweiz. Im Interview erzählt Geschäftsführer Philipp Ziegler, weshalb der Mobile-Trend ­unumkehrbar ist und welche Aspekte noch unterschätzt werden.

Philipp Ziegler, MSM Reseach.
Philipp Ziegler, MSM Reseach.

Inwieweit ist der mobile Arbeitsplatz überhaupt ein Thema für Schweizer Unternehmen?

Philipp Ziegler: Mobilität zählt 2015 in Schweizer Unternehmen neben Security, der Cloud und Big Data zu den Topthemen der ICT. Mobile Arbeitsplätze sind also definitiv ein Thema und das schon seit geraumer Zeit. Wenn wir über den mobilen Arbeitsplatz im engeren Sinne sprechen, dann reden wir auch über den mobilen Arbeitsplatz mit den dazugehörigen Devices und Anwendungen zur Abwicklung mobiler Geschäftsprozesse. Bei rund einem Drittel der im Rahmen unserer neuen Studie befragten Unternehmen ist flexibles und mobiles Arbeiten weitgehend etabliert und heute ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags.

Wie gross ist das Investitionsvolumen in der Schweiz im Bereich Enterprise Mobility?

Insgesamt rechnen wir mit einem Ausgabentopf von rund 2,5 Milliarden Franken für mobile Arbeitsplätze, mit stark steigender Tendenz in den kommenden Jahren.

Welche Aspekte werden Ihrer Meinung nach von den Umfrageteilnehmern noch am meisten unterschätzt?

Oft werden der Umfang, die Auswirkungen auf die Organisation und die Konsequenzen in der Zusammenarbeit und der Prozesssabwicklung unterschätzt. In einer Enterprise Mobility Policy sollen Fragen der Sicherheit, Managebarkeit, Prozesse, Beschaffung, Gerätemanagement, Organisation und Support beantwortet werden. Aber auch die Anforderungen an die Organisation, die Zusammenarbeit und Disziplin dürfen nicht unterschätzt werden. Der mobile Arbeitsplatz ist zusehends überall: Im Zug, am Airport, im Hotel oder im Café. Der Arbeitsplatz ist da, wo ich gerade bin, die Arbeit folgt mir über die Netze. Mobil agierende Projektteams verändern die Unternehmens­organisationen. Teammitglieder sind oft unterwegs und treffen sich in virtuellen oder realen Sitzungszimmern. Dies alles stellt hohe Anforderungen an die Flexibilität und Disziplin. Meetings müssen besser vorbereitet, ziel­orientiert und nicht aktivitätsorientiert geführt werden.

Welche Erkenntnis hat Sie bei der bisherigen Auswertung der Umfrage am meisten überrascht?

Es sind zwei Dinge, die mich beeindruckt haben: Die rasante Verbreitung der Consumerisation, also der zunehmenden Auflösung bisheriger Grenzen zwischen privatem und geschäftlichem Schaffen und Leben. Des Weiteren faszinierte mich die Geschwindigkeit, in der der private Umgang mit mobilen Geräten und die damit verbundenen Gewohnheiten und Erfahrungen ins Berufsleben transferiert und als Forderungen formuliert werden.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Bereich Enterprise Mobility in der Schweiz in den kommenden Jahren entwickeln?

Der Mobility-Trend kennt derzeit nur eine Richtung: vorwärts. Wir rechnen aufgrund unserer Studie damit, dass bis in drei Jahren jedes zweite Unternehmen mobile Arbeitsplätze anbieten wird. Firmen stehen damit vor grossen Herausforderungen: Wie so oft in der Geschichte der ICT stehen uns heute Devices und Lösungen zur Verfügung, deren sinnvolle und gewinnbringende Nutzung nicht alleine von Technologiefragen abhängt. Tradition, Kultur und Organisation der Unternehmen werden sich darauf einstellen und anpassen müssen. Mobilität fordert und fördert.

Wer treibt das Thema Enterprise Mobility voran? Unternehmen oder Mitarbeiter?

Mobilität im Arbeitsalltag ist ein Thema, das vielerorts von den Mitarbeitern in die Unternehmen hineingetragen und nachgefragt wird und damit die Unternehmen herausfordert. Dabei stehen zwei Fachbereiche - zwei Protagonisten - an vorderster Front, um der mobilen Herausforderung zu begegnen und das Thema möglichst proaktiv aufzugreifen: Während die IT-Abteilung sehr an einer sicheren, verwaltbaren und geregelten Arbeit in der mobilen Welt interessiert ist, hat die Personalabteilung grosses Interesse daran, das Unternehmen und die Arbeitsplätze für bestehende und künftige Mitarbeiter attraktiv zu gestalten. Hierzu zählt auch, dass sie die Möglichkeit erhalten, mobil und allenfalls auch zuhause arbeiten zu können. Hier bietet sich viel Differenzierungspotenzial für die Unternehmen und HR-Manager.

Was sind die grössten Hürden im Bereich Enterprise Mobility?

Im Vordergrund stehen die Sicherheitsrisiken. Kein ICT-Verantwortlicher hat keine Bedenken, wenn mobile Geräte wie Notebooks, Tablets und Smartphones mit Unternehmensdaten in ihren Speichern ausser Haus verwendet werden. Damit verbunden ist auch eine ganze Reihe zentraler Fragen, wie: können private Devices und Apps fürs Business genutzt werden, wer stellt die Geräte zur Verfügung, wie werden private und geschäftliche Daten sowie Zugriffsrechte organisiert und geschützt? Ausser den rein technologischen Hürden und abgesehen von rein finanziellen Aspekten hemmen aber auch organisatorische Prozesse und kulturelle Fragen die Entscheidung, mobile Arbeitsplätze einzuführen. So schätzt immerhin jedes vierte der befragten Unternehmen die Mobilität als Bedrohung oder zumindest als grosse Herausforderung ein.

Seit Jahren wird Homeoffice propagiert. Wie wichtig ist das Thema für Unternehmen wirklich?

Homeoffice ist ein wichtiger Aspekt für Unternehmen. Nicht, weil das Arbeiten zuhause bereits überall zum Daily Business zählen würde, sondern weil Mitarbeiter dies vermehrt wünschen und fordern. Das Thema Homeoffice ist also auf dem Tisch. Um die Situation zu verdeutlichen: Sechs von zehn Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern heute bereits - je nach Fachbereich - die Möglichkeit an, mindestens an einem Tag pro Woche die Arbeit im Homeoffice zu leisten.

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