Interview mit Andreas Waber von Swiss Fibre Net

"Die Gründung der Aktiengesellschaft ist wohlüberlegt"

Uhr | Aktualisiert

Swiss Fibre Net vereint lokale Energieversorger in einer Aktiengesellschaft. Doch warum eine AG? Wer darf mitbestimmen? Und was hat der Verbund für Ziele? Die Netzwoche hat bei CEO Andreas Waber nachgefragt.

Andreas Waber, CEO der Swiss Fibre Net AG (Quelle: Swiss Fibre Net)
Andreas Waber, CEO der Swiss Fibre Net AG (Quelle: Swiss Fibre Net)

Herr Waber, Swiss Fibre Net ist nun eine Aktiengesellschaft. Die AG wurde eigentlich für Januar 2013 angekündigt. Was lief schief?

Eigentlich gar nichts. Es gab zwar eine Verzögerung, aber bei einem Projekt dieser Grössenordnung mussten wir damit rechnen. Die Gründung einer Aktiengesellschaft ist schliesslich ein aufwendiger Prozess.

Das zeigt auch die Tatsache, dass bei der AG weniger Unternehmen mit dabei sind als beim bisherigen Verbund. Warum ist das so?

Mit einigen Partnern sind wir noch in Verhandlung. Unser Vorhaben ist nun mal keine einfache Sache. Es sind etliche Unternehmen mit dabei, die unterschiedliche Organisationsformen haben. Genf und Winterthur zum Beispiel sind interessiert und haben auch teilweise bereits Absichtserklärungen unterschrieben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich uns weitere Energieversorger anschliessen werden.

Wie ist die Aktiengesellschaft aufgebaut?

Nach dem Schweizer Obligationenrecht. Kriterien für die Aktienvergabe sind unter anderem die Grösse des Netzes und die Zahl der Anschlüsse. Aber auch regionale Eigenheiten werden berücksichtigt. So ist eine Teilnahme auch für kleinere Anbieter - wie beispielsweise Meilen - attraktiv. Die Gründung der Aktiengesellschaft ist wohlüberlegt und wurde bereits vor über zwei Jahren zum ersten Mal angedacht.

Dennoch bleibt die Frage: Warum eine AG?

Die Anbieter haben schon früh erkannt, dass sie ihre Kräfte bündeln müssen. Bern, Basel, Zürich, Genf und St. Gallen strebten im 5-Cities-Verbund ja bereits ähnliche Ziele an. Da war die Gründung der Aktiengesellschaft der nächste logische Schritt. Die AG ist aus dem Verband Schweizer Elektrizitätsversorgungsunternehmen Openaxs hervorgegangen. Wir sind ein marktorientiertes Unternehmen, das sich vorwiegend um die Kommerzialisierung von Angeboten sowie um das Umsetzen von Synergien zwecks Kostenoptimierung kümmert.

Wer darf mitbestimmen, und wie stark?

Wie in jeder Aktiengesellschaft gibt es auch bei uns die gesetzlichen Mitbestimmungsrechte. Im Verwaltungsrat sind alle unsere Aktionäre vertreten. Sie können Personen in Steering Boards entsenden, und da wird diskutiert: Wie wird der Markt bearbeitet, welche Synergien genutzt und welche Produkte lanciert? Die drei Lenkungsausschüsse widmen sich den Themen Marketing, Technologie und Produktentwicklung. Gefällte Entscheidungen sind für alle Teilnehmer verbindlich.

Befürchten die Energieversorger nicht einen Machtverlust?

Unsere AG ist so aufgebaut, dass grosse Energieversorger nicht einfach alle anderen dominieren können. Dies konnten wir den kleineren Partnern im Vorfeld gut vermitteln. Es gibt aber auch Anbieter, die von unseren Plänen nicht begeistert sind. Sie hinterfragen unser Projekt, und das ist ihr gutes Recht. Ich bin aber überzeugt, dass die Skepsis im Laufe der Jahre verschwinden wird.

Wieso?

Im Alleingang ist es für lokale Energieversorger kaum möglich, eine Alternative zu Swisscom und Cablecom aufzubauen. Diese Situation ist gerade für kleinere Anbieter schwierig, aber es ist nun mal die Realität des Marktes. Auch sie werden erkennen, dass eine Bündelung der Kräfte sinnvoll ist. Denn gemeinsam sind wir stärker.

Wie viele Partner wollen Sie denn noch ins Boot holen?

In der Schweiz dürfte es längerfristig rund zehn Regionen-Cluster unter Federführung der grossen Anbieter geben. Wir dürfen also nicht mit zu vielen Aktionären planen. Für unsere AG scheinen mir 10 bis 20 Partner bis 2020 ein realistisches Ziel. So würden wir fast die Hälfte aller Schweizer Haushalte, also rund 1,4 Millionen, erreichen.

Das Modell, auf das Swiss Fibre Net nun setzt, betreibt Finecom schon länger erfolgreich. Diente der Quickline-Verbund als Vorbild?

Um dies zu beantworten, muss ich ausholen. In der Schweiz gibt es im Breitband-Markt drei Technologien: das Kupfernetz von Swisscom; das Koaxnetz von Cablecom und regionalen Anbietern; und das Glasfasernetz. Das Kupfernetz wird in spätestens fünf bis zehn Jahren obsolet sein. Die Cablecom wiederum hat auch ein Glasfasernetz, aber eben nicht auf der letzten Meile. Diese läuft auf einer Shared-Koax-Infrastruktur, also mit limitierter Bandbreite. Auf der letzten Meile tobt nun ein Wettbewerb zwischen Koax und Glasfasern. Was viele nicht wissen: Cablecom hat bereits begonnen, Gebäude mit Fiber zu erschliessen.

Das beantwortet aber nicht meine Frage.

Eben doch. Sehen Sie, schauen wir uns zum Beispiel die Stadt Bern an. Auch hier gibt es Quickline-Produkte - aber auf dem Netz von Energie Wasser Bern, einem unserer Aktionäre - und eventuell bald via Swiss Fibre Net. Was ich damit sagen will: Die Technologien werden sich in den nächsten Jahren durchmischen. Am Ende wird es einen Markt geben, der hauptsächlich im Wettbewerb zu Swisscom stehen wird. Die Frage, ob der Quickline-Verbund uns als Vorbild diente, ist also die falsche.

Und doch sind die Ähnlichkeiten frappant.

Swiss Fibre Net ist aber in erster Linie ein Wholesale-Kanal. Wir aggregieren Service-Provider, die selbst schon Layer-3-Produkte anbieten. Spontan denke ich zum Beispiel an GGA Maur oder Iway, die sehr gut in die Struktur von Swiss Fibre Net passen würden. Das Branding aber bleibt bei den Providern. Bei Finecom und deren aktueller Strategie auf den Koaxnetzen ist das anders, ausser eben in der Stadt Bern. Ein Produkt wie Quickline ist allerdings auch für uns denkbar. Momentan führen wir übrigens auch Gespräche mit Wilmaa und der Goldbach-Gruppe, zu denen ich aber noch keine Details verraten darf.

Warum sind Sie so sicher, dass sich der Markt konsolidieren wird?

Weil der Kostendruck enorm zunehmen und ein Verbund die Antwort auf viele Probleme sein wird. Andere Branchen sind hier weiter: Im Banking gibt es zum Beispiel die RBA-Holding, in der sich Regionalbanken mit dem Ziel von Kostensynergien zusammengeschlossen haben. Der Telekommunikationsbranche steht nun eine ähnliche Entwicklung bevor.

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