"Es ist sehr schwer, neue Zahlungsmittel zu lancieren"
Neue Payment-Service-Provider drängen häufig gemeinsam mit ausländischen Onlinehändlern in den Schweizer Markt. Das beunruhigt den Schweizer Platzhirsch Datatrans nicht allzu sehr, wie Hanspeter Maurer und Urs Kisling im Interview verraten.

Meine Herren, wie beurteilen Sie den aktuellen Stand bezüglich Internet-Zahlungsmöglichkeiten in der Schweiz?
Urs Kisling: Jeder Markt hat bestimmte Eigenheiten. Im Fall der Schweiz ist das zum Beispiel die im Vergleich zum Ausland überdurchschnittliche Zahlungsmoral. Das hat zur Folge, dass die klassische Rechnung für physisch verschickte Güter einen Anteil von rund 90 Prozent hat. Erst danach kommt die Kreditkarte. Diese ist hingegen bei digitalen Gütern oder bei Dienstleistungen, bei denen der Anbieter eine sofortige Zahlung benötigt, mit 80 Prozent sehr dominant. Der Rest, also die Zahlungsarten der Postfinance oder Dienste wie Paypal, macht nur einen geringen Anteil aus. Wichtig zu erwähnen ist, dass das Ganze sehr statisch ist. Es ist sehr schwer, neue Zahlungsmittel zu lancieren. Das haben wir in Versuchsprojekten gesehen.
Weshalb ist Paypal in der Schweiz nicht stärker verbreitet?
Kisling: Haben Nutzer bei Paypal die Kreditkarte hinterlegt, was viele Schweizer tun, bezahlt Paypal dafür Gebühren. Dazu will das Unternehmen auch noch etwas verdienen. Dadurch entsteht am Ende eine unattraktive Tarifstruktur. Dazu kommt, dass Paypal Ebay gehört und diese Zahlungsart auf seinen Plattformen fördert. Der Schweizer Markt der Auktionsplattformen wird jedoch von Ricardo dominiert. Ebay hat nur einen geringen Marktanteil.
Bei E-Commerce-Anbietern stand zuletzt das neu eingeführte 3-D-Secure-Verfahren in der Kritik. Wie sieht die aktuelle Situation aus Ihrer Sicht aus?
Hanspeter Maurer: Das 3-D-Secure-Verfahren ist heute in der Schweiz stark verbreitet. Die Kartenherausgeber haben inzwischen die Mehrheit der Kunden, die bereits einmal im Web eingekauft haben, für das Verfahren aktiviert. Der Aktivierungsprozess war allerdings nicht ganz einfach. Das Verfahren hat viele Händler gestört, weil viele Kunden in diesem Aktivierungsprozess den Einkauf abgebrochen haben. Die schwierigste Phase – die Aktivierung der Karten für 3-D – ist jetzt aber überstanden.
Wie ist der Payment-Service-Provider-Markt in der Schweiz aufgeteilt?
Maurer: Es gibt drei wesentliche Player: Datatrans, Saferpay und Postfinance gemeinsam mit Ogone. Wir sind unter diesen Playern die kleinste Firma, verarbeiten aber weitaus die meisten Zahlungen. Dazu kommen verstärkt auch Firmen aus dem Ausland, häufig gemeinsam mit neuen E-Commerce-Playern wie Zalando. Neue Anbieter sind beispielsweise Wirecard, Heidelpay oder Computop. Wir selbst sind auch im Ausland tätig und können heute im gesamten westeuropäischen Raum die entsprechenden Zahlungsarten anbieten. Den deutschen Markt bearbeiten wir aktiv, etwas weniger den österreichischen Markt.
Wie behaupten Sie sich gegen die internationale Konkurrenz?
Maurer: Durch die Internationalisierung haben sich die Preise und Tarifstrukturen weltweit stark angeglichen. So sind etwa die Kreditkartenkonditionen in den letzten Jahren markant gesunken. In der Schweiz sind sie heute günstiger als zum Beispiel in Deutschland oder in Österreich. Auch wir sind preislich international absolut konkurrenzfähig. Ausserdem setzen wir auf Innovationen wie beispielsweise integrierte Mobile-Payment-Lösungen.
Welche Ansätze für neue Zahlungsmittel finden Sie besonders spannend?
Kisling: Ich sehe grundsätzlich zwei Trends: Das eine ist eine sogenannte Rechnung mit Zahlungsgarantie. Das zweite Modell sind Zahlungsmöglichkeiten auf Basis von E-Banking. Diese funktionieren so, dass man Transaktionen nicht rückgängig machen kann. Dadurch bekommt der Händler sofort die Garantie, dass das Geld bezahlt wurde. Bei der Rechnung mit Zahlungsgarantie geht es um ein amerikanisches Modell, das sich in Skandinavien erfolgreich etabliert hat und unterdessen auch in der Schweiz angekommen ist. Der erste entsprechende Schweizer Anbieter ist die MF Group AG in St. Gallen, für den wir kürzlich die ersten Kunden aufgeschaltet haben. Der Anbieter kauft bei diesem Modell nach einer Bonitätsprüfung des Käufers dem Händler die Forderung ab. Der Händler weiss damit, dass er das Geld bekommt. Der Anbieter macht folglich das Debitorenmanagement und das Inkasso. Im Vergleich zu Zahlungsmöglichkeiten, die es heute schon gibt, bieten diese neuen Modelle Kostenvorteile für den Händler. Aus diesem Grund hat der Handel ein Interesse daran, solche Zahlungsarten voranzubringen.

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