Mobile meets Mainframe

Mit Cobol in die mobile Zukunft

Uhr | Aktualisiert
von Mathias Mezger, Senior Solution Architect bei Micro Focus

Mobile Geräte gehören mittlerweile zum ganz normalen Alltag, Unternehmen müssen ihre Applikationen folglich fit machen für die mobile Nutzung. Und auch wenn es überraschend klingen mag, besonders kosteneffizient erfolgt diese Anpassung vielfach mit der Programmiersprache Cobol.

Mathias Metzger, Senior Solution Architect bei Micro Focus in Ismaning. (Quelle: Micro Focus)
Mathias Metzger, Senior Solution Architect bei Micro Focus in Ismaning. (Quelle: Micro Focus)

Der Autor Mathias Mezger ist Senior Solution Architect bei Micro Focus.

Die Nutzung mobiler Apps durch Consumer liegt im Trend. Der Endverbraucher will heute rund um die Uhr mit seinem mobilen Gerät auf Anwendungen zugreifen, wie er es auch bei Nutzung seines Desktop-PCs oder Notebooks gewohnt ist – zum Beispiel beim Online-Shopping oder Mobile Banking. Für Unternehmen besteht die Herausforderung darin, die bestehende Anwendungslandschaft für diese mobile Nutzung anzupassen, denn vielfach unterstützt sie heute diese Anforderung nicht. Um eine „Ablauffähigkeit“ der Applikationen sicherzustellen, müssen dabei die verschiedensten mobilen Geräte und Plattformen – von Smartphones bis zu Tablets – berücksichtigt werden.

Nach wie vor befinden sich viele Applikationen, auf die ein Zugriff von mobilen Geräten aus ermöglicht werden soll, auf Mainframes. Eine Neuentwicklung wäre hier mit extrem hohen Kosten verbunden. Deshalb sollte es das Ziel sein, die vorhandene Applikationssoftware weiterhin zu verwenden und lediglich für die neuen mobilen Anforderungen zu ertüchtigen.

Mainframe-Applikationen mit Cobol "mobil" machen

Auch heute noch sind rund 70 Prozent aller Geschäftsanwendungen in der inzwischen 50 Jahre alten Programmiersprache Cobol geschrieben, vor allem in Banken, Versicherungen, Industrie und Handel. Und das kann durchaus ein erheblicher Vorteil sein. Denn für die Unternehmen bedeutet das, dass sie nicht von Grund auf Neuentwicklungen anstoßen oder Applikationen in einer anderen Programmiersprache neu schreiben müssen. Denn Cobol kann dank der hohen Standardisierung und Adaptierbarkeit auch perfekt für die Entwicklung mobiler Applikationen genutzt werden. In der Praxis ist es wesentlich einfacher und kostengünstiger, Cobol-Programme zu modernisieren, als Anwendungssoftware zum Beispiel in Java oder C neu zu schreiben.

Durch die hohe Integrationsfähigkeit von Cobol ist es problemlos möglich, vorhandene Business-Logik zu kapseln, sie auf andere Systeme zu verlagern und sie dort im Verbund mit Java- oder C#-Programmen – beispielsweise für die Anbindung von Web- oder von mobilen Applikationen – zu betreiben. Für Unternehmen heißt das, dass vorhandene Investitionen nicht verloren sind. Die Weiterverwendung etablierter Applikationen und der bewährten Business-Logik bedeuten dabei nicht nur Kosteneffizienz, sondern für Unternehmen auch Sicherheit im Hinblick auf die Integrität der eigenen Infrastruktur.

Bei der Erweiterung der Applikationen für die mobile Nutzung auf unterschiedlichen technischen Plattformen können Entwickler selbstverständlich auch moderne IDEs wie Visual Studio oder Eclipse einsetzen. Mit Cobol ist das problemlos möglich, denn alle aktuellen IDEs werden unterstützt, das heißt, es spielt keine Rolle, in welcher Entwicklungsumgebung die Programme erstellt werden. Selbst dedizierte Mainframe-Programme können heute nicht nur am Mainframe, sondern auch per „Offload Development" am PC entwickelt werden.

Re-Hosting beseitigt Kapazitätsengpässe

Wenn Konsumenten zusätzliche mobile Zugangsmöglichkeiten und permanenten Zugriff auf Mainframe-Applikationen erhalten, muss auch der Aspekt Performance berücksichtigt werden. Der Anstieg an Transaktionen durch mobile Benutzer – Beispiele sind die Online-Hotelbuchung oder die Nutzung von Finanzdienstleistungen – führen auch zu einer deutlichen Workload-Erhöhung auf dem Mainframe.

Die Erweiterung der Mainframe-Kapazität ist bei steigendem Workload der traditionelle Lösungsansatz. Dabei muss man aber berücksichtigen, dass eine Investition in zusätzliche MIPS immer mit erheblichen Kosten verbunden ist. Unternehmen sollten deshalb in Erwägung ziehen, ausgewählte Mainframe-Applikationen oder -Workloads auf kostengünstigere Plattformen zu verlagern. Das kann zum Beispiel Bereiche wie die Entwicklung, das Testing oder auch Produktionssysteme betreffen. Mit einem solchen Re-Hosting können zum einen die Betriebskosten reduziert und zum anderen Kapazitätsengpässe auf dem Mainframe beseitigt werden.

Insgesamt ist die Anbindung mobiler Geräte an bestehende Legacy-Anwendungen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens heute entscheidend. Dabei sollten Unternehmen möglichst viele der eingesetzten Applikationen weiterverwenden – schon allein aus Kosten-, Kompatibilitäts- und Sicherheitsgründen. Bei Anwendungen, die auf der hocheffizienten Programmiersprache Cobol basieren, kann dies schnell und einfach erfolgen, ohne Neuentwicklung mit einer einfachen Applikationsmodernisierung.