Psychological Empowerment als Schlüsselfaktor für die Nutzung von generativer KI
Die Einführung von generativer KI gelingt nur, wenn Mitarbeitende sich als Mitgestaltende erleben. Psychological Empowerment wird damit zum entscheidenden Erfolgsfaktor einer zukunftsfähigen Datenkultur und einer menschlichen digitalen Transformation.
Die rasante Entwicklung der generativer künstlichen Intelligenz (GenAI) verändert die Arbeitswelt in einem bislang ungekannten Ausmass. Algorithmen generieren Texte, entwerfen Designs, erstellen Prognosen und treffen Entscheidungen; dies in Sekundenbruchteilen. Organisationen, die diese Technologien strategisch einsetzen, gewinnen an Effizienz, Geschwindigkeit und Innovationskraft. Doch während der technologische Fortschritt mit atemberaubendem Tempo voranschreitet, stellt sich eine zentrale Frage: Wie gelingt es, die Menschen in diesem Wandel mitzunehmen?
Hier setzt der Ansatz des Psychological Empowerment an. Er betont, dass erfolgreiche Transformation nicht allein durch Technologie, sondern durch psychologische Befähigung entsteht. Empowerment bedeutet, dass Mitarbeitende sich als kompetent, selbstbestimmt, einflussreich und sinnstiftend erleben (in Anlehnung an das Empowerment-Konzept der Organisationsforscherin Gretchen Spreitzer). Erst diese psychologische Grundlage ermöglicht es, neue Technologien nicht nur anzuwenden, sondern aktiv zu gestalten. Die Rolle des Menschen verschiebt sich damit von der reaktiven Nutzung hin zur ko-kreativen Interaktion mit GenAI-Systemen.
Empowerment als mehrdimensionales Konzept
Empowerment wird laut der Forschung des Autors als mehrschichtiges Konzept verstanden, das sich auf vier Dimensionen entfaltet:
- Individuumbezogenes Empowerment: Hier geht es um die Stärkung der persönlichen Selbstwirksamkeit. Wer die eigene Kompetenz und Autonomie erlebt, entwickelt Mut, Neues auszuprobieren. Gerade im Umgang mit GenAI-Systemen ist das entscheidend: Wer Vertrauen in die eigene Urteilskraft hat, kann Technologien kritisch prüfen und gleichzeitig kreativ nutzen.
- Organisationsbezogenes Empowerment: Diese Dimension beschreibt die Gestaltung von Strukturen und Prozessen, die Partizipation, Lernchancen und Mitsprache fördern. Eine Organisation, die Empowerment systematisch ermöglicht, schafft Freiräume für Experimente und stärkt den Glauben an kollektive Gestaltungsfähigkeit.
- Community-bezogenes Empowerment: Im Zusammenspiel von Teams und Netzwerken entsteht Empowerment durch gegenseitige Unterstützung. Communities of Practice (CoP) oder bereichsübergreifende Learning Circles fördern Vertrauen, Wissensaustausch und gemeinsame Problemlösung; alles essenzielle Faktoren, um GenAI-Lösungen sinnvoll in bestehende Abläufe einzubetten.
- Ökosystem-bezogenes Empowerment: Diese Dimension erweitert den Blick auf das Umfeld der Organisation. Organisationen, die sich aktiv mit externen Partnern, Kundinnen und gesellschaftlichen Akteuren vernetzen, gestalten die digitale Transformation mit, statt sich ihr zu unterwerfen. Empowerment bedeutet hier kollektive Innovationsfähigkeit im gesamten Wirtschaftszweig.
Diese vier Dimensionen verdeutlichen, dass Empowerment nicht bloss ein individuelles Gefühl ist, sondern ein systemischer Mechanismus, der alle Organisationsebenen verbindet. Er schafft die Grundlage für eine resiliente und lernfähige Datenkultur in sozialen Systemen wie Organisationen.
Kulturelle und psychologische Herausforderungen
Trotz der offensichtlichen Chancen von GenAI zeigt sich in vielen Organisationen ein Muster aus Zurückhaltung und Unsicherheit. Typische Hindernisse sind Fachkräftemangel, Widerstand gegen Veränderungen, Silos zwischen Abteilungen oder fehlende Einbindung digitaler Initiativen in die strategische Gesamtlogik. Diese Probleme wurzeln oft weniger in fehlender Technik als in einem Mangel an Vertrauen, Kommunikation und psychologischer Sicherheit.
Zudem löst GenAI auch emotionale Spannungen aus: Angst vor Arbeitsplatzverlust, Sorge vor Entwertung eigener Expertise, oder schlicht das Gefühl, nicht mehr Schritt halten zu können. Hier kann Psychological Empowerment eine Brücke schlagen – indem es Sinn stiftet, Selbstwirksamkeit fördert und Menschen befähigt, Technologie als Werkzeug ihrer eigenen Weiterentwicklung zu begreifen.
Zehn Erfolgsfaktoren für die GenAI-Transformation
Das Forschungsprojekt identifiziert zehn zentrale Erfolgsfaktoren, die verdeutlichen, wie Empowerment praktisch umgesetzt werden kann:
- Adäquate ICT-Infrastruktur sicherstellen: Technologie bildet das Fundament jeder GenAI-Strategie. Nur wer über stabile IT-Systeme, klare Governance, Datenschutz-richtlinien und Cybersicherheitsmassnahmen verfügt, schafft Vertrauen und Handlungssicherheit.
- Datenorientierte Kultur und Expertise fördern: Data Culture und Data Literacy sind die kulturellen und kognitiven Säulen einer GenAI-basierten Organisation. Sie bedeuten, dass Entscheidungen dateninformiert getroffen werden und Mitarbeitende verstehen, wie Daten entstehen, interpretiert und kritisch reflektiert werden.
- Rolle der Führungsperson neu definieren: Führung verändert sich radikal. Führungs-kräfte müssen selbst „empowered“ sein, um Empowerment weiterzugeben. Das bedeutet, Vertrauen zu schenken, Lernprozesse zuzulassen und Verantwortung zu teilen; auch mit GenAI-basierten Systemen.
- Mit psychischer Belastung umgehen: Digitalisierung kann überfordern. Hier helfen Interventionen, die Sinn, Selbstbestimmung, Kompetenz und Einfluss stärken, also die vier Kernkomponenten von Empowerment.
- Organisation gezielt weiterentwickeln: Empowerment und Organisationsentwicklung sind zwei Seiten derselben Medaille. Es genügt nicht, auf Veränderung zu reagieren; Organisationen müssen sich proaktiv und kontinuierlich weiterentwickeln.
- Sozio-digitale Integration sicherstellen: Nur wenn Prozesse, Kompetenzen und Kultur gemeinsam weiterentwickelt werden, entfaltet GenAI ihr Potenzial. Empowerment sorgt dafür, dass Menschen sich als aktiven Teil dieses Systems erleben.
- Wohlbefinden der Mitarbeitenden schützen: Empowerment heisst auch, psychische Gesundheit und Motivation zu fördern. Führungskräfte müssen auf intrinsische Motivation achten und Räume schaffen, in denen Neugier und Lernlust erhalten bleiben.
- Arbeitsgestaltung und Engagement fokussieren: GenAI verändert nicht nur wie wir arbeiten, sondern was Arbeit bedeutet. Empowerment hilft, diesen Wandel aktiv zu gestalten: durch partizipative Arbeitsgestaltung, Mitbestimmung und kontinuierliche Reflexion.
- Risiken, Ethik und Datenschutz prüfen: Mit Macht wächst Verantwortung. GenAI-Systeme bergen Risiken – etwa Verzerrungen in Daten, mangelnde Transparenz oder Verletzungen des Datenschutzes. Empowerment bedeutet auch, ethische Verantwortung wahrzunehmen.
- Toolbox für Psychological Empowerment entwickeln: Damit Empowerment nicht abstrakt bleibt, braucht es konkrete Instrumente: Diagnosemethoden, Trainings, Reflexionsräume und Feedback-Mechanismen. Aktionsforschung ermöglicht, Interventionen direkt in realen Organisationen zu testen.
Von der Technologie zum Menschen – ein kultureller Paradigmenwechsel
Die Einführung von GenAI erfordert einen tiefgreifenden kulturellen Wandel. Organisationen müssen lernen, Technologie nicht nur als Werkzeug der Effizienz, sondern als Partner der Kreativität zu verstehen. Empowerment ist dabei der psychologische Motor, der diese Kultur trägt.
Empowerment als ethischer Kompass
Psychological Empowerment besitzt auch eine starke ethische Dimension. Wer befähigt ist, Verantwortung zu übernehmen, kann moralische Dilemmata analysieren und Entscheidungen treffen und Fehlentwicklungen erkennen. Empowerment schafft die innere Haltung, Verantwortung nicht nach oben oder an die Maschine abzugeben, sondern sie zu teilen.
Zukunftsfähigkeit durch psychologische Befähigung
Die Nutzung von generativer künstlicher Intelligenz ist kein rein technisches Projekt, sie ist ein kulturelles, soziales und höchst arbeits- und organisationspsychologisches Unterfangen. Empowerment stellt sicher, dass der Mensch im Zentrum bleibt, während sich Strukturen und Prozesse verändern. Organisationen, die Psychological Empowerment fördern, schaffen die Voraussetzung für eine reife Datenkultur; eine Kultur, in der Wissen geteilt, Entscheidungen reflektiert und Technologien bewusst gestaltet werden.
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