"Mit Cloud-Entwicklung kann man Know-how teilen"
Geberit hat seine Kundensoftware um Cloud-Funktionalitäten erweitert und will Berechnungsmodelle in die Cloud stellen. Stefan Gysel, Head of Software Development, erläutert im Interview die Vorzüge der Cloud-Entwicklung.

Herr Gysel, was hat Geberit bisher in der Cloud entwickelt, und was sind aktuelle Projekte?
Wir haben zunächst unsere Kundensoftware, den «Geberit ProPlanner», um erste Cloud-Funktionalitäten erweitert. Installateure können nun Katalogdaten zu jedem verplanten Artikel nachschauen. Dabei kann es sich um Bilder, Zeichnungen oder Montageanleitungen bis hin zu CAD-Daten handeln. Dieses Projekt haben wir vor einem Jahr abgeschlossen und sind nun dabei, Bereiche der Businesslogik in die Cloud zu verlagern. Aktuell arbeiten wir daran, das Berechnungsmodell des Geberit-Dachentwässerungssystems «Pluvia» in der Cloud zur Verfügung zu stellen. Damit können Softwarehersteller im Sanitärbereich den hydraulischen Nachweis erbringen, den Materialbedarf und die Kosten für Pluvia-Anlagen berechnen lassen.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile, was die Nachteile der Cloud-Entwicklung?
Ein Vorteil ist, dass man Partner am Know-how teilhaben lassen kann, ohne proprietäre Systeme oder Daten preisgeben zu müssen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Elastizität der Dienste. Wenn beispielsweise sehr viele Kunden auf unsere Services zugreifen, können wir innerhalb weniger Minuten die Rechenleistung vervielfachen. Wenn die Anforderungen zurückgehen, können wir die Rechenleistung wieder reduzieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir die Infrastruktur nicht selbst zu unterhalten brauchen. Ein Nachteil ist hingegen die Abhängigkeit vom Anbieter. Wenn die Infrastruktur nicht mehr läuft, steht der Dienst nicht mehr zur Verfügung. Allerdings muss man sagen, dass die Systeme mittlerweile so weit redundant ausgelegt sind, dass das Risiko eines Ausfalls gering ist. Ein weiterer Nachteil ist die Abhängigkeit des Kunden von der Internetverbindung. Ist diese unterbrochen, kann er auch die Cloud nicht mehr erreichen.
Wie sieht Ihre Entwicklungsumgebung aus?
Wir nutzen Microsoft Visual Studio als Entwicklungstool. Für unseren agilen Entwicklungsprozess verwenden wir Visual Studio Online. Im Testing-Bereich kommen dieselben Tools sowie Visual Studio Test Professional zum Einsatz. Wir haben Continuous Integration etabliert. Das heisst, wir überprüfen automatisiert die Korrektheit der Software bei jeder Änderung durch einen Entwickler. Neben dem Unit Testing nutzen wir auch Coded UI-Tests. Der Computer klickt sich hier quasi selbst durch die Applikation und überprüft die Funktionalitäten.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Projekt-Stakeholdern ausserhalb des Projektteams?
Unsere primären Kunden sind Sanitärinstallateure oder planende Installateure. Diesen stellen wir Software für den Desktop, im Web und auf mobilen Geräten zur Verfügung. Geberit-Vertreter im Aussendienst pflegen den direkten Kontakt mit den Kunden und führen Schulungen durch. Geberit ist ein internationales Unternehmen. Wir passen daher unsere Applikationen an die Gegebenheiten der einzelnen Märkte an. Dazu gehören Anpassungen an Sortimenten, Sprachen, aber auch länderspezifische Normen und Regelwerke.
Welche Cloud-Services sind im Einsatz?
Wir nutzen die Azure-Web- und Worker-Roles für die hydraulischen Simulationen und die Businesslogik. Zur Datenspeicherung verwenden wir Blobstorage und Azure SQL. Für unsere Testumgebung und Continuous Integration nutzen wir Virtual Machines.
Nutzten Sie diese Cloud-Services von Beginn an?
Bei den von uns bezogenen Services fand eine entsprechende Entwicklung statt. Für unsere ersten Dienste nutzten wir ab 2012 die Cloud vor allem als Storage-Plattform. Seither erweitern wir unser Serviceangebot sukzessive in Richtung Integration von Businesslogik, um anwendungstechnisches Know-how in der Cloud abbilden zu können.
Planen Sie, weitere Applikationen in die Cloud zu verlagern?
Wir verfolgen stetig die technologische Entwicklung. Unser Fokus liegt zurzeit in der Verbreiterung unseres Cloud-Angebotes, um den businessrelevanten Mehrwert zu vertiefen. Im Speziellen werden wir den bereits bestehenden «Geberit ProPlanner» sowie die «Geberit ProApp» kontinuierlich über die Cloud erweitern, um so den Installateuren eine praxisnahe Unterstützung zur Verfügung stellen zu können.

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