Heinz Gehri im Interview

"Wir werden als lokales Unternehmen wahrgenommen"

Uhr | Aktualisiert

Heinz Gehri ist Country Manager bei Tata Consultancy Services. Im Gespräch mit der Netzwoche erklärt er, wie sich der Outsourcing-Markt gewandelt hat und welchen Nutzen Unternehmen aus Social-Business-Strategien ziehen können.

Heinz Gehri, Country Manager bei Tata Consultancy Services.
Heinz Gehri, Country Manager bei Tata Consultancy Services.

Herr Gehri, wie hat sich der Outsourcing-Markt aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren verändert?

Wir stellen eine immer höhere Akzeptanz im Markt fest, weil Vorurteilen und Bedenken mit guter Qualitätsarbeit begegnet wurde. Outsourcing-Services machen mit Abstand den grössten Teil aller IT-Services-Investitionen im Schweizer Markt aus. Business Process Outsourcing wuchs in den letzten Jahren als einziger Servicebereich sogar zweistellig, und die Marktprognosen zeigen, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Welchen Einfluss hat die Cloud auf Outsourcing-Szenarien?

Mit der immer rascher fortschreitenden Technologieentwicklung ist das Outsourcing von IT und Geschäftsprozessen einem steten Wandel unterworfen. Cloud Computing hat bereits die IT-Industrie und die IT-Landschaften von Unternehmen beeinflusst und auch das klassische Outsourcing verändert. Wir werden künftig vermehrt Projekte durchführen, in denen Cloud Computing Bestandteil der Outsourcing-Services ist.

Welche Erfahrungen macht Tata Consultancy Services als indisches Unternehmen in der Schweiz? Gibt es kulturelle Unterschiede, die die Geschäftsbeziehungen beeinflussen?

Wir sind seit 1985 in der Schweiz tätig und werden somit als lokales Unternehmen wahrgenommen, das auf hochqualifizierte Spezialisten im In- und Ausland zugreifen und somit 24 Stunden für unsere Kunden da sein kann. Unsere Expats sind geschult bezüglich europäischer Gepflogenheiten, wir stellen keine kulturellen «Clashes» fest.

Was sind die wichtigsten Bedürfnisse von Schweizer Unternehmen bei Outsourcing-Projekten?

Unternehmen streben nach Kostenreduktion, Transparenz und Planbarkeit der Informatikkosten und möchten Freiräume schaffen, um sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Hinzu kommt das Bedürfnis nach mehr Flexibilität, Agilität und der raschen Anpassung an Businessveränderungen. Das Outsourcing der Infrastruktur hat mit Abstand den grössten Anteil an den Outsourcing-Projekten, gefolgt von Managed Services und Application Outsourcing. Das grösste Wachstum sehen wir aber bei Cloud Computing mit Wachstumsraten von über 40 Prozent.

Welche Aktivitäten planen Unternehmen im Bereich Social Business, zum Beispiel interne Social-Plattformen oder externe Social-Media-Aktivitäten?

Social Business wird vermehrt integraler Teil des Marketing-Mix von Unternehmen werden. Firmen planen immer öfter, ihre Kunden via Social Media über Produkte und Lösungen zu informieren. Dies hat aufgrund der Dynamik von Social Media eine wesentlich raschere Verbreitung der Nachrichten zur Folge. Gleiches gilt für den Informationsaustausch mit Partnern oder Lizenznehmern. Auch werden globale Unternehmen mit virtuellen Teams verstärkt auf Social Media setzen, um eine Infrastruktur für mehrere Länder zu kreieren. Leistungs- und Produktbewertungen durch Kunden werden mehr und mehr über Social Media gestreut. Unternehmen werden diese Daten auswerten und nutzen.

Welchen Stellenwert hat Social Business?

Social Business geniesst einen wachsenden Stellenwert. Immer mehr Unternehmen nutzen die Markt- und Kundeninformationen aus den sozialen Medien für Marketing- und Verkaufskampagnen, um die Kundenzufriedenheit zu steigern oder möglichen Unzufriedenheiten entgegenzuwirken.

Welche Branchen interessieren sich am meisten für Social Business?

Bis dato sind es vor allem die Medien, die Unterhaltungs-, die Telekommunikations-, die Hightech-Industrie sowie Consumer Packaged Goods und Retail. Diese haben sich die Informationen aus dem Social Business bereits erfolgreich zunutze gemacht.

In welchen Unternehmensbereichen werden am meisten Social-Media-Projekte in Auftrag gegeben?

Zurzeit nutzen fast 90 Prozent der Unternehmen die Möglichkeiten, die Social Media bietet, lediglich in den Bereichen Marketing und Kundendienst. Dabei könnte Social Media auch die Bereiche Research & Development als auch das Produktmanagement wertvoll unterstützen. Diese wichtigen Geschäftsbereiche sind im Social-Media-Plan von Unternehmen noch unzureichend berücksichtigt. Soziale Medien füttern Unternehmen ja mit wichtigen Kundendaten und Trends. So gesehen müsste dieser Input noch viel stärker bei der Entwicklung von Produkten und Lösungen herangezogen werden.