In Kooperation mit Bearingpoint

Versicherungsfirmen in der Schweiz fühlen sich bereit für das Mobile Computing

Uhr | Aktualisiert
von René Mosbacher

Die meisten grossen Versicherungsfirmen in der Schweiz fühlen sich gut für den Einsatz von mobilen Endgeräten vorbereitet, das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Bearingpoint. Auch Apps werden schon von einigen angeboten, allerdings vor allem für Endkunden und nicht für Mitarbeiter.

Das Beratungsunternehmen Bearingpoint hat IT-Entscheider von elf grossen Versicherungen in der Schweiz zum Einsatz von mobilen Endgeräten und Apps befragt. Dabei sind einige interessante Antworten herausgekommen, die Einblick geben, wie diese informatiklastige Branche mit dem Thema umgeht.

Im Rahmen der Feldstudie wurden ausgewählte Manager auf C-Niveau, hauptsächlich CIOs und COOs, mithilfe eines Onlinefragebogens befragt. Die Fragen wurden mit einem international führenden Versicherungsunternehmen zusammen erarbeitet. Interessiert hat dabei vor allem die momentane Situation im Unternehmen sowie die Einschätzung bezüglich Chancen und Risiken des Mobile Computings. Konkret ging es um den Gebrauch von mobilen Endgeräten jeglicher Art, den Zugang zu Unternehmensdaten und die Situation beim Einsatz von Apps für Smartphones. Auch der Umgang mit privaten mobilen Endgeräten im Unternehmen (BYOD, Bring Your Own Device) wurde abgefragt.

Insgesamt nahmen 14 Manager aus 11 grossen Versicherungen daran Teil. Dabei war ein breites Spektrum an unterschiedlich ausgerichteten Firmen vertreten. Es waren Schweizer Versicherungen beteiligt, die nur im Inland geschäften, Schweizer Versicherungen, die international aufgestellt sind, europäische Versicherungen mit grossen Schweizer Niederlassungen sowie weltweit tätige Rückversicherer. Die Befragung fand im Februar dieses Jahres statt.

Verkaufsabteilungen wollen mobile Endgeräte

Wie die Resultate zeigen, gibt es bei den Versicherungen einen deutlichen Druck in Richtung der Nutzung von mobilen Endgeräten. Mehr als die Hälfte der Angestellten würden gerne mobile Endgeräte nutzen. Dem steht in den meisten Fällen eine IT gegenüber, die sich technisch und was die Richtlinien angeht bereit für den Einsatz solcher Geräte fühlt. Insgesamt gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, der Bedarf nach mobilem Computing sei mittel bis hoch, und die IT sei gut dafür eingerichtet. Als Ausreisser kann eine Schweizer Versicherung gesehen werden, ein Krankenversicherer, der kaum einen Bedarf für Mobile Computing konstatierte.

Bei der Frage, wer mobile Dienste wünscht, standen die Verkaufsabteilungen ganz oben – 10 der 11 Unternehmen gaben an, von dort eine Nachfrage zu spüren. Wenig überraschend treten generell die Mitarbeiter und Abteilungen mit Endkundenkontakten als Treiber beim Mobile Computing in Erscheinung: Hierzu gehören – nach absteigender Nachfrageintensität – das Customer Management, die Schadensabteilungen (Claims Departement) und die Broker. Die Informatikabteilung selbst belegte den zweiten Platz mit 7 Nennungen.

Im Rahmen der Erwartungen bewegen sich auch die Dienste für unterwegs. Auf den ersten drei Plätzen finden sich die üblichen Verdächtigen: Kontakte, Kalender und E-Mail. Der Zugriff auf Businessanwendungen hingegen wird noch selten gewährt. Eines der Unternehmen erlaubte den Schreib- und Lesezugriff – den Nur-Lesezugriff gar keines. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Aussendienstler als wichtige Nachfrager wohl am meisten Interesse am Zugriff auf die Unternehmensdaten haben dürften. Immerhin erwähnten 2 weitere Firmen, dass sie planten, entsprechende Dienste einzuführen.

Richtlinien sind weitgehend angepasst

Eine deutliche Mehrheit der Firmen hat ihre IT-Richtlinien bereits an die Anforderungen des mobilen Computings angepasst. 3 wollen dies demnächst tun und 3 haben keine derartigen Pläne. Matthias Röser, bei Bearingpoint verantwortlich für die Umfrage, schränkte allerdings ein, dass explizit nur eine Versicherung angab, die Anpassung der Richtlinien sei kein Thema. Die anderen zwei hätten wahrscheinlich die vorgegebene Antwort auf dem Fragebogen nicht ganz richtig verstanden.

Als Treiber für die Anpassungen wurde in den allermeisten Fällen die Geschäftsnotwendigkeit des mobilen Zugriffs genannt. In zweiter Linie wurden Bedürfnisse der IT aufgeführt. Am häufigsten wurden bei der Überarbeitung der Richtlinien die Bestimmungen bezüglich neuer Gerätetypen (zum Beispiel: Wie gehen wir mit neuen Smartphones und Tablets um, die grosse Mengen an Daten speichern können?) und neuer Funktionen angepasst. Weniger häufig waren die Änderungen der Richtlinien im Zusammenhang mit der Ergänzung zur Nutzung von mobilen Endgeräten sowie der Informationssicherheit. Dies hängt damit zusammen, dass in vielen bestehenden Richtlinien das Thema «Umgang mit mobilen Endgeräten» und «Informationssicherheit» bereits schon enthalten und umgesetzt war.

Erstaunliche 9 von 11 Versicherungen haben bereits eine mobile Applikation lanciert, 2 planen eine solche und 3 planen derzeit keine. Im Allgemeinen sind die Apps auf die Endkunden und solche, die es werden könnten, ausgerichtet. Agenten und Partner sind nur selten die Zielgruppe. Im Vordergrund steht das Vermitteln von Informationen. Der Kundendienst wurde immerhin 8-mal genannt, gefolgt vom Erfassen von Schadensmeldungen direkt durch die Kundschaft. Für interne Anwendungen gibt es drei Apps und das Offertwesen und den Verkauf nur eine.

Fazit

Das Interesse an mobilen Endgeräten ist in der Schweizer Versicherungsbranche gross. Das zeigt schon die Tatsache, dass es in der Befragung kein Unternehmen gab, in dem nicht mindestens einzelne Mitarbeiter schon eigene mobile Geräte einsetzen. Typischerweise sind hierunter etwa «Executive Gadgets» wie das iPad auf Geschäftsleitungsebene zu verstehen. Im Zentrum allerdings steht bei den meisten Aktivitäten hier der B2C-Bereich.

Viele Unternehmen haben heute bereits erste Schritte in Richtung Mobility/BYOD getan. Aus der Umfrage geht aber laut Bearingpoint auch hervor, dass der Umgang mit den technischen Sicherheitsrisiken (Information Security) als grösste Herausforderung empfunden werde. Das gehe so weit, dass die Umsetzung von Mobile Computing in seiner ganzen Breite derzeit durch fehlende Konzepte im Umgang mit den Risiken gebremst oder gar verhindert werde.