ISE 2017

Wie Digital Signage den Retail persönlicher machen könnte

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von Coen Kaat

Dieses Jahr haben die Veranstalter der Integrated Systems Europe in Amsterdam auch eine Konferenz zum Thema Digital Signage durchgeführt. Fokusthema des Anlasses war der Retail-Sektor und wie intelligente Displays den Handel unterstützen können.

Erstmals fand auch im Rahmen der ISE ein Digital Signage Summit statt. (Quelle: Netzmedien)
Erstmals fand auch im Rahmen der ISE ein Digital Signage Summit statt. (Quelle: Netzmedien)

Vom 7. bis zum 10. Februar findet in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam die diesjährige Integrated Systems Europe statt – kurz ISE 2017. Die AV-Messe hat ihren Ursprung in der Schweiz: Die erste Ausgabe fand im Februar 2004 in Genf statt. Seither entwickelte sich der jährliche Anlass zur Leitmesse im Bereich Digital Signage.

Seit zwei Jahren führen die Veranstalter der ISE zudem eine weitere Eventreihe in Zusammenarbeit mit Invidis Consulting durch: den Digital Signage Summit (DSS). Die Konferenzreihe findet auf der ganzen Welt statt mit einzelnen Anlässen in Dubai, Johannesburg, Moskau, München, New York und Orlando.

Dieses Jahr fand erstmals auch im Rahmen der ISE eine DSS-Konferenz statt. Den Auftakt machte Florian Rotberg, Managing Director beim DS-Berater und -Marktforscher Invidis Consulting.

 

Signage könnte Retail dynamischer machen

Der Fokus der Veranstaltung lag auf dem Retail-Sektor. "Alle reden ständig von der Omnichannel-Herausforderung", sagte Rotberg. Also die kanalübergreifende Verknüpfung vom stationären Verkauf mit dem Onlinehandel. Aber kaum ein Händler würde diese Herausforderung ernsthaft angehen.

"Digital Signage kann bei derartigen Strategien eine Schlüsselrolle einnehmen", sagte Rotberg. Zum Thema Omnichannel gehört etwa auch, dass Händler ihre Ladenpreise dynamisch anpassen können. Onlinehändler wie Amazon übten diesbezüglich einen grossen Druck auf andere Händler aus.

Chris Riegel, CEO von Stratacache, diskutiert mit Florian Rotberg, Managing Director von Invidis Consulting (v.l). (Quelle: Netzmedien)

 

Alle wollen digitale Preisschilder

Eine Lösung könnten etwa Electronic Shelf Labels (ESL) sein. Dabei handelt es sich um digitale Preisschilder mit einem E-Paper-Display. Ändert sich der Preis, kann dies via WLAN an alle betroffenen Preisschilder kommuniziert werden.

Der Markt sei derzeit stark im Aufschwung, sagte Rotberg. "Falls ihr einen ESL-Hersteller gerade nicht erreichen könnt, dann liegt das wohl daran, dass er gerade hunderttausende Preisschilder produziert", sagte Rotberg dem Publikum lachend.

Auch Digital-Signage-Grössen wie Samsung steigen in den Markt ein. Der koreanische Hersteller präsentierte ebenfalls seine ESL-Linie an der ISE 2017.

 

Der Content ist entscheidend

Es genüge aber nicht, einfach nur Displays in einen physischen Laden hineinzustellen. "Die Dinger stehen eh schon überall." Es gehe nicht mehr um den "Wow-Effekt pro Quadratmeter". Der dargestellte Content sei entscheidend.

Rotberg präsentierte den Konfernezbesuchern einen Leitfaden für Händler, die "8 Principles of Calm Technology" - die acht Prinzipien ruhiger Technologie:

  1. Technologie sollte nur das Mindestmass an Aufmerksamkeit vom Betrachter fordern.

  2. Technologie sollte informieren und Ruhe stiften.

  3. Technologie sollte von der Peripherie Gebrauch machen.

  4. Technologie sollte das Beste der Technologie und das Beste des Menschen weiter verstärken.

  5. Technologie muss kommunizieren, aber nicht zwingend sprechen.

  6. Technologie sollte auch dann funktionieren, wenn sie versagt.

  7. Das korrekte Mass an Technologie ist das absolute Minimum, das benötigt wird, um das Problem zu lösen.

  8. Technologie sollte die lokalen sozialen Normen respektieren.

 

Google vermisst die Nähe zum Händler

Der Content muss zudem möglichst personalisiert sein. An diesen Punkt knüpfte die nächste Rednerin gleich an: Vidya Nagarajan, Senior Product Manager für Chrome und Android bei Google.

"Die persönliche Beziehung zwischen dem Verkäufer und dem Kunden ist komplett verschwunden", sagte Nagarajan. Die Kunden würden sich aber noch immer danach sehnen. Mit intelligenten Digital-Signage-Lösungen könnte diese Verbindung wieder geknüpft werden.

So sei es etwa technisch möglich, dass Handy und Signage-Display miteinander kommunizieren. Das Display könnte darstellen, was sich der Kunde im Webshop auf seinem Handy ansah. Möglich seien aber auch Displays etwa in Umkleidekabinen mit einer Direktverbindung zum Personal. So könnte der Kunde die gewünschten Kleider in anderen Farben oder Grössen aus der Kabine heraus anfordern.

Vidya Nagarajan, Senior Product Manager Chrome & Android bei Google. (Quelle: Netzmedien)

 

Intel packt Rechenleistung in Displays

Der zweite Gastredner kam von Intel und sprach die technischen Aspekte hinter diesen Ideen an. Jose Avalos, Global Visual Retail Director in Intels IoT-Gruppe. Sensoren, Netzwerkgeräte und Prozessoren werden stetig billiger, sagte er. "Heutzutage können wir quasi in alles Rechenleistung hineinpacken."

Denkbar sei etwa eine künstliche Intelligenz für Signage-Lösungen. Diese würden die gesammelten Datenberge durchwühlen und daraus Erkenntnisse gewinnen können. Das Resultat seien intelligente Displays, die selbst entscheiden, was sie darstellen sollen.

Kleine Schritte in dieser Richtung seien bereits getan. Es gebe heute schon Verkaufsautomaten, die auf einem Display Werbung einblenden. Bis ein Kunde herantritt. Dann schaltet die Front des Geräts auf eine Benutzeroberfläche um. Aber um tatsächlich intelligente Signage-Lösungen zu realisieren, vergeht wohl noch ein wenig Zeit. Intel suche derzeit noch Partner.

Jose Avalos, Global Visual Retail Director in Intels IoT-Gruppe. (Quelle: Netzmedien)

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