Keine Mandarinli und Nüssli für die digitale Universität
Universitäten waren Vorreiter der Digitalisierung. Computer, E-Mails und Internet waren an vielen Bildungsstätten schon im Einsatz, als kaum jemand im Rest der Welt mit diesen Begriffen etwas anfangen konnte. Auch heute kommen Studenten an der digitalen Technologie nicht mehr vorbei. Laptop, elektronische Kommunikationskanäle und ein Grundverständnis für die IT-Welt sind heute selbstverständliche Voraussetzungen für ein Studium.
Umso seltsamer mutet es an, dass manche Uni-Verwaltungen in einer halb-digitalen Zwischenwelt steckengeblieben sind. Vor einigen Wochen wollte ich mich für den Abschluss des Doktorats an der Universität Zürich anmelden. Die Prozedur ist auf der Uni-Website ausführlich beschrieben. Insgesamt vier Formulare müssen eingereicht werden. Drei davon sind auszudrucken, korrekt auszufüllen, zu stempeln und dann eingescannt als PDF auf den Uni-Server hochzuladen. Etwas umständlich – zumal einige der benötigten Informationen bereits in den Datenbanken der Uni vorhanden sind – aber machbar. Eine Viertelstunde, dachte ich mir, länger sollte das nicht gehen.
Der Samichlaus hofft, dass die Anmeldung zum Uni-Abschluss in Zukunft mit weniger Hindernissen versehen ist.
Zu früh gefreut. Obwohl ich alle Dokumente wie verlangt parat hatte, war ich auf die weiteren Formalitäten der Onlineanmeldung nicht gefasst. Adressen, Angaben zum Studium und zur Abschlussarbeit mussten in einem mehrstufigen Prozess eingetragen werden. Koordinaten, die die Uni eigentlich längst von mir haben sollte. Dann die Einreichung der Formulare. Dreimal musste ich den Upload neu starten, da der Server das Dokument ablehnte. Mal störte ein Umlaut das System, mal durfte der Dateiname keine Leerzeichen enthalten. Schliesslich war die Anmeldung abgeschickt, der Abend allerdings fast vorbei. Die Eingangsbestätigung lag nur Sekunden später im virtuellen Posteingang. In doppelter Ausführung. Am Folgetag dann die Schrecksekunde. «Ihre Doktoratsanmeldung wurde zurückgewiesen», lautete der E-Mail-Betreff. Der Grund? Ich hatte eine andere Postadresse als im System hinterlegt angegeben, beim studierten Fach gab es ein Adjektiv zu viel und – zweifellos am schlimmsten – es fehlten Stempel und Unterschrift des Instituts, das meine längst verbuchten Studienleistungen noch einmal bestätigen sollte. Also ab auf das richtige Büro und das Formular gestempelt. So klappte es am Ende mit der Anmeldung zur Prüfung. Den Weg dahin hatte ich mir allerdings einfacher vorgestellt.
Die Uni-Verwaltung hat ihre digitalen Hausaufgaben in diesem Jahr nicht brav gemacht, würde der Samichlaus sagen. Er hofft, dass die Anmeldung zum Abschluss in Zukunft mit weniger Hindernissen versehen ist. Ungeachtet dieser Schwierigkeiten zum Jahresende wünsche ich unseren Leserinnen und Lesern nun viel Vergnügen mit der letzten «Netzwoche»-Ausgabe in diesem Jahr, eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2018.