Editorial

Wie mir ein Hacker ein Ei auf den Kopf zauberte

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Die neue Netzwoche ist da. Im Editorial befasst sich Oliver Schneider diesmal mit Computerspielen, Hackern und virtuellen Eiern.

Oliver Schneider, Redaktor, Netzmedien (Source: Netzmedien)
Oliver Schneider, Redaktor, Netzmedien (Source: Netzmedien)

Wohl kein Videospiel hat 2018 für mehr Furore, Medienaufmerksamkeit und Umsätze gesorgt als "Fortnite Battle Royale". Das Spielprinzip des Online-Shooters ist denkbar einfach. Am Anfang jeder Runde springen bis zu 100 Spieler über der Spielwelt ab. Alleine oder in Teams bekämpfen sie sich solange, bis nur noch einer von ihnen übrig ist. Auf der Karte zufällig versteckte Waffen und ein immer kleinerer Bereich, in dem sich die Spieler aufhalten können, sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Fortnite ist ein Hit – auf allen Plattformen kämpfen zig Millionen Spieler rund um die Welt um den Rundensieg. Wo bei Multiplayer-Spielen der Erfolg ist, da sind ­Cyberkriminelle nicht weit. Im Internet tummeln sich zahlreiche ­Fake-Apps, die sich als Fortnite für Android-Smartphones ausgeben, in Wirklichkeit aber Schadsoftware aufs Handy laden oder Nutzer­daten abgreifen. Im Dossier finden sich alle Beiträge.

Singleplayer-Spiele wurden von solchen Cyberattacken bislang mehrheitlich verschont. Wer nicht im Internet spielt, der muss sich in der Regel mehr vor Bugs und aufgewärmten Spielkonzepten als vor Hackern fürchten – könnte man meinen. Tatsächlich können aber auch für Einzelspieler konzipierte Spiele Einfallstore für Cyberkriminelle bieten, wie ich selbst erfahren musste. Als Fan der Spielereihe "Dark Souls" konnte ich mir die Neuauflage des erstens Teils nicht entgehen lassen, die im Frühling erschien. Dark Souls fällt in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen. Es kokettiert mit seinem legendären Schwierigkeitsgrad und lässt sich problemlos alleine spielen. Was dem Spieler aber unter Umständen gar nicht bewusst ist: Er kann ­sowohl anderen Spielern zu Hilfe kommen, wie auch als Invasor anderen Spielern das Leben schwermachen. ­Hackern blieb das allerdings nicht verborgen. Einer von ihnen betrat als vermeintlicher Verbündeter meine Spielwelt. Er hatte das Programm so manipuliert, dass er mich postwendend mit einem Fluch belegen konnte, den es in "Dark Souls" so eigentlich gar nicht gibt. Das Resultat des Hacks: Meine Lebenspunkte waren dauerhaft halbiert, ich bekam nur noch einen Bruchteil der Erfahrungspunkte und statt eines Kopfes hatte ich ein widerliches grünes Ei als virtuellen Kopf. Kein Problem, denkt man da. Einfach ein altes Savegame geladen und der Schaden ist behoben. Doch "Dark Souls" kennt keine Spielstände im klassischen Sinn. Die Spielerdaten werden im Hintergrund automatisch gesichert. Da mir auch der Support des Herstellers nicht weiterhelfen konnte, gab es nur eine Lösung: "Dark Souls" noch einmal von vorne beginnen und in Zukunft besser aufpassen, ob man wirklich off- oder online spielt.

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