Highlights aus Barcelona

MWC 2019: Jetzt wird 5G konkret

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Der Mobile World Congress 2019 ist Geschichte. Die Aussteller präsentierten zahlreiche Innovationen. Weil viele von 5G-Netzwerken abhängen, mutet manches noch wie Zukunftsmusik an. Einiges stand für Besucher aber schon zum Anfassen bereit.

"Einige sagen, das heutige Smartphone sei die wichtigste Erfindung des 21. Jahrhunderts. Ich kann dem nur beipflichten", hat Ben Hur, Senior Vice President and Head of System LSI Marketing Team von Samsung Electronics am Mobile World Congress 2019 gesagt. Der Event in Barcelona widerspiegelte diese Worte mit eindrucksvollen Besucherzahlen: über 107'000 Menschen zeigten sich laut Veranstaltern an der Messe. Sie alle waren neugierig auf Technologien rund um Mobilfunk und Mobilgeräte. Namhafte Hersteller liessen sich auf bunt beleuchteten Ständen mit allerlei Gadgets blicken, darunter auch wieder einige Start-ups, die sich ins wilde Treiben dieser Messe wagten.

Gewisse vorgestellte Neuigkeiten kannte man in der einen oder anderen Form schon von Ankündigungen im Vorfeld wie auch vom Mobile World Congress des vergangenen Jahres, wie Sie hier nachlesen können. Zumindest als Versprechen oder in Form von Zukunftsmusik. Die Messe zeigte 2019 wenig, das man nicht schon erwartete oder schon mal versprochen wurde, doch im Gegensatz dazu boten die Hersteller einige Use Cases, die eins klar machten: Die Zukunftstechnologien konkretisieren sich.

Der Stand von T-Systems strahlte im grellen Pink. (Source: Netzmedien)

5G steht bei allen im Mittelpunkt

Dreh- und Angelpunkt bei allen vorgestellten Technologien war das allgegenwärtige Thema 5G an dieser Messe. Denn 5G verbindet fast alle der präsentierten Produkte von nahezu allen Anbietern. Kaum einer der grösseren Aussteller liess es sich nehmen, "5G" kontinuierlich als Buzzword zu nennen: Der höhere Datendurchsatz von 5G ermögliche jetzt endlich Anwendungen wie Drohnen, die in Echtzeit Full-HD-Bilder übermitteln und damit präventive Wartung ermöglichen; blitzschnelle Netzwerke von Geräten im Internet der Dinge eines Smarthomes oder einer Industrieanlage; oder Gaming-Erlebnisse ohne merkbare Verzögerung.

Am Samsung Mobile Business Summit sagte dazu Thomas Riedel, Head of EMEA Networks Team von Samsung Electronics: "5G ist der Sauerstoff für künstliche Intelligenz und Big Data." Mit Einsatz von 5G-Technologien sollen diese Errungenschaften nicht mehr bloss Zukunftsmusik sein, sondern bald Realität. Gerade die USA und Südkorea hätten sich als Vorreiter im Ausrollen von 5G-Netzwerke bewiesen, hiess es in Samsungs Konferenz. Damit stehe Konzepten wie Smart Cities, Fernwartung via Augmented oder Virtual Reality oder einer völlig vernetzten Welt nichts mehr im Wege.

Die Aussteller richteten sich nicht nur an Endkonsumenten - auch für Business-Kunden gab es einiges zu sehen. Hier: HP Inc. Device-as-a-Service. (Source: Netzmedien)

Stände von gross bis klein

Die Organisatoren der Veranstaltung sowie alle beteiligten Unternehmen bemühten sich darum, den Wert von 5G zu beweisen. Einerseits wurden alle Nachrichten und Videos auf allen Bildschirmen an der Messe über ein eigenes 5G-Netz übertragen. Auch bei vielen der Demos von Geräten und Software-Lösungen sei 5G schon im Einsatz, hiess es von etlichen Ausstellern.

Über acht gewaltige Hallen verteilt fanden sich Stände und Einrichtungen verschiedener Anbieter am Event ein. Von Start-ups aus allen Ländern an kleinen Ständen über zahlreiche Konferenzräume bis hin zu grossen Einrichtungen der multinationalen Tech-Konzerne war die Fläche des Fira Gran Via Exhibition Centre ausgereizt. Grosse Menschenmengen versammelten sich an jeder Kreuzung und bestaunten Geräte oder lauschten den Reden von Ausstellern, die ihre Produkte präsentierten.

Einer der zwei Stände des Swiss Pavilion am MWC 2019. (Source: Netzmedien)

Klar zeichnete sich ab, wie wichtig die Messe für die grössten Mobiltelefon- und Mobilfunkanbieter war. Ericsson etwa hatte die grösste zusammenhängende Ausstellerfläche, während Huawei oder Samsung über verschiedene Hallen verteilt ihre verschiedenen Geschäftssparten vertraten. Start-ups waren mit vergleichsweise bescheidenen Ständen ausgestattet. Von Samsungs Galaxy Fold über Huaweis Mate X zu Sonys Xperia 1 konnten Besucher fast alle namhaften neuen Mobiltelefone besichtigen - auch wenn doch nicht alles davon antastbar war.

Lesen Sie hier mehr zu den faltbaren Phones von Huawei, Samsung und Royole am MWC 2019 - wer von ihnen den "Best in Show"-Preis abräumte und wer sich verhalten zeigte.

Wer Smartphones sehen wollte, kam am MWC 2019 nicht zu kurz. Blackberry war auch vertreten. (Source: Netzmedien)

Drohnen, Roboter und Mixed Reality: Die MWC zeigt sich verspielt

Trotz dem Namen ging es am MWC nicht allein um Mobiltelefone. Beispielsweise erlaubten diverse Anbieter Tests von Drohnen, bei denen Besucher dank 5G-Netzwerkübertragung die Flugmaschinen verzögerungsfrei steuern konnten und via Ultra-HD-Aufnahmen deren Umgebungen gestochen scharf fern-wahrnehmen durften.

Bei Cloudminds begrüssten Roboter die Besucher - laut Hersteller die ersten ihrer Art, weil ihre Gehirne auf Cloud-Computing basieren. Wenn einer von ihnen etwas neues erlerne, dann lernten alle mit der Cloud verbundenen Roboter dasselbe dazu. Der koreanische Hersteller Torooc stellte seinen Baby-grossen Roboter "Liku" vor, der seinen Besitzern ein Lächeln auf die Lippen zaubern soll, in dem er auf Begrüssungen freudig reagiert oder für Kameras posiert.

Einer der Cloud-Roboter von Cloudminds begrüsste Besucher direkt beim Empfang. (Source: Netzmedien)

Unzählige Stände hatten Virtual- oder Augmented-Reality-Lösungen (VR und AR) für unterschiedliche Use Cases zum Ausprobieren. Viele Demonstrationen dienten dazu, kabellosen Einsatz der VR- und AR-Brillen bei Spielen zu bieten, die Leistung neuer Standalone-Headsets zu zeigen oder latenzfreie VR-Erlebnisse in Multiplayer-Games zu beweisen. Überall wurde in virtuellen Welten für Punkte und Highscores getanzt, gezaubert, geflogen und geschossen. Bei Intel etwa konnte man sich mit einem Oculus Rift als Spiderman mit virtuellen Spinnenfäden durch die Stadt schwingen.

Andernorts, bei Nokia etwa, zeigte sich, wie Nutzer die Sicherheit und Wartung einer noch fiktiven Smart City via VR-Steuerung managen. Microsoft zeigte mit seiner Hololens 2 verschiedene Arbeitsanwendungen in simulierten Umgebungen wie Fabrikanlagen und Krankenhäuser.

Die 5G-Skyship-Demonstration von Korea Telecom liess Besucher Drohnen in Korea von Barcelona aus fernsteuern. (Source: Netzmedien)

Smarthomes, Smart Cities und IoT

Überhaupt ging es bei einigen der Präsentationen der Aussteller über die einzelnen Geräte hinaus zu gesamten Netzwerken und den damit verbundenen Lösungen. In einer Zukunft voller 5G solle einer vernetzten Welt ausser der eigenen Vorstellungskraft nichts im Wege stehen, hiess es von verschiedenen aber ebenbürtig enthusiastischen Rednern. Damit bezogen sie sich auf ihre Lösungen für IoT und smarte Umgebungen. Produkte für Smarthomes, smarte Business- und Fabrikanlagen und Smart Citys standen genauso auf dem MWC-Programm.

"Meine Frau sagt mir immer, ich soll meinen Energieverbrauch reduzieren. Nun habe ich bald keine Ausrede mehr, wenn ich beim Eingang mit einem Knopfdruck alles im Haus ausschalten kann, bevor ich das Haus verlasse", sagte ein Sprecher von Xiaomi. Dabei ging es bei ihm wie auch bei anderen Demonstrationen "nur" um vernetzte Haushalte, in denen sich alles von Licht über den Kühlschrank bis hin zum Fernseher zentral oder dezentral steuern lässt, egal ob im Haus oder aus der Ferne via Smartphone.

Eine Techdemo zu Smart-City-Lösungen von Nokia. (Source: Netzmedien)

Das Spektrum der Vernetzung ging über einzelne Gebäude hinaus. Für alle diejenigen, die von der High-Tech-Welt von morgen träumen, blieb kein Auge trocken: Business-Netzwerke von SAP über Raumfahrttechnologie von HPE und Edge Computing im IoT von VMware bis hin zu Smart-City-Verwaltungssystemen bei Huawei waren nur wenige Beispiele der präsentierten Lösungen. Für die schnelle Koordination und Reaktion von Rettungskräften, die Drohnenüberwachung zur Eisenbahn-Schienenwartung oder die Stadtverwaltung im Katastrophenfall war alles mit dabei.

Mittels Kombinationen von Drohnen und Robotik, Mixed-Reality-Interfaces und von künstlicher Intelligenz getriebenen Cloud-Lösungen zeichnete sich ein Bild einer Science-Fiction-Welt am MWC 2019 ab. Nur eben real. Auch wenn es noch ein paar Jahre dauert, bis sich das alles weltweit durchsetzt, wie viele Aussteller auf Anfrage verhalten antworteten. Weil die Einführung von 5G-Netzwerken nun über Tests hinausgehen und die Welt zunächst einmal die Transition von 4G zu 5G bewältigen muss.

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