Standardverfahren zur Erweiterung von Software

Raus aus dem stillen Kämmerlein! Partizipativ zu besserer User Experience

Uhr
von Christopher H. Müller, Expert Consultant, Inhaber von Die Ergonomen Usability & Klaus Heyden, Senior Usability & User Experience Consultant bei Die Ergonomen Usability

Die gängigen Methoden, mit denen heute an der User Experience gefeilt wird, sind erprobt und breit akzeptiert. Besonders im agilen Umfeld lohnt sich aber ein partizipativer Prozess: Wird das Projektteam stärker beim Suchen nach Lösungen involviert, beschleunigt das den Prozess und verbessert die Resultate.

Geht es darum, eine bestehende Software, eine Website zu erweitern oder nutzerfreundlicher zu machen, dann stehen heute bewährte Verfahren zur Verfügung. Der Ablauf ist bekannt und gestaltet sich meist folgendermassen:

Das Projektteam entwickelt für bestimmte Use Cases Lösungen – entweder als funktionalen Prototyp oder als Code.

Die UX-Fachleute testen die Lösungen und entwickeln für jedes Usability-Problem einen konkreten, oft auch visualisierten Lösungsvorschlag.

Ihre Befunde und Lösungsvorschläge diskutieren und priorisieren sie mit dem Auftraggeber.

Am Ende resultiert ein Bericht, der die Optimierungen beschreibt. Im Idealfall dient er gleich als Auftragsbeschreibung zuhanden der Entwickler.

Bei diesem Vorgehen kommen die Testbefunde und die Optimierungsvorschläge von den UX-Fachleuten. Ihr Know-how erlaubt es ihnen, aus den Testbefunden speditiv sinnvolle Lösungen zu formulieren und gleichzeitig die nötige Dosis "Aussensicht" einzubringen.

Dieses, nennen wir es Standardverfahren, hat sich bewährt und ist breit akzeptiert. Trotzdem kann es auch Nachteile haben. Es kommt schon vor, dass Lösungsvorschläge nur schwer umsetzbar sind, weil sich die UX-Fachleute der Einschränkungen und Anforderungen hinsichtlich Technik, Design, Marketing oder Businessstrategie nicht im Detail bewusst waren. Dadurch können Verzögerungen entstehen, die speziell bei agil arbeitenden Teams stören.

Lean Evaluation

Um solches zu vermeiden, kann es wertvoll sein, das Projektteam direkt in die Usability-Optimierung einzubinden. Die UX-Fachleute wirken dann weniger als Lösungslieferanten, sondern mehr als Ideengeber, als Moderatoren, als Qualitätssicherer, als Anwälte der Nutzer. Für die partizipative Optimierung der UX hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

Neu wird der Status quo stets im Beisein der Use-Case-Eigentümer getestet.

Sie entwickeln anschliessend für die gefundenen ­Probleme selbst konkrete Verbesserungen. Parallel dazu erarbeiten auch die UX-Fachleute Lösungsideen, vor allem für die komplexeren Probleme.

Die von den Eigentümern erarbeiteten Verbesserungen werden in einem Workshop präsentiert, diskutiert, in Massnahmen gegossen. Hier sind alle relevanten Projektbeteiligten dabei. Auch die UX-Fachleute bringen ihre Sicht und ihre Erfahrungen ein. Am Ende des Workshops ist klar, welche Massnahmen umgesetzt werden.

Die Zeit, die der Auftraggeber in die UX-Workshops investiert, lohnt sich, weil er Lösungen erhält, die von vornherein alle wichtigen Anforderungen und Erkenntnisse berücksichtigen. Dadurch steigt die Effizienz der folgenden Arbeiten und das führt am Ende meist auch zu besseren Ergebnissen. Unter dem Strich bindet dieses Vorgehen nicht mehr Ressourcen – weder personelle noch finanzielle.

Voraussetzungen

Wichtig sind aber ein straffes Zeitmanagement und die Konzentration aufs Wesentliche. Das fördert rasche Entscheidungen – die ja beim agilen Arbeiten nötigenfalls im nächsten Sprint wieder revidiert werden können. Derart partizipatives Arbeiten kann nicht nur effektiver sein, sondern bei den Mitarbeitenden zusätzlich zu einer Art Eigenermächtigung in der UX führen. Wie sich immer wieder zeigt, wird die durchaus als sehr lustvoll empfunden.

Webcode
DPF8_128331