Wirtschaftsmonitoring

Game-Entwickler geben Zürcher Wirtschaft Schub

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Die Kreativwirtschaft hat sich zur Wachstumsbranche der Zürcher Wirtschaft gemausert. Ihre stärkste Lokomotive: die Spiele-Entwickler. In anderen Branchen des Kantons machen sich dagegen Sorgen breit.

(re)format Z: ist eines der Werke aus der Zürcher Spielebranche und Gold-Gewinner bei Best of Swiss Apps 2018. (Source: zVg)
(re)format Z: ist eines der Werke aus der Zürcher Spielebranche und Gold-Gewinner bei Best of Swiss Apps 2018. (Source: zVg)

80'000 Beschäftigte sind 2016 im Kreativsektor des Kantons Zürich tätig gewesen. Das sind fast 10 Prozent mehr als 2011, wie dem neuen Wirtschaftsmonitoring des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) zu entnehmen ist. Die Branche sei damit in den vergangenen Jahren zu einem massgeblichen Wirtschaftsfaktor geworden und stärker als der Rest des Kantons gewachsen. In der Schweiz sei Zürich der wichtigste Kreativstandort, was sich im Anteil der Branche an der gesamtschweizerischen Wertschöpfung von knapp 33 Prozent widerspiegle.

Die Kreativbranche sei nicht nur ökonomisch wichtig, schreibt das AWA, sie leiste mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen auch einen Mehrwert für andere Branchen sowie einen Beitrag zur Lebensqualität in Zürich. Von den 13 Teilmärkten der Branche seien zwischen 2011 und 2016 etwa die Designwirtschaft um 6,2 Prozent und die Software-/Games-Industrie um fast 40 Prozent gewachsen. Der Werbemarkt habe mit einer Steigerung von rund 1 Prozent dagegen nur schwach zugelegt.

Mehr als 2000 Spielefirmen

Treiber des kreativen Wachstums im Kanton Zürich sei die Spielebranche, heisst es im Bericht weiter. Knapp 2400 Betriebe beteiligten sich an der Entwicklung und Vermarktung von digitalen Spielen. 2016 habe der Zürcher Software-/Games-Sektor über 15'000 Vollzeitstellen gezählt. Das seien mehr als alle anderen Untersparten des kantonalen Kreativsektors.

Matthias Sala, Präsident der Swiss Game Developers Association (SGDA) und Geschäftsführer des Game-Studios Gbanga, sieht laut Bericht die Professionalisierung der Game-Branche sowie das Wachstum des internationalen Absatzmarktes als Treiber für den Wachstumsschub in den letzten Jahren. Laut einer Schätzung der SGDA sind rund zwei Drittel aller Entwickler und Entwicklerinnen in der Schweiz im Kanton Zürich angesiedelt. Die Übrigen fänden sich vor allem in Genf und Lausanne.

(re)format Z: ist eines der Werke aus der Zürcher Spielebranche und Gold-Gewinner bei Best of Swiss Apps 2018. Lesen Sie hier mehr dazu.

Anita Martinecz, beim AWA Projektleiterin der Standortförderung der Kreativwirtschaft, sieht darin auch Vorteile für andere Branchen. "Game-Entwicklerkompetenzen sind immer mehr auch in anderen Wirtschaftszweigen wie der Bildung, der Werbung und der Kommunikation gefragt", lässt sie sich in der Mitteilung zitieren.

Einfach in den Schoss falle den Spiele-Entwicklern der Erfolg allerdings nicht. Die Entwicklung von Spielen sei komplex, interdisziplinär und aufwendig. Die Game-Industrie müsse ausserdem um finanzielle Mittel für den Produktionsprozess kämpfen und sich auf dem internationalen Markt, der von grossen Studios dominiert ist, behaupten, schreibt Martinecz weiter. Doch die Schweizer Game-Szene könne sich international gut behaupten. US-Unternehmen wie Disney, Facebook oder Apple zeigten Interesse an ihr. Einige Player aus der Zürcher Spielebranche stellt das AWA ins Rampenlicht:

  • Giants Studios entwickelte mit dem Landwirtschaftssimulator das erfolgreichste Zürcher Spiel.

  • Gbanga: Das Game-Studio gewann im Herbst 2018 den internationalen Spielewettbewerb von NBC Universal mit dem Spiel "Voltron: Cubes of Olkarion".

  • Stray Fawn Studio entwickelte das erfolgreiche Strategiespiel "Niche – A Genetic Survival Game". Im Interview verrät Designerin Philomena Schwab, wie es der Schweizer Spielebranche geht.

  • Bitforge entwickelte für den Flugzeug- und Schienenverkehrsbauer Bombardier die Holotram-App, die bei der VBZ getestet wird.

  • Blindflug Studios landete mit dem Spiel "First Strike: Final Hour" einen Erfolg.

  • Disney Research Lab: In Zürich befindet sich das einzige Entwicklungszentrum von Disney in Europa. Viele Effekte, die in letzter Zeit in Filmen und Spielen von Disney vorkamen, wurden in Zürich entwickelt.

  • Der englische Spiele-Entwickler Gobo hat seit 2014 eine Niederlassung in Zürich.

  • Somniacs entwickelte unter anderem den Flugsimulator Birdly.

Zürcher Wirtschaft kühlt sich ab

Während sich die Kreativ- und insbesondere die Spielebranche über Wachstum freuen können, trübt sich das Bild im Rest der Zürcher Wirtschaft ein. Nach dem Aufschwung von 2018 folge jetzt eine leichte Abkühlung der Zürcher Wirtschaft. Sie soll nach Einschätzung des AWA temporär sein.

Die Grösse der Kreise steht proportional für den jeweiligen Anteil der Wertschöpfung einer Branche an der gesamten Wertschöpfung im Kanton. (Source: Amt für Wirtschaft und Arbeit)

Das Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich werde in diesem Jahr schwächer ausfallen als noch im Vorjahr, heisst es im Bericht. In den meisten Branchen gebe es eine Verlangsamungstendenz und eine Verschlechterung der Unternehmenserwartungen. Besonders einschneidend sei die Stimmungsverschlechterung im Finanzsektor. Auf dem Arbeitsmarkt sei dies allerdings noch nicht angekommen. Die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich sank nach Angaben des AWA im Februar 2019 auf 2.5 Prozent nach 3.5 Prozent im Februar des Vorjahres.

Das Zürcher Wirtschaftsmonitoring steht auf der Website der Kantonsverwaltung zum Download als PDF zur Verfügung.

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DPF8_131826

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