Mobilität und das Internet der Dinge

Neue IoT-Ansätze: Was wir von Start-ups lernen können

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von Christian Koller, Senior Consultant, InnoQ Schweiz

Bei technikgetriebenen Start-ups verschmelzen Geschäftsmodell, IT und Fachwissen in besonderer Weise. Aus dem Aufbau eines solchen Geschäfts lassen sich viele Erkenntnisse für moderne IoT-Ansätze ableiten, wie ein Schweizer E-Bike-Sharing-Start-up zeigt.

Christian Koller, Senior Consultant, InnoQ Schweiz
Christian Koller, Senior Consultant, InnoQ Schweiz

Ein erfolgreiches Start-up aufzubauen, bringt viele Herausforderungen mit sich: etwa ein beschränktes Budget und die fortlaufende Anpassung des Geschäftsmodells. Gerade bei IT-getriebenen Geschäftsmodellen zwingt das aber auch alle Beteiligten, über den Tellerrand zu schauen und Technologie, Business und Fachkompetenz eng zu verzahnen.

Ein gutes Beispiel ist die Schweizer Bike-Sharing-Plattform Smide – ein Start-up mit inzwischen über 20 000 Kunden. Doch die Umsetzung war nicht immer einfach. Welche Lektionen lassen sich daraus lernen?

1. Bedürfnisse statt Produkte

Damit ein innovatives Geschäftsmodell rentabel wird, müssen immer wieder neue Ideen her. Das heisst auch: weg vom Produktdenken, hin zur Erfüllung von Bedürfnissen. Bei Smide kamen etwa Businesskunden dazu oder Erweiterungen des Systems, um spezielle Verwendungszwecke der E-Bikes besser zu bedienen.

2. Aus Daten Erkenntnisse gewinnen

Um genau diese Verbesserungen des Geschäftsmodells zu erreichen, braucht es eine intelligente Auswertung grosser Datenmengen. Das System muss daher den vollen Zugriff auf die Historie gewährleisten. So lassen sich aus Mustern Bedürfnisse und neue Chancen für das Business ableiten sowie Ideen zur Automation. Das sind entscheidende Faktoren für die Tragfähigkeit eines Geschäftsmodells.

Dieser Fachbeitrag erschien im Focus "IoT für Logistik und Mobilität" der Netzwoche-Ausgabe 4/2019. Alle Inhalte des Hefts finden Sie hier.

3. Entwicklung zwischen Effizienz und Sackgasse

Für die IoT-Plattform-Entwicklung heisst es, den richtigen Weg zwischen Komplexität und Sackgasse zu finden: Ein Start-up kann sich in der Regel nicht die jahrelange Entwicklung einer «Mega-Plattform» leisten. Sie muss schnell und effizient entstehen. Gleichzeitig darf die Entwicklung aber nicht in eine Sackgasse führen und zukünftige Ideen und Erweiterungen blockieren. Hier ist das Zusammendenken von Business und IT wichtig: Beispielsweise reicht für die Erfüllung eines bestimmten Geschäftszwecks bisweilen die «Light-Variante», wenn sie mit organisatorischen Lösungen kombiniert wird.

4. Microservices – aber mit Köpfchen

Das Thema Microservices ist heute allgegenwärtig. Aber jenseits von allen Buzzwords sind Microservices schlicht ein relativ neues Werkzeug. Entscheidend ist, was wir damit anstellen: Microservices nutzen heisst, das Gesamtsystem nach bestimmten Kriterien zu modularisieren. Für den Erfolg der E-Bike-Sharing-Plattform war entscheidend, geschäftliche Kriterien zu wählen anstatt rein technische. So kann sich das System neuen Ideen anpassen. Dank einer intelligenten Konzeption – etwa durch Nutzung von MQTT – sind anspruchsvolle IoT-Prozesse problemlos möglich: etwa die Veränderung des Positions-Sendeintervalls oder der Umgang mit Funklöchern.

5. Kluge Anreizsysteme schaffen

Der Erfolg der E-Bike-Sharing-Plattform wäre nicht denkbar ohne die Mitarbeit der Kunden. Hierzu braucht es kluge Anreizsysteme, etwa damit Kunden die E-Bikes an einer Ladestation oder an einem strategischen Ort abstellen. Das System muss solche Erweiterungen zulassen – Geschäftsmodell, IT und die Psychologie hinter Anreizsystemen müssen zusammengedacht werden. Diese Lektionen sind nicht nur für innovative Start-ups relevant. Sie werden angesichts von Budgetrestriktionen und eines «Geschäftsmodells im Fluss» hier besonders deutlich. Alle, die ihr Geschäftsmodell dem digitalen Zeitalter anpassen und ihre Konkurrenzfähigkeit mit neuen Technologien steigern wollen, können die hier genannten Erfahrungswerte nutzen – und ein wenig Start-up-Spirit ins Unternehmen bringen.

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