Porträt: Vincenzo Covelli, Signethics

Ein Signage-Spezialist mit Faible für Fairplay

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Der Systemintegrator Signethics ist noch keine fünf Jahre alt und hat schon riesige Projekte an Land gezogen. Die Firma lebt ausschliesslich von und für Digital Signage. Was den Gründer Vincenzo Covelli antreibt, ist seine Überzeugung: Nur ein faires Geschäft ist ein gutes Geschäft.

Vincenzo Covelli, Gründer und CEO von Signethics. (Source: Netzmedien)
Vincenzo Covelli, Gründer und CEO von Signethics. (Source: Netzmedien)

Ein gerissener Verkäufer hat kein Gewissen. Das könnte man meinen – gesetzt den Fall, im Sales kämpft jeder für sich und es zählt nur der eigene Profit. Doch das sei falsch, findet Vincenzo Covelli. Was für ihn einen guten Verkäufer ausmacht, ist eine aufrichtige Haltung. Ein Credo, wonach jeder Deal für beide Seiten stimmen soll. Nicht von ungefähr taufte er sein Unternehmen Signethics – "Sign", weil sich die Firma voll und ganz auf Digital Signage fokussiert, und "Ethics", weil Covelli grossen Wert auf Business-Ethik legt. Auch das kommt nicht von ungefähr.

Das Büro von Signethics liegt in Schindellegi. Dutzende Displays leuchten an den Wänden. Covelli sitzt an einem weissen Tisch und redet fast ununterbrochen, aber nie hektisch. Er wirkt gut gelaunt, interessiert, wie angefressen. "Wir brennen für Digital Signage", sagt er mit leuchtenden Augen.

Vom Träumer zum Teamleader

Diese Faszination begann 2007, wie sich Covelli erinnert. Er fing damals bei der Firma Mobile Solutions an. Da merkte er: "Digital Signage ist mehr als ein Werbeträger, es vermittelt Informationen, schafft Atmosphäre und weckt Emotionen." Covelli träumte von Installationen, die ebenso komplex wie raffiniert sind. Er wollte weiter ins Integrationsgeschäft vorstossen, doch die Geschäftsleitung zögerte.

2009 wechselte Covelli zu Samsung Schweiz. Ein Jahr später stieg auf zum Leiter der Business Unit Displays. Es schien glatt zu laufen, doch etwas nagte an ihm. "Ich kam an einen Punkt, an dem mir klar wurde: Hard- und Software allein reicht mir nicht." Er wollte wieder näher mit Kunden zusammenarbeiten. Zudem hegte er schon seit seiner Lehre diesen Wunsch nach Selbstständigkeit.

Mit Herzblut fürs Projektgeschäft

Von Beruf ist Covelli Fernsehelektriker. Bei der Firma Bernhard Hegi in Wohlen hatte er gelernt, wie man TVs installiert und repariert. Nach der Abschlussprüfung, Covelli war 21, bat ihn sein Chef, zu bleiben – und zwar nicht als Elektriker, sondern als Verkäufer. "Er wusste, dass ich ein guter Schnurri bin", sagt Covelli schmunzelnd. Er nahm das Angebot an. Damals, es war um die Jahrtausendwende, war Multiroom das grosse Thema. Komplexe Installationen mit Revox-Anlagen und Loewe-TVs – so kam Covellis Leidenschaft für Projekte auf.

Der Chef kam aus der Welt der Weisswaren. Kühlschränke und Waschmaschinen kannte er bis ins kleinste Detail. Er gab sein Okay, als Covelli vorschlug, das Projektgeschäft zu forcieren. Anfangs kam Bewegung in die Bude. Covelli organisierte Schulungen und versuchte, die Mitarbeiter einzuschwören. Doch es klappte nicht. Der Chef habe gesagt: "Weisst Du, Vini, hier weht ein anderer Wind. Wir müssen uns erstmal ums Elektro-Geschäft kümmern. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass Du weiterziehen solltest, um etwas Neues zu erleben."

Mit einem mulmigen Gefühl sei Covelli aus diesem Gespräch gekommen. Wurde er etwa entlassen? Tags darauf war ihm klar: Das war keine Kündigung, sondern ein Ratschlag. Den nahm er sich zu Herzen und beschloss, eines Tages eine Firma zu gründen. Es dauerte eine Weile, bis die Zeit reif war.

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Wenn das Glück zuschlägt

Es war im Oktober 2015. Covelli hatte einen Haufen Kontakte geknüpft, das Signage-Geschäft von allen Seiten kennengelernt und einen Business-Plan erstellt. Zwei Monate nach der Gründung von Signethics kam der "Lucky Punch", wie Covelli sagt. "Das war eine heftige Kiste."

Über sieben Ecken sei ein alter Bekannter auf ihn zugekommen. "Du machst Signage? Lass uns reden!" Wenige Monate später testete Covelli mit seinen Mitarbeitern den Prototyp eines Signage-Systems für McDonalds. Erst statteten sie das Hauptquartier in Crissier aus, dann eine Zweigstelle in Baar. Mittlerweile hat Signethics 169 Filalen mit rund 1200 Signage-Displays ausgerüstet. Und das war erst der Anfang. Nun kommt Phase 2: Um die Filialen herum gibt es weitere Flächen, die McDonalds mit Displays bestücken will.

Bei Sunrise sei es ähnlich gelaufen. Man kam ins Gespräch, Signethics präsentierte ein Konzept und stellte einen Prototyp auf die Beine. Dann folgte der Auftrag, 80 Filialen auszustaffieren. Auch mit Sunrise sei die Partnerschaft langfristig ausgelegt.

Bereit für das grosse Fressen

Derzeit beschäftigt Covelli 9 Mitarbeiter, drei weitere sucht er noch. Die Zeit der kleinen Schritte sei vorbei, sagt er. Schnell weiter wachsen – dazu sei Signethics fast schon verdammt. Denn es drängten mehr und mehr Unternehmen in den Markt: CE-Händler, Druckerhändler, IT-Dienstleister … Das verschärft den Konkurrenzkampf.

Die Folge: "Die Grossen werden die Kleinen fressen." Dafür sieht sich Covelli gut gerüstet. Doch es bestehe die Gefahr, dass Händler mit wenig Ahnung von Signage einen schlechten Job machen oder sogar Kunden übers Ohr hauen würden. So etwas hatte Covelli schon erlebt, als er noch bei Samsung arbeitete. "Es gibt es Schlitzohren unter den Systemintegratoren", sagt er. Manche würden auf Displays eine Marge von 50 Prozent aufschlagen, ohne dem Kunden eine Dienstleistung zu bieten. "Das finde ich befremdlich und unfair."

Sich fremd zu fühlen, kann einem die Augen öffnen

Woher kommt dieses moralische Empfinden? Covelli kommt ins Grübeln. Er sei als Secondo hier auf die Welt gekommen und aufgewachsen, sagt er. "Meine Denkweise ist mehr schweizerisch als italienisch. Aber schon im Kindergarten habe ich gespürt, dass ich als Ausländer wahrgenommen werde. Ich musste mehr kämpfen als andere. Das hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, offen auf seine Mitmenschen zuzugehen."

Diese Offenheit soll auch sein Unternehmen prägen. Covelli sieht sich nicht als Patron, der allen zeigt, wo es langgeht. Er versteht sich als Förderer. "Ich will meinen Mitarbeitern etwas mitgeben können." Denn auch er habe Leute um sich, die ihn förderten, ihm Sicherheit gäben sowie die Freiheit, Fehler zu machen und daran zu wachsen.

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