Müllers kleines ABC

C wie Cognitive Load Theory

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(Source: bobmadbob / iStock.com)
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Theorie: Forsch verkürzt liesse sich sagen: Die Cognitive Load ­Theory (CLT) postuliert, dass Lernen erstens stets mit kognitiver ­Belastung einhergeht, dass zweitens dabei das Kurzzeitgedächtnis der begrenzende Faktor ist und dass drittens Wissen in sogenannten Schemata gespeichert wird. Formuliert haben die Theorie ein gewisser John Sweller und seine Mitautoren anno 1998.

Realität: Zugegeben, das mit der kognitiven Belastung beim Lernen klingt nicht gerade nach einer Offenbarung. Ergiebiger erscheint da schon die Rolle des Kurzzeitgedächtnisses: Es ist zentral, wenn es ­darum geht, Informationen zu verarbeiten, Zusammenhänge zu erfassen, Probleme zu lösen etc. Weil seine Kapazität aber sehr beschränkt ist, fühlen sich Nutzer rasch überfordert, wenn ihnen zu viele Informationen aufs Mal präsentiert werden.

Spannend hinsichtlich User Experience sind die Schemata. Sie dienen uns dazu, den ständig auf uns einprasselnden Informationen ohne grossen Aufwand eine Bedeutung zuzuordnen und quasi als Muster abzuspeichern. Das erleichtert uns das Leben ungemein. Passt ­nämlich ein Schema zu einer bestimmten Situation, können wir uns ­mühelos und ohne viel nachzudenken sinnvoll verhalten. Nur, wenn eine Situation zu keinem Schema passt oder irgendwie aussergewöhnlich ist, wird unser Handeln von kontrollierten, bewussten, aber anstrengenden kognitiven Prozessen geleitet. Beispiel Webshop: Den besuchen wir ja nicht, um zu lernen, dass ein Check-out auch ganz anders oder viel origineller ablaufen kann, als wir es gewohnt sind. Wir wollen bloss rasch was kaufen. Deshalb sind wir froh, wenn alle Check-outs ähnlich funktionieren, also zu unserem Schema passen.

Fazit: Der Mensch mag es im Alltag meist einfach und unspektakulär. Er schätzt Analogien und erwartet dosierte, aber relevante und verständliche Informationen. Wer also meint, er müsse sich dringend vom Mainstream differenzieren, indem er für alles und jedes eine "andere" Lösungen anbietet, wird leicht damit seine (potenzielle) Kundschaft vergraulen.

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