Focus: KI-Agenten

Wie die KI bald wirklich für uns einkauft

Uhr
von Santosh Ritter, Visa

Viele Menschen nutzen heute schon generative KI, um Produkte zu finden oder sich inspirieren zu lassen. Allerdings gibt es meist einen Haken. Denn wenn es ums tatsächliche Kaufen geht, stösst der KI-gestützte Handel bisher an seine Grenzen. Das wird sich in Zukunft ändern.

Santosh Ritter, Country Manager Schweiz und Liechtenstein, Visa. (Source: zVg)
Santosh Ritter, Country Manager Schweiz und Liechtenstein, Visa. (Source: zVg)

Dem Alltagsstress entfliehen, neue Eindrücke sammeln oder einfach die Seele am Strand baumeln lassen: Der Sommerurlaub ist für viele die schönste Zeit des Jahres. Aber seien wir mal ehrlich. Die Planung ist oft ein anstrengender Prozess. Statt stundenlang die passendsten Flüge, das Hotel mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die richtigen Vor-Ort-Aktivitäten für die Kinder zu organisieren, wäre es doch viel einfacher, wenn die KI übernimmt. Analog zu simplen, wiederkehrenden Einkäufen wie etwa von Waschmittel, das am besten dann automatisch nachbestellt wird, wenn es gerade im Angebot ist. 

Laut einer aktuellen Comparis-Befragung (PDF) nutzen 26 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer KI-Chatbots im E-Commerce. Andere Studien zeigen, dass international bereits knapp jeder Zweite (47 Prozent) mit KI-Unterstützung Kaufentscheidungen trifft. Doch bisher fehlt die entscheidende Komponente: die Fähigkeit, Käufe auch abzuschliessen, sodass nicht manuell diverse Websites angesteuert, Angebote ausgewählt und Check-outs vorgenommen werden müssen. So bleibt KI-gestützter Handel für Nutzerinnen und Nutzer unvollständig – fast wie ein Schaufensterbummel nach Ladenschluss.

Das wird sich in Zukunft ändern mit KI-Agenten, die in der Lage sein werden, Produkte «im Autopilot» auch zu bezahlen. Konsumentinnen und Konsumenten können dabei wählen und jederzeit anpassen, ob sie jeden Kauf ausdrücklich genehmigen möchten oder ob es Sachen gibt, die der Agent bei einem definierten Maximalbetrag automatisch kaufen darf. 

Vertrauen und Sicherheit als Grundlage

Die vielleicht grösste Herausforderung ist die Vertrauensfrage. Konsumentinnen und Konsumenten müssen sicher sein können, dass der KI-Agent nur das richtige Produkt und zum richtigen Preis kauft. Banken wollen wissen, dass Käufe von echten Kundinnen und Kunden und nicht von betrügerischen Bots initiiert wurden. Und Händler müssen sich darauf verlassen können, dass Transaktionen auch gültig sind. Letztlich benötigt der KI-Handel den gleichen Grad an Infrastruktur, Sicherheit und Schutzmechanismen, der bereits heute im stationären und Onlinehandel Standard ist. 

Kürzlich wurden erste Initiativen aus der Payment-Branche vorgestellt, die Regeln und Instrumente zur Verfügung stellen werden, mit denen KI-Agenten führender KI-Unternehmen in Zukunft im Auftrag von Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen können. In Zusammenarbeit soll sichergestellt werden, dass KI-gestützte Einkäufe nicht nur personalisiert, sondern auch sicher und zuverlässig sind. 

Zum Einsatz kommen dabei Technologien wie die Tokenisierung. Hier werden sensible Kartendaten durch einen digitalen Platzhalter ersetzt. Dieser Token wird anstelle der tatsächlichen Kartennummer verwendet, wenn Karten für den KI-Einkauf hinterlegt und verwendet werden, und kann nicht an anderer Stelle für andere Zwecke genutzt werden. Dabei ist es zentral, dass User die volle Kontrolle behalten und auch entscheiden, welche Informationen sie für personalisierte Ergebnisse teilen wollen. Transaktionsdaten bleiben persönlich und privat. Sie werden nur im Kontextfenster, also dem Kurzzeitgedächtnis des KI-Agenten, gespeichert und nicht mit der KI-Hauptengine geteilt. Und wenn einmal etwas schiefgeht, können Konsumentinnen und Konsumenten den gleichen Schutz erwarten, wie sie ihn vom herkömmlichen Einkauf im Geschäft oder Internet kennen.

Webcode
5RniRacg