Editorial

Gute Besserung!

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Corona ist weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden – die Nachwehen belasten die Gesundheit der Bevölkerung nach wie vor, und wie die CSS Krankenversicherung in ihrer Gesundheitsstudie herausgefunden haben will, mehr denn je. Von einer anhaltenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes erfährt man aus dem Papier. Ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich demnach nicht vollständig gesund. Obwohl der Fokus der Studie auf der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit beruht, lässt sie aufhorchen. Insbesondere deshalb, weil dieses "Krankheitsgefühl" nach dem medialen Abklingen der Pandemie stärker geworden ist. So gaben zu Beginn der Pandemie 2020 22 Prozent der Befragten an, nicht vollständig gesund oder gar krank zu sein. Bereits rund ein Jahr später im Juni 2021 lag der Wert bei 27 Prozent. Diesen Juni stieg er auf 35 Prozent. Die Pandemie hat sich gemäss Studie "von einem akuten und sichtbaren Ereignis zu einer chronischen und schleichenden Belastung für die Volksgesundheit entwickelt".

Aber nicht nur wegen Corona fühlt sich die befragte Bevölkerung krank: Rund 60 Prozent der 18- bis 40-Jährigen nennen ihren Beruf als ungesunden Stressfaktor. So nahmen im dritten Jahr der Pandemie die Anzahl der Krankheitstage von 2,5 auf 4,3 Tage zu (2020: 3,3 Tage). Stark gestiegen ist im Vergleich zum Vorjahr der Anteil derjenigen, die mindestens zehn Tage krank waren und der Arbeit deswegen fernblieben, was einer Zunahme von 18 auf 26 Prozent entspricht. Ausserdem nahm der Anteil der Personen mit einer guten psychischen Verfassung seit 2021 von 74 auf 71 Prozent ab.

Krankheiten belasten die Arbeitswelt und treiben die Kosten im Gesundheitswesen. Um letztere zu senken, ist es unabdingbar, das Gesundheitssystem schlanker und effizienter zu machen. Denn es werden weitere Pandemien mit hoher medialer Aufmerksamkeit kommen und der demografische Wandel mit immer mehr Hochbetagten wird ausserdem an der Kostenspirale drehen. Allerdings sind in der Schweiz die meisten politisch angestossenen Digitalisierungsabsichten im Gesundheitswesen bislang oft kläglich gescheitert. Das bekannteste Beispiel dafür ist das elektronische Patientendossier. Die Gründe in diesem Fall liegen einerseits im Unwillen bestimmter Interessengruppen und andererseits in der Inkompetenz bei der Umsetzung. Lesen Sie hierzu auch einmal mehr das sehr treffende "Stethoskop" von Jürg Lindenmann.

Ausserdem dreht sich der Themenfokus dieser Ausgabe um Datenplattformen im Gesundheitswesen. Mehr darüber lesen Sie hier.

Ich wünsche dem EPD und auch Ihnen – sollten Sie zu den 35 Prozent gehören – gute Besserung!

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