Jubiläum: 25 Jahre "Netzwoche"

Mehr Innovation und weniger Regulation für die Schweiz

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von Franz Grüter, Nationalrat (SVP/LU) und ­Co-Präsident Parldigi

Die Schweiz hat die Digitalisierung nicht nur miterlebt, sondern in vielen Bereichen aktiv mitgestaltet. Doch gerade in der Verwaltung wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Zu oft dominiert in der Politik die Haltung, Risiken höher zu gewichten als Chancen.

Franz Grüter, Nationalrat (SVP/LU) und ­Co-Präsident Parldigi. (Source: zVg)
Franz Grüter, Nationalrat (SVP/LU) und ­Co-Präsident Parldigi. (Source: zVg)

Wenn wir die vergangenen 25 Jahre Digitalisierung in der Schweiz betrachten, dann können wir mit Stolz feststellen: Unser Land hat diese Entwicklung nicht nur miterlebt, sondern in vielen Bereichen aktiv mitgestaltet. Als ich 1996 selbst als Unternehmer in der IT-Branche gestartet bin, waren Internetzugänge noch langsam, Speicherplatz kostbar und Rechenleistung limitiert. Heute, ein Vierteljahrhundert später, ist die digitale Infrastruktur ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Lebens, unserer Wirtschaft und unserer Verwaltung.

Besonders erfreulich ist, dass sich die Schweiz in den letzten rund 15 Jahren zu einem der bedeutendsten Datenstandorte Europas entwickelt hat. Zahlreiche internationale Unternehmen betreiben heute hier ihre Rechenzentren. Gründe dafür sind die politische Stabilität, die hohe Rechtssicherheit und die zentrale Lage mitten in Europa. Die Schweiz ist zu einer «Daten-Drehscheibe» geworden – und diese Entwicklung geht weiter.

Aktuell steht mit der künstlichen Intelligenz (KI) eine neue, bahnbrechende Technologie im Zentrum. KI bietet faszinierende Möglichkeiten: von der Optimierung indus­trieller Prozesse über personalisierte Medizin bis hin zu ganz neuen Formen der Kommunikation. Sie ist eine echte Schlüsseltechnologie, die enorme Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft eröffnet.

Doch gleichzeitig gibt es auch Herausforderungen. Die Digitalisierung kann Effizienz und Produktivität steigern, gerade auch in der Verwaltung. Dieses Potenzial wird in der Schweiz aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Zu oft dominiert in der Politik die Haltung, Risiken höher zu gewichten als Chancen. Ich bin überzeugt, dass unser Motto lauten muss: «Mehr Innovation, weniger Regulation.» Wenn wir uns zu stark durch Regeln fesseln, laufen wir Gefahr, im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Frage der Datensouveränität. Heute stützt sich die Schweiz – wie auch ganz Europa – bei wichtigen Technologien wie Chipproduktion, Cloud-Services oder KI stark auf globale Anbieter. Diese Zusammenarbeit ist wertvoll und eröffnet uns grosse Chancen. Gleichzeitig sollten wir aber vermehrt auch eigene Innovationskraft aufbauen, um unsere Abhängigkeiten schrittweise zu reduzieren. Die Schweiz verfügt über hervorragende Hochschulen, starke Forschungsinstitute und innovative Unternehmen. Mit einer klaren Strategie können wir diese Stärken nutzen, um unsere digitale Eigenständigkeit gezielt zu fördern und so die Position unseres Landes langfristig zu sichern.

Alle digitalen Innovationen – ob Datenverarbeitung, Cloud oder KI – brauchen Infrastruktur. An erster Stelle stehen Rechenzentren. Doch diese wiederum benötigen sehr viel Energie. Damit rückt die Stromversorgung ins Zentrum der Digitalisierungsstrategie. Ohne neue Kraftwerke und ohne Technologieoffenheit werden wir die benötigte Bandenergie nicht bereitstellen können. Ein Staat ohne stabile, sichere und bezahlbare Energieversorgung wird rasch an Wohlstand verlieren. Und dieser Verlust würde auch die Fortschritte in der Digitalisierung unmittelbar gefährden.

Mein Fazit: Die Schweiz hat in den letzten 25 Jahren einen beeindruckenden Weg zurückgelegt – von den Anfängen des Internets bis hin zu einem der führenden Daten­standorte Europas. Nun gilt es, den Blick nach vorn zu richten: Wir müssen die Chancen der künstlichen Intelligenz und anderer Innovationen nutzen, dabei aber gleichzeitig die Versorgungssicherheit im Auge behalten. Wenn es uns gelingt, Mut zu Innovation mit einer verlässlichen Infrastruktur zu verbinden, wird die Schweiz auch in den nächsten 25 Jahren zu den digitalen Gewinnern gehören.

Zum Schluss möchte ich der Netzwoche herzlich zum 25-Jahr-Jubiläum gratulieren. Sie hat in all diesen Jahren die IT-Industrie und die digitalen Entwicklungen stets kompetent und mit grosser Fachkenntnis begleitet – ein wertvoller Beitrag für die Branche und für die Schweiz.
 

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