KI-Datenverarbeitung in der Schweiz

Microsoft erweitert Souveränitätslösungen

Uhr
von Joël Orizet und NetzKI Bot und rja

Microsoft will dem Wunsch nach digitaler Souveränität mehr Rechnung tragen. Dementsprechend erweitert der US-Tech-Konzern sein Angebot an Souveränitätslösungen für Europa und die Schweiz. Neu bietet Microsoft unter anderem die landesinterne Datenverarbeitung für den KI-Assistenten Copilot an.

(Source: rima / stock.adobe.com)
(Source: rima / stock.adobe.com)

Microsoft ergänzt sein Angebot an sogenannten Souveränitätslösungen für Europa und die Schweiz. Gemeint sind damit Cloud-Dienste, die durch technische und organisatorische Massnahmen den Speicherort von Daten sowie den operativen Zugriff darauf auf eine bestimmte geografische Region wie die Schweiz beschränken sollen. 

Ein Schwerpunkt der Erweiterungen liegt auf KI-Diensten. So soll die gesamte Datenverarbeitung für KI-Workloads künftig innerhalb der EU-Datengrenze stattfinden, welche die Schweiz mit einschliesst. Auch der KI-Assistent M365 Copilot soll Interaktionen bis Ende 2026 lokal in 15 Ländern, darunter die Schweiz, verarbeiten, wie Microsoft mitteilt. 

Im Infrastrukturbereich kündigt Microsoft eine Erweiterung der "Sovereign Landing Zones" und getrennte Betriebsoptionen für Azure Local an. Die lokale Cloud-Plattform erhält laut Mitteilung eine höhere Skalierbarkeit, Unterstützung für externe SAN-Speicher und die “neuesten Nvidia-GPUs”. Geplant sei auch eine Erweiterung des "Partner-Ökosystems für digitale Souveränität, damit Partner konforme und sichere Lösungen bereitstellen können", heisst es weiter. 

Ein Mann mittleren Alters mit grauem Haar und Brille lehnt mit verschränkten Armen an einer Betonsäule. Er trägt eine dunkle Cordjacke und lächelt freundlich in die Kamera.
 

Marc Holitscher, National Technology Officer, Microsoft Schweiz. (Source: zVg)

"Mit unseren Schweizer Rechenzentren und umfassenden Souveränitätslösungen ermöglichen wir Organisationen, sensible Daten sicher in der Cloud zu verarbeiten – direkt hier in der Schweiz", lässt sich Marc Holitscher, National Technology Officer von Microsoft Schweiz, in der Mitteilung zitieren. 

Neuer Verwaltungsrat mit EU-Staatsangehörigen

Im November setzte Microsoft zudem einen "europäischen Verwaltungsrat" ein, der sich aus europäischen Staatsangehörigen zusammensetzt. Das Gremium soll den Betrieb der Microsoft-Rechenzentren in Übereinstimmung mit europäischem Recht überwachen. Mit diesem Schritt will der Technologiekonzern eigenen Angaben zufolge"die Cloud-Infrastruktur Europas in europäische Hände" legen. 

Ausserdem habe das Unternehmen seine Verpflichtungen zur digitalen Resilienz in "alle relevanten Regierungsverträge" integriert, mehr in Open-Source-Projekte investiert und sein europäisches Sicherheitsprogramm weiterentwickelt. 

Europäische Datensouveränität im Schatten der USA

Mit diesen Ankündigungen will Microsoft auf die anhaltende Debatte um digitale Souveränität reagieren, insbesondere im Hinblick auf den US-amerikanischen Cloud Act. Dieses Gesetz verpflichtet US-Unternehmen, Behörden in den USA auf Verlangen Zugriff auf von ihnen kontrollierte Daten zu gewähren, unabhängig vom physischen Speicherort der Server. Dies steht in einem juristischen Spannungsfeld zu europäischen und schweizerischen Datenschutzgesetzen wie der DSGVO oder dem DSG, die den Datentransfer in Drittstaaten streng reglementieren.

Die Strategie von Anbietern wie Microsoft zielt darauf ab, dieses Spannungsfeld durch eine weitgehende Entkopplung zu entschärfen. Konzepte wie die "EU Data Boundary" oder getrennte Betriebsoptionen gehen über die reine lokale Datenspeicherung (Data Residency) hinaus. Sie sollen sicherstellen, dass nicht nur die Kundendaten lokal verarbeitet werden, sondern auch der operative Betrieb durch lokales Personal erfolgt. Dies mit dem Ziel, die Hürden für einen behördlichen Datenzugriff zu erhöhen. Ob solche Massnahmen jedoch ausreichen, um den Zugriff im Rahmen des Cloud-Acts rechtlich endgültig zu verhindern, bleibt unter Juristen und Datenschutzbehörden umstritten, da die Muttergesellschaft weiterhin der US-Gerichtsbarkeit untersteht.

 

Der Bund führt übrigens Microsoft 365 in allen Departementen ein - der Chef der Armee fordert für die Gruppe Verteidigung jedoch eine Alternative. Mehr dazu lesen Sie hier

Webcode
NBFXD65S