Kryptowährung Libra

Wie Facebook von Genf aus die Finanzwelt erobern will

Uhr

Facebook will die selbstentwickelte Kryptowährung Libra 2020 einführen. Ein Whitepaper gibt Auskunft über das Projekt. Das Vorhaben wird bereits von fast 30 Unternehmen und Organisationen unterstützt.

(Source: Calibra)
(Source: Calibra)

Nach monatelangen Gerüchten enthüllte Facebook Libra. Dieses Zahlungsökosystem, das auf einer speziellen Blockchain basiert, wird von einer unabhängigen, gleichnamigen Organisation mit Sitz in Genf verwaltet.

Was ist Libra?

Die Kryptowährung Libra wurde entwickelt, um Geld zu geringeren Kosten an jeden beliebigen Ort zu senden. Für den privaten Gebrauch ist sie auf eine Blockchain angewiesen. Um die Währung stabil zu halten, stützt sich ­Libra auf einen Pool von Sachwerten. "Für jede neu geschaffene Libra wird ein aus Bankguthaben und kurzfristigen Staatsanleihen bestehender Korb als Sicherung verwendet, um Vertrauen gegenüber dem intrinsischen Wert aufzubauen", heisst es im Whitepaper. Der Code für die Blockchain wird quelloffen auf Github veröffentlicht und ein erstes "Testnet" steht Entwicklern bereits zur Verfügung.

Wann, warum und für wen?

Der Start ist für die erste Hälfte des Jahres 2020 geplant. Ziel des Projekts ist es, ein freies und interoperables Ökosystem von Finanzdienstleistungen zu schaffen. Verbraucher, Entwickler oder Unternehmen können das Libra-Netzwerk nutzen und Finanzprodukte und -dienstleistungen entwickeln. "Entwickler und Unternehmen werden in der Lage sein, neue inklusive Finanzprodukte für Bürger auf der ganzen Welt zu entwickeln", heisst es vonseiten der Organisation. 1,7 Milliarden Menschen oder 31 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung hätten noch immer keinen Zugang zu Bankdienstleistungen. Das vorrangige Ziel von Libra sei es, dies zu ändern.

Welche Rolle spielt Facebook?

Facebook spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Libra-Blockchain, will das Projekt nun teilweise abgeben. Zu diesem Zweck gründete das soziale Netzwerk die Tochtergesellschaft Calibra, deren Management David Marcus, dem ehemaligen Chef von Paypal in Genf, übertragen wird. Marcus hat in den letzten Monaten die Blockchain-Teams bei Facebook betreut. Mit der Gründung von Calibra eröffnet Facebook die Möglichkeit, Dienste über das Libra-Netzwerk zu erstellen und zu betreiben (Calibra wird 2020 ein digitales Portemonnaie einführen). Mit dieser Aufgabenteilung will das Unternehmen auch die Trennung von Social-Media- und Finanzdaten sicherstellen. Es wird erwartet, dass Facebook auch 2020 eine führende Rolle im Libra-Ökosystem spielen wird, aber die endgültige Entscheidungsbefugnis liegt bei allen Mitgliedern der namensgebenden Organisation.

Wer sind die ersten Partner?

Die Mitglieder der Organisation bestehen aus 27 Unternehmen, Organisationen und akademischen Institutionen unterschiedlicher Herkunft. Ausser Facebook mit Calibra gibt es auch Akteure wie Mastercard, Paypal, Stripe und Visa. Booking.com, Ebay, Lyft, Spotify und Uber sind ebenfalls beteiligt und es ist denkbar, dass diese Onlinedienste Libra relativ schnell als Zahlungsmethode akzeptieren. Die Telkos Iliad (die von Xavier Niel gegründete Muttergesellschaft von Free) und Vodafone sind ebenfalls Mitglieder, ebenso wie verschiedene Blockchain- und Risikokapitalgesellschaften. Derzeit ist keine Schweizer Firma beteiligt.

Webcode
DPF8_150069