Cloud Computing

KMUs setzen auf die Cloud als Rechenzentrum

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Gemäss einer Studie nutzt die Mehrheit der Schweizer KMUs bereits Dienste aus der Wolke. Der Aspekt, der die grössten Bedenken weckt, ist gleichzeitig der meistgeschätzte Faktor.

Die Werner Forrer AG im zürcherischen Uster ist ein typisches KMU. Der Familienbetrieb fertigt Kabel nach Mass und zählt 35 Mitarbeiter. Davon arbeiten etwa 10 in der Administration. Informatik ist Chefsache, über einen eigenen IT-Leiter verfügt das Unternehmen nicht. So wie dem Kabelkonfektionierer geht es in der Schweiz 42 Prozent aller KMUs. Zu diesem Schluss kommt eine europaweite Cloud-Studie von Microsoft, die auch 300 Betriebe mit weniger als 25 Mitarbeitern in der Schweiz befragt hat. Ziel der Untersuchung war es, herauszuschälen, wie KMUs Cloud- Dienste nutzen und wo deren grösstes Potenzial liegt.

Klassiker aus der Wolke

Betriebe ohne eigene IT-Abteilung sind auf externes Fachwissen angewiesen und damit prädestiniert für Cloud-Dienstleistungen. Denn mit der Auslagerung in die Wolke lässt sich IT mit geringem Betreuungsaufwand nutzen. Es ist deshalb nicht überraschend, dass bereits 58 Prozent der Schweizer KMUs gemäss der Studie Cloud-Dienste einsetzen. In Westeuropa liegt der Schnitt erst bei 45 Prozent.

Besonders gefragt sind Standarddienste für Kommunikation und Datenablage. Fast die Hälfte der hiesigen Firmen nutzt E-Mail aus der Cloud – der damit mit Abstand am häufigsten genutzte Dienst. Etwas mehr als ein Viertel setzt für den Dokumentenaustausch, die Datenablage und fürs Backup auf Cloud-Umgebungen. Dabei nutzen die Unternehmen nach den Erfahrungen von IT-Dienstleistern durchaus auch Consumer-Angebote wie etwa Dropbox, die in Sachen Datenschutz firmenspezifische Anforderungen kaum erfüllen.

Wenig genutzt werden dagegen Office- Pakete mit Cloud-Anbindung wie Google Apps oder Office 365. Dass erst 7 Prozent der KMUs darauf setzen, erklärt Microsoft damit, dass viele Betriebe die vorinstallierten Pakete nutzen würden. Ein weiterer Faktor dürfte der zurückhaltende Update-Zyklus sein.

Datensicherheit im Zentrum

Für die Mehrheit der Schweizer KMUs spielt IT eine strategische Rolle, und rund ein Viertel plant, mehr in die Cloud zu investieren. Dabei schätzen die Befragten gemäss Studie Cloud- Dienste durchaus als Mittel zur Effizienzsteigerung. Denn 71 Prozent der Cloud-Nutzer halten ihre IT-Infrastruktur für effizient, während es bei Unternehmen mit klassischer ITInfrastruktur nur 54 Prozent sind.

Eine zentrale Rolle spielt bei Cloud-Entscheidungen die Datensicherheit. Sie weckt die grössten Bedenken und ist zugleich wichtigster Entscheidungsfaktor für die Cloud. Zwei Drittel der Schweizer KMUs haben Bedenken wegen der Datensicherheit und möglichen Datenverlusten. Die hiesigen Betriebe gewichten diese Aspekte höher als Unternehmen in anderen westeuropäischen Ländern. Gleichzeitig ist bei der überwiegenden Mehrheit der Cloud-Nutzer die Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten ein entscheidendes Argument für die Cloud-Nutzung. Dies lässt sich so interpretieren, dass KMUs die Zuverlässigkeit von Cloud-Infrastrukturen höher einschätzen als diejenige ihrer eigenen IT-Umgebung.

Für die Cloud hat sich auch die Werner Forrer AG entschieden. Sie hat ihr bestehendes Mail-System und einen Teil der Datenablage an Microsoft ausgelagert und nutzt nun Office 365. Gemäss René Balzano, Inhaber der am Projekt beteiligten Balzano Informatik, hat die technische Umsetzung rund eine Woche gedauert. Eine kürzere Umsetzungszeit lasse zudem mehr Raum für Beratung. Mit dem Einzug der Cloud in KMUs verändert sich nicht nur deren Infrastruktur. Auch IT-Dienstleister müssen ihre Arbeitsweise anpassen, da sich der Schwerpunkt der Arbeit vom Produktgeschäft verstärkt in Richtung Dienstleistungen verschiebt.