ICT-Markt 2015

Die Schweiz ist ein Software-Land

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Der Swico und das Eito haben eine Menge Zahlen zusammengetragen und analysiert. Wie lief das ICT-Jahr 2015 in Europa? Für die Schweiz war es ein überwiegend Gutes.

Die globalen ICT-Ausgaben sind 2015 um 3,8 Prozent gestiegen. Insgesamt gaben die Länder der Welt 2,8 Billionen Euro für IT und Telekommunikation aus. Ganz vorne dabei: die USA und die EU. Zusammen kamen sie auf mehr als die Hälfte der Ausgaben, wie Axel Pol, Geschäftsführer Bitkom Research, an der diesjährigen Swico-Medienorientierung sagte. 

Die Schweiz taucht in der Statistik auch auf. Mit 1 Prozent des Gesamtmarktes. Das Wachstum fiel hier zulande allerdings etwas kleiner aus. Die Ausgaben kletterten um 1,7 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro.

Aufgeschlüsselt in die verschiedenen Bereiche des Marktes unterscheidet sich die Schweiz zum Teil deutlich von den Ländern der EU.

Schweizer ICT-Ausgaben 2015 nach Segmenten:

  • Carrier Services: 30,8 Prozent (EU: 32,5 Prozent)
  • Telecom Equipment: 9 Prozent (EU: 12 Prozent)
  • IT Services: 32,3 Prozent (EU: 32,1 Prozent)
  • Software: 18,5 Prozent (EU: 12,4 Prozent)
  • IT Equipment (Infrastruktur und Endgeräte): 9,5 Prozent (EU: 11 Prozent)

Pols hob den hohen Software-Anteil hervor. Die Schweiz sei im Vergleich zur EU ein Software-Land, sagte er. Das sei nicht verwunderlich. "Die digitale Transfomation, die wir im Moment erleben, wird durch Software angetrieben", sagte Pols. Ohne Software sei die Digitalisierung nicht möglich.

"Der hohe Software-Anteil in der Schweiz zeigt, dass Unternehmen hier sehr weit und professionell im Einsatz von IT sind", sagte Pols.

Der Schweizer IT-Markt ohne Telekommunikation legte im vergangenen Jahr knapp 3 Prozent zu. Die Ausgaben kletterten auf 15,1 Milliarden Franken. In diesem Jahr würden die Ausgaben um 3,2 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro steigen, erwartet das Eito.

Doch längst nicht alle Bereiche des IT-Marktes entwickelten sich so erfreulich. Der PC-Absatz in der Schweiz ging 2015 um 11,3 Prozent auf 2,3 Millionen Stück zurück.

Schweizer PC-Markt 2015:

  • Notebooks: -11 Prozent Umsatz, -11 Prozent Stückzahlen
  • Desktops: -18 Prozent Umsatz, -17 Prozent Stückzahlen

Dieses Jahr dürfte es allerdings wieder aufwärts gehen. Pols rechnet mit plus 2,1 Prozent. Das wären 2,4 Millionen Stück.

Ähnlich düster sieht es bei den Tablets aus. Der Peak, also der Punkt ab dem der Markt nicht weiter wächst, war laut Pols schon 2013. Damals wurden in der Schweiz rund 400'000 Tablets verkauft. Im Jahr 2014 kam dann der grosse Einbruch auf 330'000 Stück. 2015 sank der Absatz auf etwas 321'000 Stück.

Umsätze in der Telkobranche werden sinken

Zu Wearables konnte Pols keine Zahlen liefern. "Das ist im Moment noch ein sehr kleiner Markt", sagte er. In einzelnen Segmenten entwickle er sich zwar gut, mit dem Tablet- oder Smartphone-Markt sei er jedoch noch nicht vergleichbar. Für 2016 wird es voraussichtlich erstmals Zahlen geben.

Bei den Smartphones steige die Nachfrage weiter. 2015 kletterte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent auf knapp 4 Millionen Stück. Vor allem das neue iPhone habe in der Schweiz den Markt angetrieben.

Für 2016 rechnet Pols mit plus 4,5 Prozent. Das wären 4,1 Millionen Stück. Der Umsatz dürfte indes aber zurückgehen. Schuld seien die sinkenden Durchschnittspreise.

Der Marktanteil von Mobiltelefonen, sogenannten Featurephones, betrug im Jahr 2015 nur noch 6,5 Prozent. Alle anderen Mobiltelefone waren Smartphones.

Der Telekommunikationsmarkt in der Schweiz blieb 2015 auf Vorjahresniveau. Die Ausgaben beliefen sich auf 10 Millionen Euro. In diesem Jahr werden die Ausgaben voraussichtlich um 2,4 Prozent auf 9,8 Millionen Euro sinken. Am stärksten betroffen sei das Geschäft mit Telecom Equipment. Minus 8 Prozent erwartet Pols.

Schweiz im europäischen Vergleich im Mittelfeld

Im Vergleich zu den EU-Ländern und Norwegen bewegt sich der Schweizer IT-Markt dieses Jahr mit voraussichtlich plus 3,2 Prozent im Mittelfeld. Am stärksten werden Ländern im Osten Europas wie Estland und Litauen zulegen. Einzig Italien und Griechenland werden weniger ausgeben.

Die Ausgaben im Telekommarkt werden hingegen in fast allen EU-Ländern, in der Schweiz und Norwegen sinken. Ausnahmen bilden die osteuropäischen Länder. Ganz vorn sind Litauen, Lettland und die Slowakei.

Ausser den nackten Zahlen gab es an der Swico-Medienorientierung einen Einblick in die politischen Dimensionen des Marktes. Giancarlo Palmisani und Jean-Marc Hensch blickten auf den Frankenschock zurück und streiften die politische Agenda dieses Jahres.

ICT-Index klettert wieder

Laut Palmisani sehen die Schweizer Firmen dem ersten Quartal 2016 positiv entgegen. Der ICT-Index nähere sich wieder der 111-Punkte-Marke. Der Index für den Bereich der Grossdrucker kletterte ebenfalls. Es rolle eine Austauschwelle heran. Alte Geräte müssten ersetzt werden, sagte Palmisani.

Die CE-Branche stehe weiterhin vor grossen Herausforderungen. Der CE-Index zeigt für das erste Quartal 2016 dennoch ein wenig nach oben.

Die Auswirkungen des Frankenschocks waren für die Schweizer IT-Branche laut Palmisani weniger schlimm als befürchtet. Er zitierte drei Stimmen aus der Branche: Patrick Burkhalter, CEO von Ergon Informatik, Thomas Köberl, Geschäftsleitungsmitglied von Abacus, und Chrstoph Höinghaus, CEO von Trivadis.

Für Ergon Informatik war der Frankenschock mehr Segen als Fluch. Der Umsatz aus Lizenzen und Wartung für das Produkt Airlock legte in der Schweiz um 33 Prozent zu und im Ausland um 14 Prozent (in Euro), wie Burkhalter dem Swico sagte.

Frankenschock drückte Export-Margen

Bei Abacus lief es ähnlich. Laut Köberl stieg der Umsatz in Deutschland um 33 Prozent. Abacus biete seine Software in Euro an, dadurch hätte die Aufhebung des Mindestkurses keinen direkten auf das Geschäft gehabt. Nur die Marge sei gesunken.

Einzig für Trivadis sah es schlecht aus. Die Exportquote nach Deutschland sank von 20 auf unter 5 Prozent. Das habe zu massiven Engpässen geführt, zitierte Palmisani den CEO Höinghaus.

Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch begann seinen Vortrag zur Politischen Agenda mit einem eindeutigen Bild. Ein rennender Geschäftsmann, an dessen Bein eine gigantische Eisenkugel hängt. "Das Bild entspricht natürlich nicht der Realität", sagte Hensch. "Die Kugel müsste noch viel grösser sein. Der Platz auf der Folie reichte aber nicht."

Wahl von Grüter und Noser gute Signale

Die Politik hemme die Entwicklung in der Schweizer IT-Branche. Die suche nämlich sehr aktiv nach Fachkräften. Das sei ein gutes Zeichen. Die Politik steuere aber dagegen. Mit Zuwanderungsbegrenzungen und Regulierungswahn. Es würden Regeln aufgestellt, die "überhaupt keinen Sinn machen", sagte Hensch.

Es gebe aber auch gute Signale. Etwa die Wahl von Franz Grüter in den Nationalrat und die von Ruedi Noser in den Ständerat.

Der Swico selbst versuche, den Bund bei Themen wie Migration auf die richtige Fährte zu lenken. Aber "wir sind ein kleines Rad", sagte Hensch. Der Einfluss des Swico sei begrenzt.

Besonders Besorgniserregend seien Themen wie die "grüne Wirtschaft" und das Geldspielgesetz. Letzteres soll Schweizer Bürger zwar vor Spielsucht und Geldwäscherei und Wettkampfmanipulation schützen, doch das soll unter anderem über sogenannte Netzsperren laufen.

"Grüne Wirtschaft" lohnt sich bei Kakao, nicht in der IT

"Wenn man anfängt, am Internet zu schrauben und Netzsperren zu errichten, dann finden wir das sehr schlecht", sagte Hensch. Netzsperren seien ein Hindernis für die Digitalisierung.

Die "grüne Wirtschaft" wollte Hensch nicht völlig verteufeln. Bei Kakao etwa sei der Ansatz durchaus sinnvoll. Da könnte man relativ schnell nachverfolgen und regulieren, woher er komme. In IT-Produkten würden jedoch so viele Komponenten und Rohstoffe stecken, dass es schlicht unmöglich sei, alle CO2-neutral und nachhaltig zu beziehen.

Ob in einem Macbook von Apple nun etwas mehr Tantal stecken würde als in einem Laptop von HP sei irrelevant, sagte Hensch.

Zusammenfassung:

Das Schweizer IT-Jahr 2015 verlief an sich sehr gut. Die Ausgaben kletterten um knapp 2 Prozent. Der PC-Markt kämpfte allerdings weiter mit schwindenden Absatzzahlen. Der Start von Windows 10 hatte offenbar keine grossen Auswirkungen. Dieses Jahr soll es aber wieder aufwärts gehen.
Die Entwicklungen der Branche sind allerdings laut Swico stark von den Entscheiden der Politik abhängig. Auf der diesjährigen politischen Agenda stehen einige bedrohliche Punkte. Etwa die "grüne Wirtschaft" und das Geldspielgesetz, das die Digitalisierung indirekt über Netzsperren bremsen könnte.

Die Zahlen zum europäischen ICT-Jahr 2015 basieren auf der Zusammenarbeit des European IT Observatory, dem Swico und IDC. Das Eito sammelt Daten aus 36 europäischen Ländern.

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