"Eine solche Anfrage erhält man im Laufe seiner Karriere nicht oft"
Markus Fischer, Geschäftsführer von Soreco Publica, ist neues Vorstandsmitglied von eCH, einem Verein, der E-Government-Standards fördert, entwickelt und verabschiedet. Die Netzwoche hat ihn zu seinen Plänen bezüglich eCH befragt.

Herr Fischer, wie haben Sie auf die Anfrage reagiert, ob Sie in den Vorstand von eCH eintreten wollen?
Ich freute mich sehr, erwartet hatte ich es aber nicht. Eine solche Anfrage eines national wichtigen Gremiums erhält man nicht oft in seiner beruflichen Karriere. Da musste ich nicht zweimal überlegen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinen Vorstandskollegen.
Sie arbeiten ja schon einige Zeit bei eCH. Was haben Sie bisher erreicht?
Es gibt bei eCH verschiedene Fachgruppen, die technische oder organisationelle Standards und Hilfsmittel entwickeln. Ich war in der Fachgruppe Geschäftsprozesse beteiligt. Wir setzten uns dafür ein, dass sich Gemeinden, Kantone und der Bund mit Prozessmanagement als Managementmethode auseinanderzusetzen beginnen, um damit ihre Geschäftsprozesse zu modernisieren. Dabei ist es wichtig, dass die Verwaltungen ihre Prozesse gleichartig beschreiben, damit alle vom Gleichen sprechen und sich austauschen können. Man muss sich das wie eine Art Qualitätsnorm für Prozessspezifikationen vorstellen. Zum Beispiel verwenden alle Organisationen den gleichen Symbolsatz zum Beschreiben und Visualisieren der Verwaltungstätigkeit.
Die Räder bei eCH laufen manchmal etwas langsam – wie sehen Sie das?
Es gibt zwei Faktoren, die dies beeinflussen. Erstens ist das Gremium in ein föderales System eingebunden. Das heisst, dass Stakeholder involviert sind, die sich bis zu einem gewissen Grad untereinander abstimmen müssen. Nur so können Lösungen gefunden werden, die auf allen föderalen Stufen mitgetragen und umgesetzt werden. Zweitens funktioniert eCH als Milizsystem. Das bedeutet, dass alle ehrenamtlich tätig sind und viel Herzblut einbringen. Das ist eigentlich ähnlich wie bei jedem anderen Verein auch.
Was hat eCH bis jetzt erreicht?
Ich weiss, dass es vor ein paar Jahren nur einige wenige Standards und Hilfsmittel gab. Inzwischen bietet eCH rund 200 Standards, Hilfsmittel und Best Practices für praktische Anwendungen über alle Bereiche hinweg. Heute kann zum Beispiel jeder ein Organisationshandbuch für die Einführung von Geschäftsprozess-Management herunterladen. Dort sind die wichtigsten Inhalte vorhanden, diese kann man für seine Verwaltung anpassen. Ein anderes Beispiel: Schon bald wird von eCH ein kostenloser Online-Selbsttest zur Beurteilung des Reifegrads eines Geschäftsprozess-Managements zur Verfügung gestellt. Ich meine, dass das für ein Miliz-System mit beschränkten Ressourcen eine gute Leistung ist. Klar sind wir, eben aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen, in der Professionalität gefordert, aber ein gewisser "Zug" und vor allem viel Engagement in den Fachgruppen ist zu spüren.
Soreco Publica, Tochtergesellschaft von Soreco, bezeichnet sich selbst als Software- und Beratungskompetenzzentrum rund um Business Process Management für die öffentliche Verwaltung. Was können Sie als Vertreter der Firma im Vorstand von eCH bewirken?
Wir sind ein Schweizer Unternehmen, das in Schweizer Verwaltungen aktiv ist und auch viele mittlere und grössere Unternehmen als Kunden hat. Die Basis von E-Government sind die Geschäftsprozesse. Mit Business Process Management kennen wir uns aus, da wir wissen, was bei unseren Kunden läuft. Wir schaffen damit einen direkten Bezug zu den Endkunden, was für ein übergeordnetes nationales Gremium wie eCH vielleicht etwas schwierig ist. Zudem ist Soreco ein Ausbildungspartner des Bundes. Wir bilden im Auftrag des Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation Mitarbeiter in der Darstellung von Geschäftsprozessen nach den eCH-Standards aus.
Wie wollen Sie sich persönlich bei eCH einbringen?
Der Vorstand ist ja zuständig für die Strategie von eCH. Ich möchte konkret mithelfen, dass wir uns mit unserer Kommunikation gegen aussen besser positionieren. Ich bin der Meinung, dass es da noch einiges an Potenzial gibt. Ausserdem möchte ich mich für die geplante eCH-Prozessaustausch-Plattform einsetzen. Diese Plattform existiert noch nicht, ist aber ein konkretes Projekt von uns. Sie soll dazu beitragen, dass beispielsweise eine Gemeinde, die einen E-Government-Prozess umgesetzt hat, ihr Wissen anderen Gemeinden oder Kantonsverwaltungen zur Verfügung stellt. So sollen alle von diesem Know-how profitieren können, um ihre eigenen Prozesse anzupassen und zu optimieren. Ausserdem möchte ich allgemein die Ziele von E-Government Schweiz fördern. Dabei geht es ja um die Verwaltungsmodernisierungen, den elektronischen Behördenverkehr für Bürger und Wirtschaft sowie generell um Bürokratie-Entlastungen. Ich möchte da mithelfen, weil ich von meinem Werdegang her eine Affinität zu Geschäftsprozessmanagement und entsprechende IT-Unterstützung mitbringe.
Wie wichtig ist es überhaupt, dass ein Schweizer Unternehmen im Vorstand vertreten ist?
eCH hat für den Aufbau des Vereins in den letzten Jahren auf die wichtige Komponente Kontinuität im Vorstand gesetzt. Das war auch richtig so. In der aktuellen Erneuerungsphase war es dem Vorstand wichtig, einen Schweizer KMU-Vertreter einzubinden, der die Gegebenheiten bei den Verwaltungen und Schweizer Unternehmen kennt.

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