Studie

Viele Schweizer KMUs sind noch "analog"

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PWC Schweiz, Google Schweiz und Digitalswitzerland haben eine gemeinsame Studie herausgegeben. Sie untersuchten den Digitalisierungsgrad Schweizer KMUs. Es gibt noch viel zu tun. Und ob Digitalisieren etwas bringt, lässt sich nicht pauschal sagen.

Wie digital arbeiten Schweizer KMUs? PWC Schweiz, Google Schweiz und Digitalswitzerland haben sich auf die Suche nach der Antwort gemacht.

Sie ist ernüchternd. Die Studie, welche die Antwort transportiert, ist dennoch umfangreich, die Messmethode eine Eigenentwicklung.

Vierteilige Skala

Die drei Akteure hinter der Studie – PWC, Google und Digitalswitzerland – untersuchten zunächst sich selbst. Auf Basis ihrer eigenen Ergebnisse erstellten die Studienautoren eine vierteilige Skala.

Die Skala fragt nach den Prozessen und der Infrastruktur, nach dem digitalen Verkauf, nach der Kundeninvolvierung und nach den Mitarbeitern und der Unternehmenskultur. Für jeden Teil der Skala kann man einen Wert von 1 bis 4 angeben.

Prozesse und Infrastruktur

  1. Unsere internen Prozesse sind teilweise rudimentär digital, teilweise manuell.

  2. Interne Prozesse sind digital und teilweise miteinander verbunden.

  3. Die internen Prozesse sind digital, die meisten sind miteinander verbunden.

  4. All unsere Prozesse sind auf einer einzigen digitalen Plattform.

Digitaler Verkauf

  1. Wir haben eine standardisierte Website für den Verkauf.

  2. Wir ergänzen unseren Onlineverkauf durch flankierende Massnahmen und digitale Services.

  3. Wir stellen Kunden individualisierte Angebote aufgrund von Big Data zur Verfügung.

  4. Wir haben unser Geschäftsmodell mit der Digitalisierung grundlegend verändert.

Kundeninvolvierung

  1. Kunden können über digitale Kanäle standardisiert Feedback geben.

  2. Kundenfeedbacks werden automatisiert aufbereitet und analysiert.

  3. Kunden binden wir digital vereinzelt in Geschäftsprozesse ein (Sales, Entwicklung).

  4. Kunden binden wir digital in alle Geschäftsprozesse ein.

Mitarbeiter und Kultur

  1. Die Digitalisierung spielt bei den Mitarbeitern kaum eine Rolle.

  2. Wir achten darauf, dass Mitarbeiter digitale Instrumente nutzen.

  3. Wir fördern unsere Mitarbeiter mit Schulungen und Experten im Bereich Digitalisierung.

  4. Wir wählen unsere Mitarbeiter aufgrund digitaler Fähigkeiten aus und fördern so die Innovation.

Die Studienautoren befragten 300 kleine und mittelständische Schweizer Firmen. Alle mussten sich anhand der vier Teile der Skala selbst einordnen.

Telekommunikations- und Medienbranche am weitesten

Das Ergebnis ist ein durchschnittlicher Digitalisierungsgrad von 2,05. Dieser Wert sei verglichen mit einem stark digitalisierten Markt tief.

Je nach Branche variiere der Wert ein wenig. Der Bereich Telekommunikation und Medien komme auf einen durchschnittlichen Wert von 2,5.

Die Studienautoren behaupten, mit ihrer Studie die gesamte Schweizer KMU-Landschaft abzudecken. Konkrete Durchschnittswerte nennen sie ausser für die Telko- und Medienbranche für sechs weitere Branchen.

  • Energie und Versorgung: 1,78

  • Gesundheitswesen: 1,84

  • Finanzdienstleistungen: 1,96

  • Industrie: 2,05

  • Detailhandel und Konsumgüter: 2,22

  • Öffentliche Hand: 2,48

Laut den Autoren sind die Unterschiede nicht verwunderlich. Die Energiebranche etwa stecke in einem engen regulatorischen Korsett. Sie könne sich nicht so frei entwickeln wie andere Wirtschaftsbereiche. Für alle Branche gelte jedoch: Stillstand bedeutet Rückschritt.

Interne Prozesse relativ gut digitalisiert

Innerhalb der vier abgefragten Unternehmensbereiche gibt es laut den Autoren zum Teil ebenfalls starke Unterschiede. Die internen Prozesse und die Mitarbeiter sind deutlich stärker digitalisiert als der Verkauf und die Einbindung der Kunden.

43 Prozent der befragten Unternehmen gaben sich einen Wert von 3 bei der Frage nach den Prozessen. Für Mitarbeiter und Kultur nannten sogar 45 Prozent der Studienteilnehmer einen Wert von 3.

Nur knapp über 10 Prozent mit vollständig digitalisiertem Geschäftsmodell

Weniger gut steht der Verkauf da. Im Schnitt stehen die Studienteilnehmer hier auf einem Wert knapp unter 2.

23 Prozent der Unternehmen ordneten sich auf Stufe 1 ein, 38 Prozent auf Stufe 2. 27 Prozent der Studienteilnehmer gaben ihrem Verkauf den Wert 3. Gerade mal 13 Prozent behaupten, ein vollständig digitalisiertes Geschäftsmodell zu haben.

Schlusslicht Kundeneinbindung

Bei der Kundeneinbindung sieht es düster aus. Der Durchschnittswert liegt bei 1,54. Der Grossteil der Umfrageteilnehmer, exakt 45 Prozent, haben einen Wert von 1. Dagegen stehen aber 36 Prozent auf Stufe 3. Etwa 13 Prozent liegen mit einem Wert von 2 dazwischen. Nur 6 Prozent gaben sich eine 4.

Wenig überraschend ist indes die Korrelation zwischen Digitalisierungsgrad und dem Alter der Geschäftsleitung. Unternehmen, deren Geschäftsleitung im Schnitt jünger als 30 ist, kommen auf einen Digitalisierungsgrad von 2,5. Firmen mit einer Geschäftsleitung über 56 liegen bei einem Wert von 1,84.

Digitalisierung kostet Geld

Diese Tendenz rühre daher, dass jüngere Geschäftsleitungen oft jungen Unternehmen vorstehen. Solche würden oft von Beginn an einen digitalen Weg einschlagen. Die jüngeren Generationen würden aber auch neuen Technologien in der Regel offener gegenüberstehen als ältere Semester.

Fakt sei jedenfalls, dass man Geld in die Hand nehmen müsse, wenn man sein Unternehmen digitaler gestalten wolle. Wie viel, sei nicht eindeutig zu beantworten.

Effekte der Digitalisierung für viele nicht messbar

Wie viel die Investitionen schliesslich bringen, ist ebenfalls nicht ganz klar. 27 Prozent der 300 befragten Unternehmen passten in den letzten fünf Jahren ihr Geschäftsmodell an. Sie digitalisierten ihre Prozesse.

Von diesen 27 Prozent glauben nur 32 Prozent, dass sich ihre Konkurrenzfähigkeit durch die Investitionen und ihren Wandel verbesserte. 11 Prozent sehen keine Verbesserung, 57 Prozent können die Veränderung nicht bewerten.

Die vollständige Studie kann kostenlos auf der Website von PWC Schweiz heruntergeladen werden.

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DPF8_5518