Stadtpräsident eröffnet Abstimmung

Zug steigt mit der Blockchain in den E-Voting-Ring

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Der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller hat als erster Bürger der Stadt an einer Abstimmung auf Basis der Blockchain teilgenommen. Zug will mit dem Test das Potenzial der Blockchain als E-Voting-Lösung ausloten. Das System soll eine Alternative für zentralisierte Ansätze werden.

Stadtpräsident Dolfi Müller gibt als erster Zuger seine Stimme mit Hilfe der Blockchain-Lösung ab. (Source: Netzmedien)
Stadtpräsident Dolfi Müller gibt als erster Zuger seine Stimme mit Hilfe der Blockchain-Lösung ab. (Source: Netzmedien)

Abstimmen per Blockchain, geht das überhaupt? Die Stadt Zug will es wissen und hat heute morgen das virtuelle Abstimmungslokal für den ersten Urnengang auf Blockchain-Basis geöffnet. Alle Bürger, die über eine digitale Identität (E-ID) der Stadt verfügen, können bis am 1. Juli 2018 um 23:59 Uhr ihre Stimmen zu drei Fragen online abgeben. Die Antworten sind für die Zuger Behörden zwar nicht bindend, aber ein wichtiger Gradmesser für die Akzeptanz der Blockchain als E-Voting-Lösung, wie Stadtpräsident Dolfi Müller zum Start der Abstimmung sagte.

Müller gab als erster Zuger seine Stimme per Blockchain ab. Er konnte sich nach der Authentifizierung entscheiden, was er vom Feuerwerk beim Zuger Seefest hält und welche Dienste er sich für die E-ID in Zukunft wünscht. Dies sei eine Premiere in der Schweiz und gerade in einer Zeit bedeutsam, in der E-Voting immer stärker unter Beschuss komme. Verschiedene Politiker forderten aktuell, E-Voting zu verbieten, bis die entsprechenden Systeme sicher und einfach zu bedienen seien, sagte Müller. Dabei sei es doch gerade entscheidend mit Experimenten Erfahrungen zu sammeln.

Hyperledger Fabric als Unterbau

Die Zuger Abstimmung sei eines dieser Experimente. Im Unterschied zu den Projekten anderer Kantone setzt sie auf eine dezentrale Lösung. Diese basiert auf der Blockchain Hyperledger Fabric, wie Alexander Denzler, Chef des Blockchain Labs an der Hochschule Luzern (HSLU) sagte. Die Stadt Zug habe die Lösung zusammen mit der HSLU und dem IT-Dienstleister Luxoft entwickelt.

Zug verfolgt laut Stadtpräsident Müller zwei Ziele mit der Abstimmung. Zum einen gehe es darum, eine konkrete Anwendung für die digitale Identität der Stadt zu lancieren, die ebenfalls auf Blockchain-Technologie basiert. 240 Zuger hätten sich seit dem Start im November 2017 für diese E-ID bei der Einwohnerkontrolle registriert. Noch fehle allerdings der Nutzen im Alltag. "Wir haben mit der digitalen Identität einen Fahrausweis in der Welt des Internets, aber noch kein Auto dafür", sagte Müller.

Die Abstimmung sei nun das erste Projekt, bei dem die E-ID zum Einsatz komme. Weiter geplant seien ein Veloverleih, ein System fürs automatische Bezahlen von Parktickets und die Erfassung ausgeliehener Bücher in der städtischen Bibliothek.

Für die Stimmbürger sollen die eigene Wahl und das Resultat der Abstimmung einsehbar sein. (Source: Netzmedien)

Zug setzt auf die Blockchain als E-Voting-Basis

Zum anderen wolle Zug eine Alternative zu den anderen E-Voting-Projekten der Schweiz ausloten. Im Vergleich mit den zentralisierten Systemen an anderen Orten biete die Blockchain-Lösung verschiedene Vorteile, sagte Müller. E-Voting müsse einfach, verständlich und effizient sein. Der Zuger Vorschlag erfülle diese Voraussetzungen. Die Abstimmung sei online möglich, für die Verwaltung mit weniger Aufwand verbunden und für den Bürger transparent. "Vielleicht ist die Zuger Lösung das Ei des Kolumbus", sagte Müller selbstbewusst.

Wie bei allen E-Voting-Projekten ist auch in Zug die Sicherheit der Knackpunkt, wie Müller sagte. Manipulationen der Abstimmung, die bei zentralisierten Systemen ein Problem darstellten, fielen bei einer Blockchain-Lösung dank Verschlüsselung und dezentraler Dokumentierung schwerer. Zudem liessen sich Stimmen nicht fälschen. "Jede Person kann jederzeit nachvollziehen, ob ihre Wahl gezählt und richtig erfasst wurde", versprach Müller.

Zug will erste Erfahrungen sammeln

Alles in allem ist die Blockchain nach Müllers Ansicht die bestmögliche Lösung fürs digitale Abstimmen und eine "echte Alternative zu allem, was es im E-Voting gibt". Ausserdem sei das System auch vor Manipulationen durch den Staat geschützt. "Korrupten Staaten könnte man so das Handwerk legen", sagte Müller.

Gegen eine Gefahr in der Politik biete allerdings auch die Blockchain kein Rezept, sagte Müller zum Abschluss der Pressekonferenz. Am meisten Sorgen bereite ihm derzeit die Manipulation von Wählern bereits vor der Abstimmung, etwa durch Einflussnahme in den sozialen Medien.

Mit der blockchainbasierten Testabstimmung wolle die Stadt Zug mit ihren Partnern herausfinden, was im Bereich E-Voting und Blockchain bereits funktioniere und wo noch nachgebessert werden müsse. Vorab wolle man sicherheitsrelevante Aspekte überprüfen. Im Vordergrund stünden der Persönlichkeitsschutz, das Abstimmungsgeheimnis, die Unveränderbarkeit der Abstimmung sowie die Prüf- und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse.

Die Auswertung der Abstimmung und die Analyse der daraus gewonnenen Erkenntnisse erfolgt nach Angaben der Stadtbehörden in den nächsten zwei Monaten. Über die Resultate wollen die Partner nach den Sommerferien informieren.

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