Nachgefragt: Siemens Healthineers

"Die Schweizerische Post geniesst bei der Bevölkerung grosses Vertrauen"

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Seit Mai arbeiten die Post und Siemens Healthineers zusammen. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam E-Health-Lösungen in der Schweiz anbieten. Im Interview verrät Arthur Kaindl, Head of Digital Products bei Siemens Healthineers, wie die Partnerschaft zustande kam und wo die Knackpunkte liegen.

Arthur Kaindl Siemens E-Healtheneers. (Source: © Siemens AG)
Arthur Kaindl Siemens E-Healtheneers. (Source: © Siemens AG)

Was bedeutet die Zusammenarbeit mit der Post für Siemens Healthineers?

Siemens Healthineers ist Anbieter von Lösungen zur Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen – für wenige Einrichtungen, die sich zusammenschließen, bis hin zu ganzen Ländern, die ein einheitliches und standardisiertes Gesundheitsnetz errichten wollen. Insbesondere Applikationen zur Unterstützung einer kooperativen Gesundheitsversorgung bauen auf diesem einheitlichen Gesundheitsnetz auf. Die Schweizerische Post legt von Beginn an großen Wert auf genau diese Applikationen, und bietet diese den Gesundheitseinrichtungen als Services an. Dazu zählen beispielsweise das einrichtungsübergreifende medizinisch/pflegerische Berichtswesen, Überweisungen und Zuweisungen, Terminbuchungen, Bilddatenaustausch, medizinische Auftragsvergabe oder elektronische Medikation für ganze Kantone. Solche Ziele liegen in voller Übereinstimmung mit unserer Vision eines vernetzten und hocheffizienten Gesundheitssystems der Zukunft. Mit der Post haben wir die Möglichkeit, diese Visionen in einem bedeutsamen Ausmaß zur Realität werden zu lassen und die effiziente, zukünftige Gesundheitsversorgung der Schweizer Bürger maßgeblich zu unterstützen.

 

Welchen Stellenwert hat der Schweizer Markt für Siemens Healthineers?

Die Schweiz ist mit seiner Spitzenmedizin und dem hochentwickelten Gesundheitssystem in allen Bereichen des Produktportfolios für Siemens Healthineers ein hochattraktiver Markt. Umso mehr ist es für Siemens Healthineers spannend, nun gemeinsam mit der Schweizerischen Post zur weiteren Verbesserung der Qualität und Effizienz des Gesundheitssystems über die Vernetzung der Gesundheitseinrichtungen in der Schweiz beizutragen.

 

Warum haben Sie sich für die Post als Partnerfirma entschieden?

Die Post hat sich im Vergleich mit mehreren Mitbewerbern für uns entschieden. Siemens Healthineers hat bereits mehrere umfangreiche e-Health-Projekte in Europa umgesetzt, beispielsweise große Teile der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) in Österreich. Dort unterstützt die Vernetzungslösung eHealth Solutions behandelnde Ärzte, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Apotheken beim Zugang zu wichtigen Gesundheitsdaten ihrer Patienten. Weitere Projekte laufen derzeit unter anderem in Dänemark, Deutschland und Spanien. Die Schweizerische Post genießt bei der Bevölkerung großes Vertrauen. Neben den postalischen Dienstleistungen bis zur Haustür eines jeden Bürgers, betreibt die Post eine Reihe von Onlinediensten und forscht intensiv hinsichtlich zukünftiger logistischer Lösungen, wie Zustellung mittels Drohnen oder fahrerlose Autobusse. Seit mehreren Jahren betreibt sie bereits den elektronischen Transport vertraulicher Informationen und unterstützt die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Mit unseren eHealth Solutions sollen diese Mechanismen nun auf eine neue und moderne technologische Basis gehoben werden.

 

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Partnerschaft mit der Post?

Große Herausforderungen liegen hier besonders in der Standardisierung von Gesundheitsdaten und Harmonisierung von einrichtungsübergreifenden Abläufen sowie in der Umsetzung eines gesamtheitlichen Informationsmanagements. Das bedeutet die jeweils benötigten Informationen und das benötigte Wissen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, bei der richtigen Person, in geeigneter Form aufbereitet, bereitzustellen. Umgelegt auf das Gesundheitswesen bedeutet das, relevante Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen, genau da wo sie gebraucht werden. Das ist die Grundlage Unrestricted für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Die Voraussetzung ist eine digitale Vernetzung aller beteiligten Einrichtungen, um eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten zu ermöglichen und so zu einer besseren Diagnose sowie Therapieentscheidung zu kommen.

 

Was sind die nächsten Schritte im Projekt?

Es gibt eine Reihe von Projekten mit dem Ziel, qualitative Services für das Gesundheitswesen und damit für alle Bürger in der Schweiz bereitzustellen – ePD und darüber hinausgehende Patienten Services sowie eine Reihe von B2B-Services. Grundsätzlich ist es ein Prozess in dem Services laufend neuentwickelt und weiterentwickelt werden. Ein konkreter, aktueller Schritt ist derzeit die Integration der ersten Kunden in die neue eHealth-Plattform der Schweizerischen Post. Dennoch ist und bleibt das wichtigste Ziel laufend die Anforderungen der Kunden der Post genau zu verstehen und darauf basierend Services zu entwickeln und in den Projekten umzusetzen. Hier haben die Projektteams die einmalige Gelegenheit die Erfahrungen der Post, die Erfahrungen von Siemens Healthineers aus den eHealth-Projekten in unterschiedlichen Ländern und das Wissen der Experten beim Kunden nutzen zu können. Gemeinsam mit unserem Partner Post gestalten wir die Zukunft des vernetzten und effizienten schweizerischen Gesundheitswesens.

 

Warum bieten Sie das elektronische Patientendossier (EPD) in der Schweiz den Leistungserbringern (zum Beispiel Spitälern) nicht direkt an?

Das EPD ist nur einer von einer ganzen Reihe von Diensten, die die Post auf Basis von unseren eHealth Solutions anbieten wird. Die Schweizerische Post verfügt bereits über die nötige technische Infrastruktur, um solche Dienste aufzubauen. Des Weiteren ist sie mit den Gesundheitseinrichtungen und regionalen wie nationalen Entscheidungsträgern bereits bestmöglich vernetzt, und kennt das schweizerische Gesundheitswesen und dessen Anforderungen aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit mit Gesundheitseinrichtungen.

 

Die Schweiz hat ein stark reguliertes Gesundheitswesen. Welche Herausforderungen bieten sich dadurch für Sie?

Regulierung bedeutet auch Standardisierung und Optimierung. Das ergänzt sich hervorragend mit unseren Lösungen.

 

Welche Technologien setzen Sie für das EPD ein?

Unsere Produktfamilie eHealth Solutions basiert vollständig auf internationalen Standards, wie sie von IHE, HL7 und DICOM definiert sind. Moderne Austauschformate wie CDA genauso wie schlanke FHIR Schnittstellen sind Teil des festgelegten Lieferumfanges.

 

In welchen Rechenzentren wird die e-Health-Plattform der Post betrieben? Wo werden die Gesundheitsdaten gespeichert?

Die Dienste werden in den Hochsicherheitsrechenzentren der schweizerischen Post betrieben. Alternativ dazu wird es voraussichtlich in einigen Fällen auch Installationen bei großen Gesundheitseinrichtungen geben.

 

Auf Ihrer Website steht Hardware im Vordergrund. In welchem Bereich ist das EPD bei Ihnen verankert?

Unsere eHealth Solutions gehören zu unseren digitalen Angeboten. Als ein führendes Unternehmen der Medizintechnik entwickeln wir unsere Produkt- und Serviceportfolio stetig weiter. Das gilt für die Kernbereiche der Bildgebung für Diagnostik und Therapie sowie für die Labordiagnostik und die molekulare Medizin. Unsere Angebote im Bereich digitaler Gesundheitsdienstleistungen und Krankenhausmanagement sind ein bedeutsamer Teil des Gesamtkonzepts, welches wir unseren Kunden bieten möchten. Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft sehen wir bei Siemens Healthineers als eines unserer zentralen Ziele.

 

Wie stellen Sie sicher, dass das EPD der Post mit anderen schweizerischen Lösungen kompatibel ist?

Wir setzen internationale Standards wie IHE ein, die das sicherstellen. Unsere Produkte sind dahingehend auch zertifiziert.

 

Verschiedene Anbieter, zum Beispiel Axsana, bieten EPD-Lösungen in der Schweiz an. Wie wollen Sie sich im Wettbewerb gegenüber diesen Anbietern behaupten?

Als Siemens Healthineers bieten wir Softwarelösungen, die von der Schweizerischen Post als Dienste angeboten werden. EPD ist ein Anwendungsfall von vielen. Die hohe Qualität, die Stabilität und die Anwenderfreundlichkeit dieser Dienste zeichnen uns hier aus.

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