Monitoring-Tools made in USA

Wie Unternehmen Hard- und Software im Griff behalten

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Was gilt für Container ebenso wie für Server-Racks? Sie wollen unter Kontrolle behalten, überwacht und bei Problemen schnell wieder in Betrieb genommen werden. Möglich machen wollen dies Sysdig und Logicmonitor. Zwei Unternehmen, die auf dem Programm der IT Press Tour standen.

Cable Car am Union Square in San Francisco. (Source: Netzmedien)
Cable Car am Union Square in San Francisco. (Source: Netzmedien)

Die Unternehmens-IT wird oftmals erst dann zum Thema, wenn etwas nicht mehr läuft wie gewünscht. Beginnt dann die Fehlersuche, schlägt die Stunde von Monitoring-Werkzeugen. Zwei Anbieter solcher Tools standen auf dem Programm der IT Press Tour durch San Francisco und das Silicon Valley im Oktober. Das Erste hat sich der Überwachung von Container-Umgebungen verschrieben. Das Zweite bindet verschiedene Arten von Hardware-Daten auf einer Plattform ein.

Sysdig: Container unter Kontrolle

Die Büros von Sysdig in Downtown San Francisco waren die erste Station auf der IT Press Tour. Das Unternehmen stellt seit 2013 Lösungen zur Überwachung von App-Containern her. Die Welt der Business-Software habe sich in der jüngsten Vergangenheit stark verändert, sagte CEO Suresh Vasudevan. Standen einst monolithische Anwendungen im Vordergrund, kämen heute vermehrt Mini-Programme, "Microservices" genannt, zum Einsatz. Diese Microservices seien jeweils für eine spezifische Aufgabe konzipiert, liefen in virtuellen Maschinen in der Cloud und seien mittels Containern voneinander abgekoppelt. Die Vorteile dieser Architektur sind laut Vasudevan eine effizientere Nutzung von Ressourcen, mehr Flexibilität, Speed und Skalierbarkeit.

Suresh Vasudevan, CEO von Sysdig, stellte die gleichnamige Lösung für das Container-Monitoring vor. (Source: Netzmedien)

Doch so hilfreich die Microservices seien, so anspruchsvoll sei auch deren Handling, fuhr Vasudevan fort. Eine Vielzahl von Prozessen laufe nebeneinander und oftmals nur für wenige Sekunden. Anwendungen und Infrastruktur liessen sich in der Multi-Cloud-Welt immer weniger klar trennen. Zudem seien Container für herkömmliche Tools eine Art Black Box. Wenn irgendwo Probleme auftreten, falle es oftmals schwer, die Ursachen zu finden. Hier komme die von Sysdig entwickelte Plattform ins Spiel.

Beispiele von Konfigurationen und Fragen, zu denen Sysdig Antworten liefern soll. (Source: Sysdig)

Die Lösung schalte sich quasi zwischen die Container und den Host, wo sie alle Aktivitäten mitschneide. Wenn nun ein Container eine hohe Latenz aufweise, Compliance-Probleme verursache oder ungewöhnliche Netzwerkaktivität zeige, merke das Sysdig und helfe dem Nutzer, den Problemen auf den Grund zu gehen und Sichtbarkeit in die bislang wenig transparente Container-Architektur zu bringen. Kunden seien aktuell vor allem Finanzdienstleister, aber auch Streaming-Anbieter und Onlineshops.

CTO Loris Degioanni demonstrierte die Container-Überwachung von Sysdig. (Source: Netzmedien)

Wie das auf der technischen Ebene funktionieren soll, demonstrierte Loris Degioanni, ehemaliger Mitentwickler des Netzwerk-Sniffers Wireshark und heute CTO von Sysdig. Die Lösung soll als Plattform alle Daten in einer Container-Umgebung in Echtzeit sammeln, speichern und analysieren können. Der "Sysdig Monitor" laufe als eigener Container in einem Host und erfasse laufend alle System Calls anderer Container. Dies soll höchstens 5 Prozent der CPU-Leistung benötigen. Anschliessend liessen sich die Log-Einträge grafisch darstellen. Sysdig unterstütze verschiedene Container-Orchestratoren und neue Features von Kubernetes, sagte Degioanni. In Zukunft wolle das Unternehmen auch künstliche Intelligenz einsetzen, um die Suche nach Problemen zu beschleunigen. Ebenso sei der Ausbau zur umfassenden Systemdaten-Plattform geplant.

Die Software von Sysdig soll die Kommunikation zwischen Containern und dem Kernel quasi mitschneiden und so in Echtzeit analysieren können. (Source: Sysdig)

Logicmonitor: Einmal Rechenzentrum-Cloud retour

Logicmonitor war das letzte Unternehmen auf dem Programm der IT Press Tour. Es entwickelt Software zur Überwachung von IT-Infrastruktur. Der Hauptsitz der Firma liegt in Santa Barbara bei Los Angeles. Im April 2018 wurde Logicmonitor vom Investor Vista Equity Partners übernommen. In deren Büros mit Ausblick auf den Hafen von San Francisco samt Alcatraz fand das Treffen mit den Journalisten statt.

Heute sei es für Firmen immer schwieriger, ihre Systeme unter Kontrolle zu behalten, sagte Gründer und "Chief Evangelist" Steve Francis zur Begrüssung. IT sei auf verschiedene Clouds und On-Premise-Hardware verteilt, es fehlten die kompetenten Fachleute, zahlreiche Tools seien notwendig und ausserdem noch immer viele Legacy-Architekturen im Einsatz. All dies erhöhe die Komplexität und den Aufwand, um die Unternehmens-IT in Gang zu halten. Dazu komme, dass auch Monitoring-Systeme selbst verwaltet und betrieben werden müssten.

Logicmonitor soll mit verschiedenen Quellen und Tools zusammenarbeiten können. (Source: Logicmonitor)

Die Lösung heisse "Monitoring-as-a-Service", sagte Francis. Logicmonitor biete die Überwachung von Infrastruktur aus der Cloud an, egal ob es sich um Cloud- oder On-Premise-Systeme handle. Anfangs seien sie mit diesem Ansatz noch auf Widerstand gestossen, sagte Francis. Heute würden die Kunden aber eine Cloud-Lösung bevorzugen. Denn so könne die IT auch dann noch überwacht werden, wenn das eigene Rechenzentrum ausser Betrieb sei. Logicmonitor brauche dazu keinen Agenten. Ein sogenannter "Collector" hole die Daten über den Zustand des Systems direkt aus Rechenzentren und Cloud-Umgebungen. Durch vorgefertigte Profile unterstütze die Lösung insgesamt 1200 verschiedene Systeme, etwa für Hardware, Netzwerk, virtuelle Maschinen oder Applikationen. 300 Milliarden Metriken von mehr als 1500 Kunden verarbeite Logicmonitor jeden Tag.

Werde es von Kunden gewünscht, könne Logicmonitor auch andere Datenquellen, etwa Internet-der-Dinge-Sensoren, einbinden. "Alles, was Daten in einer Zeitreihe produziert, können wir integrieren", versprach Francis. In einem Fall überwache die Lösung etwa App-Store-Bewertungen, in einem anderen die Temperatur von Kühlschränken und schlage Alarm, wenn etwas damit nicht in Ordnung sei. Diese Anwendungsszenarien seien allerdings Ausnahmen, räumte Francis ein. Man wolle sich auch in Zukunft auf IT-Infrastrukturen konzentrieren. Die Unterstützung von verschiedenen Notification- und Workflow-Tools soll eine Integration möglichst einfach machen.

Logicmonitor bietet "best practise monitoring out of the box", versprach Gründer Steve Francis. (Source: Netzmedien)

Logicmonitor wolle in Europa wachsen, kündigte Francis an, und sei deshalb auf der Suche nach Vertriebspartnern. Auch ein Rechenzentrum auf dem Kontinent - heute stehe eines in London - sei in Planung. Wichtig sei hierbei die Zusammenarbeit mit Resellern und Service Providern, die die Lösung sowohl selbst einsetzten als auch an ihre Kunden weitervermitteln könnten. Gegen die zahlreiche Konkurrenz durch Monitoring-Plattformen, zum Beispiel Splunk, sah Steve Francis seine Firma gut gewappnet. Unter anderem durch die Qualität des Supports, die anderen Anbietern überlegen sei.

Eine neue Cloud-Lösung soll Nutzer dabei helfen, Kosten, Einstellungen und Performance von AWS & Co. im Blick zu behalten. (Source: Logicmonitor)

Wie sehen die Pläne von Logicmonitor aus? Als nächstes stehe der Start einer Lösung an, die Metriken aus den Cloud-Umgebungen von AWS, Microsoft und Google auf einem Dashboard aggregiere. Mit dem "Service Insight" sollen auch Container und virtuelle Maschinen in die Reihe der überwachten Systeme aufgenommen werden. Ab 2019 sollen Metriken ausserdem per Machine Learning ausgewertet werden. So liessen sich Probleme in der IT erkennen, bevor sie zum Problem würden, versprach Francis. Allerdings räumte er ein, dass es sich dabei nicht um "richtige KI" handle, eher um eine "smarte Auswertung".

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