Interview

Manuel Nappo über das Institute for Digital Business und die Digitalisierung des Alltags

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Seit dem Herbst 2017 gibt es an der Hochschule für Wirtschaft Zürich das Institute for Digital Business. Leiter Manuel Nappo zeigt, wo das Institut heute steht und warum Digitalisierung und digitale Transformation nicht das Gleiche sind.

Manuel Nappo, Leiter des Instituts für Digital Business an der HWZ (Source: Barbara Hess - pictura.ch)
Manuel Nappo, Leiter des Instituts für Digital Business an der HWZ (Source: Barbara Hess - pictura.ch)

Sie sind mit dem Institute for Digital Business im Herbst 2017 angetreten, um Schweizer Firmen für die Digitalisierung fit zu machen. Wie nahe sind Sie diesem Ziel in einem Jahr gekommen?

Manuel Nappo: Für mich persönlich handelt es sich bei dieser Mission weniger um ein Ziel, sondern vielmehr um eine abenteuerliche Reise. Mit dem Institute for Digital Business möchten wir Unternehmen und deren Stakeholder auf der Reise durch die Digitalisierung begleiten und unterstützen. Gerade dank des tollen und vielseitigen Weiterbildungsangebots im Bereich Digital Business gelingt uns das auch ziemlich gut. Im vergangenen Jahr durften wir etliche digitale Pioniere ausbildern und diplomieren.

Wo setzt das Institute for Digital Business aktuell die Schwerpunkte bei seiner Arbeit?

Für die Zukunft haben wir uns "Keep Leading" vorgenommen. Wir möchten weiterhin unserer Vorreiterrolle gerecht werden und zeitgemässe Weiterbildungsformate entwickeln. Ausserdem beschäftigen wir uns derzeit aktiv mit dem Ausbau von unserem Digital Education Ecosystem. Dieses baut auf dem Drei-Säulen-Konzept des MAS Digital Business auf: kompromisslose Nutzerzentrierung, Digital Leadership Mindset und Themenführerschaft. So können sich Unternehmen und Individuen durch die Nutzung von Weiterbildung, Forschung, Wissen und Beratung aus einer Hand digital ganzheitlich entwickeln.

Sie haben ein Whitepaper für die Finanzindustrie publiziert. Welche Branche nehmen Sie sich als Nächstes vor?

Die nächste Publikation wird wohl weniger einer Branche, sondern eher einem Thema gewidmet sein. Wir sind fest davon überzeugt, dass Digital Ethics eines der nächsten Big Things wird. Im Moment dominiert die "Silicon Valley Ideology", die Tools und Plattformen prägt, die wir nutzen. Es entstehen aber neue Modelle, etwa in Asien, die oft gegensätzliche moralische Vorstellungen haben. Dazwischen sind wir. Wir wollen dieses Thema unter die Lupe nehmen und die Konsequenzen und Optionen differenziert diskutieren.

Welche Forschungsfelder faszinieren Sie im Moment besonders?

Seit bereits vier Jahren führen wir in Zusammenarbeit mit der Post Schweiz den E-Commerce-Stimmungsbarometer durch. Dieser zeigt das Onlineverhalten von Schweizerinnen und Schweizern auf. Das Besondere dieses Jahr ist die Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, die parallel die Sicht der Händler unter die Lupe nahm. Eine Studie in dieser Form ist in der Schweiz einmalig. Ausserdem lancierten wir vor Kurzem den "Digital Leadership Barometer". Ziel dieser Erhebung war, einen Einblick in den aktuellen Stand des, für das digitale Zeitalter angemessenen, Führungsverständnisses in Schweizer KMUs zu geben. Ich befasse mich persönlich intensiv mit Digital Leadership und Digital Talent und kann mich daher für dieses Forschungsfeld besonders begeistern.

Wie sehen die Studierendenzahlen des Instituts aus?

Überaus erfreulich! All unsere Studiengänge sind komplett ausgebucht. Einige wurden sogar doppelt durch­geführt. Oder lassen Sie es mich in Zahlen ausdrücken: Nächstes Jahr werden wir den 1000. Absolventen im Bereich Digital Business diplomieren. Dies ist ganz klar der hohen Qualität der Inhalte sowie den ausgezeichneten Dozierenden zu verdanken.

Das Institute for Digital Business ging im Herbst 2017 unter der Leitung von Manuel Nappo an den Start, mehr dazu erfahren Sie hier.

Digitalisierung und digitale Transformation werden oft in einen Topf geworfen. Was ist aus Sicht eines Schweizer Unternehmens eine sinnvolle Unterscheidung?

Die Digitalisierung ist ein vielschichtiges, komplexes Phänomen, das die Gesellschaft – und die Wirtschaft als ein Teil davon – grundlegend verändert. Vereinfacht gesagt ist es der Übergang von analog zu digital. Die digitale Transformation ist nur ein Teil davon. Es ist die Nutzung der "Digitalisierung" zur Entwicklung komplett neuer Geschäftskonzepte. Dafür braucht es ausser den Technologien auch oft einen Kulturwechsel im Unternehmen, der sich für viele als eine grosse Herausforderung darstellt.

Digitale Hilfsmittel sind heute praktisch in allen Unternehmensbereichen im Einsatz. Was braucht es noch, damit sich eine Firma wirklich digital transformiert?

Ich habe es bereits erwähnt: der Kulturwandel. Die besten Technologien nutzen nichts, wenn die Organisation ihre Mitarbeiter nicht auch aktiv in Veränderungsprozesse einbindet. Und das ist das Schwierigste. Tools kann jeder einkaufen, doch Mindsets muss man selbst entwickeln. Und das ist bedeutet harte Arbeit.

Inwiefern besteht die Gefahr, dass bei der Digitalisierung Teile der Gesellschaft auf der Strecke bleiben?

Bei neuen Technologien besteht diese Gefahr immer. Ich persönlich aber glaube, dass dank der unglaublichen Entwicklungen von Voice-Control und Artificial Intelligence in Zukunft sehr viele Menschen – vielleicht auch ungewollt – an der Digitalisierung teilhaben werden. Am Digital Festival gab es dieses Jahr eine Session "Selbstbestimmtes Leben dank Technologie". Es war sehr inspirierend, zu sehen, wie technologische Lösungen Alltagshindernisse für beeinträchtigte Menschen reduzieren können.

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