So entscheidet die Jury, wer es auf die Shortlist von Best of Swiss Web schafft
Die Jury hat die Shortlist für Best of Swiss Web und den Goldbach Crossmedia Award erstellt. Die Redaktion war vor Ort und besuchte die Kategorien Creation und Usability. Dabei zeigte sich, was ein Web-Projekt heute braucht, wenn es Erfolg haben will.
Die Veranstaltungsreihe Best of Swiss Web ist seit der ersten Austragung im Jahr 2001 stark gewachsen. Das zeigt sich unter anderem am Jurytag, der dieses Jahr erstmals in zwei Lokalitäten parallel stattfand. Die Juroren trafen sich am 25. Februar beim Weiterbildungsanbieter Digicomp und an der Schule für Gestaltung in Zürich, um die eingereichten Projekte zu beurteilen und die Shortlist zu eruieren. Die Redaktion war vor Ort und besuchte die Jurys der Kategorien Creation, Usability und Innovation.
Mehr Awards und mehr Eingaben
Gab es 2018 noch 301 Projekteinreichungen für Best of Swiss Web, sind es dieses Jahr 340. Bevor die Erstellung der Shortlist startete, referierte Christof Zogg. Der ehemalige Director Digital Business bei den SBB ist seit Anfang 2019 CEO von Starticket und fungiert auch dieses Jahr wieder als Chef der Jury. Sie jurierte nicht nur die Eingaben für Best of Swiss Web, sondern auch den Goldbach Crossmedia Award und den Werber des Jahres. Beide Awards sind seit 2018 Teil von Best of Swiss Web.
Dieses Jahr gibt es einige Neuerungen bei Best of Swiss Web. Die Kategorie Mobile Web fiel weg, da Responsiveness heute eine Commodity ist und die Abgrenzung zu Best of Swiss Apps schwammig war. Neu ist dafür die Kategorie Digital Commerce, oder wie es Zogg sagte: "Was im Web Umsatz generiert". Ihre Jury führt Ralf Wölfle, der den Kompetenzschwerpunkt E-Business an der FHNW leitet. Die themenverwandten Kategorien Digital Marketing und Digital Commerce präsidieren Andreas Widmer und Pascal Sieber.
Mehr Frauen und mehr Auftraggeber
Die Zusammensetzung der Jury änderte sich ebenfalls. 2018 bestand sie aus 80 Dienstleistern und 11 Auftraggebern, nun sind es 76 Dienstleister und 15 Auftraggeber. Damit ist mehr als jeder fünfte Juror von der Auftraggeber-Seite. Auch der Frauenanteil in der Jury stieg leicht an, laut Zogg von 16,48 auf 18,75 Prozent.
Die Jury hatte am Jurytag vier Aufgaben: Die Shortlist eruieren, einen kurzen Text zu jedem Projekt auf der Liste erstellen, ein Video-Statement abliefern, sich bei Jurypräsident Zogg abmelden.
59 Projekte in der Kategorie Creation
Die Juroren der Kategorie Creation mussten 59 Projekte bewerten. Um den Prozess zu beschleunigen, wurde jedes Projekt bereits im Vorfeld von je drei Juroren analysiert und danach im Plenum darüber gesprochen. Lagen diese Initialbewertungen weit auseinander, gab es heisse Diskussionen. Am Schluss fand man einen gemeinsamen Nenner und erstellte so die Shortlist.
Zu den eingereichten Projekten gab es folgende Aussagen:
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Eine gute Mechanik allein reicht nicht.
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Die eingereichte URL muss unbedingt funktionieren, sonst ist eine Bewertung fast unmöglich.
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Eingaben, die bloss aus einem Youtube-Video mit fast keinen Views bestehen, haben es bei der Jury schwer.
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Je weniger Informationen der Einreicher mitliefert, desto schwieriger ist die Bewertung des Projekts.
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Einige Apps funktionierten nicht bei allen Juroren - das kam schlecht an.
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Wer zu viele Standardelemente auf einer Website nutzt, kann sich nur schwer von den Konkurrenzprojekten abheben.
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Gute Ideen und Inhalte bringen wenig, wenn sie visuell schlecht umgesetzt sind.
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Wenn etwas als interaktiv angepriesen wird, sollte es auch interaktiv sein.
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Websites, die keinen oder nur einen sehr geringen Mehrwert für den Nutzer generieren, kamen bei der Jury nicht gut an.
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Die Form sollte zum Inhalt passen - egal bei welchem Medium.
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Gute Inhalte bringen wenig, wenn die Navigation verwirrend ist.
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Visuelles und Auditives sollte zusammenpassen.
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Wer beim Benutzer falsche Erwartungen weckt, hat verloren.
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Bilder in schlechter Qualität und eine miese Bildauswahl sind heute nicht mehr akzeptabel.
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Die angebotenen Inhalte sollten zum Image des Unternehmens passen und nicht an der Zielgruppe vorbeischiessen.
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Mit einer langweiligen Inszenierung ist es fast nicht möglich, ein an sich faszinierendes Produkt spannend rüberzubringen.
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Wenn eine Eingabe aussieht wie eine Powerpoint-Präsentation, kommt das nicht gut an.
Die Jury der Kategorie Creation (Quelle: Netzmedien)
Usability bleibt ein Dauerthema
Folgende Aussagen hörte die Redaktion in der Kategorie Usability:
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Redundanzen verärgern den Benutzer.
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Bei Aktionen muss klar sein, was sie auslösen.
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Überladene Websites machen keine Freude.
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Scrollen sollte auf jeder Plattform gleich funktionieren.
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Wer die User Journey unnötig unterbricht, schreckt die User ab.
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Videos sind nur dann gut, wenn man sie sinnvoll einsetzt.
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Ein Sprachenmischmasch aus Englisch und Deutsch sollte vermieden werden.
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Workflows sollte man unbedingt ganz zu Ende denken.
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Eine Suchfunktion sollte Inhalte nicht nur finden, sondern auch ansprechend darstellen.
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Empfehlungen auf einer Website sollten personalisiert und relevant sein und dem Nutzer einen Mehrwert bieten.
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Die visuelle Sprache einer Website darf nicht in die Irre führen.
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Die Teaser-Formate auf einer Website sollten standardisiert und ein Konzept erkennbar sein.
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Man sollte Dinge nicht zweifach bestätigen müssen.
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Die beste Idee bringt nichts ohne eine gute Usability.
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Wird eine künstliche Intelligenz eingesetzt, sollte der Nutzer nachvollziehen können, was sie warum macht.
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Gute Inhalte bringen wenig, wenn sie falsch priorisiert werden.
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Wenn die Zielgruppe sehr jung ist, sollte man sie nicht siezen.
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Websites sollten barrierefrei und auch mit einem Screenreader bedienbar sein.
Die Shortlist wird am 28. Februar veröffentlicht. Ebenfalls am 28. Februar erhalten alle Einreicher per E-Mail die Log-in-Daten zu ihrem Ticketaccount für die Preisverleihung vom 17. April in der Samsung Hall. Sie haben dann die Möglichkeit, ihre Tickets bis zum 11. März einzulösen. Zusätzliche Tickets für Mitarbeiter und Gäste kosten 290 Franken zuzüglich Mehrwertsteuer.