Gerüchte, dass der UPC-Deal doch noch klappen könnte, mehren sich
Ist der Kauf von UPC durch Sunrise doch noch nicht vom Tisch? In gewissen Aktionärskreisen glaubt man scheinbar daran, dass die Transaktion doch noch stattfinden könnte.
In letzter Sekunde hat Sunrise im Oktober die ausserordentliche Generalversammlung und somit den Kauf von UPC abgesagt. Grossaktionär Freenet gelang es, genügend andere Aktionäre gegen den Kauf zu mobilisieren – der Sunrise-Verwaltungsrat gab somit Forfait, da an der Generalversammlung ohnehin gegen die für den Kauf benötigte Kapitalerhöhung gestimmt worden wäre.
Auch wenn danach die allgemeine Meinung vorherrschte, der Deal sei damit endgültig Geschichte und bereits über Salt als möglicher Alternativ-Käufer spekuliert wurde: Die Gerüchte, dass es mit Sunrise und UPC doch noch klappen könnte, mehrten sich schon wenige Tage später.
Zusatzartikel könnten Deal nochmals ins Rollen bringen
Diese Gerüchte erhalten nun neuen Nährboden. Wie die "Sonntagszeitung" in der aktuellen Ausgabe schreibt, könnte der Kauf doch noch zustande kommen. Möglich machen könnten das Zusatzartikel zum bestehenden Kaufvertrag, auf die sich Sunrise und die UPC-Muttergesellschaft Liberty Global verständigt haben. Die beiden Parteien haben die Änderungen drei Tage nach der geplatzten Generalversammlung hinzugefügt. Gemäss der Zusatzpunkte kann Liberty Global von Sunrise eine weitere ausserordentliche Generalversammlung verlangen – und zwar "spätestens 30 Kalendertage nach Erhalt eines schriftlichen Antrags".
Wie die "Sonntagszeitung" in Erfahrung gebracht hat, heizen diese Zusatzartikel bei gewissen bedeutenden Anlegern, die die UPC-Übernahme gut, aber zu teuer fanden, die Fantasie an, dass der Deal doch noch klappen könnte. Beim Szenario, das in diesen Kreisen die Runde macht, müsste Liberty Global Zugeständnisse machen: Statt den geforderten 6,3 Milliarden Franken wären neu nur noch 4,5 Milliarden Franken für UPC fällig. Der Kaufpreis würde sich damit deutlich an der Einschätzung des Stimmrechtsberaters ISS, welcher den Wert von UPC auf 4,6 bis 5,2 Milliarden Franken einschätzt, orientieren.
Liberty Global könnte zum Grossaktionär werden
Ein weiterer Teil des Szenarios wäre, dass Sunrise Liberty Global nicht vollständig in Bargeld, sondern auch in Aktien ausbezahlt würde. Eine Kapitalerhöhung wäre nach wie vor nötig, um die Milliardensumme stemmen zu können. Ein Teil der neu geschaffenen Sunrise-Aktien gingen an Liberty Global. Der Konzern würde somit zum bedeutenden Sunrise-Aktionär und könnte von der Wertsteigerung des fusionierten Unternehmens profitieren. Dieser Punkt könnte es für Liberty Global interessant machen, den Deal trotz des geringeren Verkaufspreises einzugehen.
Die von der "Sonntagszeitung" zitierten Insider gehen zudem davon aus, dass Liberty Global in der Folge Sunrise-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer abwählen und eigene Leute im Aufsichtsgremium einsetzen würde.
Sunrise-Verwaltungsrat möchte Deal endgültig vom Tisch haben
Das alles würde ziemlich bald passieren. Ab Dienstag ist Sunrise laut Zusatzartikel bemächtigt, den Kaufvertrag einseitig zu künden – sofern Liberty Global bis Montag um Mitternacht keine ausserordentliche Generalversammlung verlangt. Falls doch, darf Sunrise 30 Tage lang nicht aus dem Abkommen aussteigen. Ginge es nach dem Sunrise-Verwaltungsrat, würde das Geschäft jedoch so schnell wie möglich endgültig begraben.
Liberty Global wiederum hält sich bedeckt, ob man plant, einen zweiten Anlauf für den Verkauf von UPC zu nehmen. Eigentlich will man UPC in der Schweiz loswerden. Ausser Sunrise hat aber niemand Interesse, so viel Geld zu bezahlen, da für normale Investoren der Kauf keine neuen Synergien eröffnet. Sunrise hingegen könnte durch das UPC-Kabelnetz erstmals zum ernsthaften Herausforderer von Swisscom werden. Nebst Sunrise wäre in der Schweiz nur noch Salt ein potentieller Käufer, für den die Übernahme Sinn machen würde. Doch Salt hat bisher nicht das geringste Interesse an UPC gezeigt.