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Von der Coronakrise zum Automatisierungs-Boom

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Der Fall Corona zeigt, dass die Wirtschaft nicht auf einen Pandemiefall vorbereitet ist. Automatisierung kann dabei helfen, auch in schwierigen Zeiten den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ist die Krise ein Signal für Schweizer Unternehmen, die Bemühungen zur Automatisierung voranzutreiben?

(Source: elenabs / iStock)
(Source: elenabs / iStock)

Covid-19 hält die Welt weiterhin in Atem, auch die Schweiz. Doch stetig sinkende Fallzahlen geben Hoffnung, zumindest in der Schweiz. Bundesrat Alain Berset kündigte am 14. April an, dass noch im selben Monat erste Lockerungen der coronabedingten Massnahmen kommen sollen. Ein gutes Zeichen für die Wirtschaft, da Geschäfte eventuell bald wieder öffnen können, wenn auch unter Auflagen, und Produktionen wieder hochgefahren werden können.

Die durch das Coronavirus verursachten Ausfälle haben weitreichende Konsequenzen für die ganze Welt. Die Prognosen sind düster. Der Internationale Währungsfond (IWF) hat am 14. April seinen "World Economic Outlook" für 2020 publiziert. Gemäss dem Basisszenario des IWF wird das Welt-Bruttoinlandprodukt um rund drei Prozent sinken, in der Schweiz sogar um sechs Prozent. Demnach stehe die Weltwirtschaft wahrscheinlich vor der gravierendsten Krise seit der Grossen Depression der 1930er-Jahre.

Automatisierung als Stütze

Die Pandemie zeigt, dass viele Unternehmen für solch aussergewöhnliche Situationen unzureichend gewappnet sind. Ein Bereich, der bei der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs von Wert sein kann, ist die Automatisierung. Durch Automatisierung können Betriebskosten gesenkt, Prozesse optimiert, die Produktqualität erhöht, und sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Ist es möglich, dass nach der Coronakrise und der damit verbundenen Rezession die Automatisierung einen Boom erfährt? Die Denkfabrik "Brookings" ist dieser Ansicht. Brookings sieht eine Verbindung zwischen Rezessionen und Automatisierung.

Zürcher Kantonalbank zieht vor

Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeige die Coronakrise, dass das Unternehmen mit der Automatisierung entlang ihrer Hauptprozesse innerhalb der Bank bereits auf gutem Weg sei. Dies teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Dennoch ziehe die ZKB Automatisierungsprojekte in vereinzelten Bereichen vor und baue diese weiter aus. Betroffen seien hauptsächlich regelbasierte, wiederkehrende Tätigkeiten wie Datenaufbereitung. Generell werde das Unternehmen Automatisierung bei repetitiven Prozessen intensivieren, damit Mitarbeitende sich besser auf das Kerngeschäft konzentrieren können. Dabei stütze man sich auf Künstliche Intelligenz (KI) und Robotic Process Automation (RPA), um auch komplexere Automatisierungen umzusetzen.

Automatisierung zentral für die Post

Wie die Post auf Anfrage mitteilt, werden Digitalisierung und Automatisierung auch unabhängig von der Corona-Pandemie ein zentrales Thema und werde stetig vorangetrieben. So laufe etwa die Paketsortierung mittlerweile grösstenteils automatisiert ab, in neuen Paketzentren sogar alles bis auf das Austragen der Pakete. Zurzeit unternehme man auch Anstrengungen, autonome Fahrzeuge in der Logistik einzusetzen. Im Spital Nyon teste die Post zurzeit etwa selbstfahrende Lieferroboter, um Laborproben zwischen dem Empfang und dem Labor zu transportieren.

Coop ist up to date

Während der Coronakrise setzt Coop die Priorität nicht auf Automatisierung. Zurzeit liege der Fokus auf der Sicherstellung der Grundversorgung, teilt das Unternehmen mit. Man habe die Automatisierung bereits in allen Bereichen eingeführt, wo die Technik entsprechend reif sei. Daher plane Coop zurzeit auch keine neuen Automatisierungsprojekte.

Grosse Schweizer Unternehmen scheinen in Punkto Automatisierung bereits gut aufgestellt zu sein. Die Digitalisierung und Automatisierung in Unternehmen wird sich dennoch weiterentwickeln. Wenn die Annahmen von Brookings korrekt sind, wird die kommende Rezession diesen Prozess noch beschleunigen.

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