ETH Zürich eröffnet AI Center und spricht über moralische Anforderungen an KI
Am 20. Oktober hat die ETH Zürich ihr neues AI Center virtuell eröffnet. Dabei wurden verschiedene Bereiche vorgestellt, die das Zentrum durch den interdisziplinären Ansatz unterstützen soll. Die Erkenntnisse, die im Zentrum gewonnen werden, sollen nicht in der Forschung bleiben, sondern in Start-ups und auf anderen Wegen in die Wirtschaft einfliessen.
Im Rahmen der virtuellen Eröffnung des ETH AI Center hat die Universität Bereiche vorgestellt, in denen die Forschung durch den interdisziplinären Ansatz des Zentrums verbessert werden soll. Detlef Günther, der Vizepräsident für Forschung, begrüsste das Onlinepublikum zur Eröffnung des Centers. KI sei eine der Stärken der ETH Zürich und jetzt, da Methoden basierend auf KI andere Felder betreten, soll das ETH AI Center eine Brücke schlagen, die die Felder verbindet. "Das ETH AI Center intensiviert den interdisziplinären Dialog mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über eine innovative und vertrauensfördernde Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz", sagte Günther.
Detlef Günther (r.) begrüsst die Zuschauer im neuen AI Center. (Source: Screenshot Netzmedien)
Nicht nur für die Forschung
Günther machte bei der Begrüssung schon klar, dass die gewonnenen Erkenntnisse nicht in der Forschung bleiben sollen. Denn das Zentrum soll auch als Inkubator für KI-Start-ups fungieren. "Wir hoffen, dass die Studenten Ideen für die Gründung ihrer eigenen Unternehmen finden", so Günther. Zudem sollen Open-Labs gemeinsame Forschungsprojekte mit internationalen Expertinnen und Experten ermöglichen. Dazu soll das Center auch Mitglied im europäischen KI-Forschungsnetzwerk ELLIS werden.
Das ETH AI Center
Anschliessend stellte der Executive Director des Centers Alexander Ilic das Zentrum vor. Ilic wurde auch wegen seiner Erfahrung als erfolgreicher Start-up-Gründer zum Geschäftsführer ernannt. "Wenn das Center Erfolgreich ist, sollten wir viel mehr Start-ups sehen", sagte Ilic. Ausserdem erklärte er, dass das Zentrum von Beginn an einen interdisziplinären Ansatz setzte weshalb sich der Leitungsausschuss aus fünf Departementen zusammensetzt. Zunächst sollen 29 Professuren aus sechs Departementen das Kernteam bilden. Dieses Team werde auch die Führung der Fellows, also der international rekrutierten Talente mit Stipendium, übernehmen. Das Zentrum wird im Hochschulquartier und im Andreasturm untergebracht. Eine gewisse Präsenzzeit, sofern trotz Corona möglich, ist für die Mitarbeitenden des Zentrums obligatorisch. Assoziierte Mitglieder sollen flexible Plätze erhalten.
Das Kernteam des AI Centers. (Source: Screenshot https://ethz.ch/content/dam/ethz/main/news/eth-news/2020/10/201020-neues-ETH-ai-center/Slides_AI_Center.pdf)
Die Entwicklung des maschinellen Lernens
In einer Keynote stellte Bernhard Schölkopf vom Max-Planck-Institut in Tübingen die Geschichte des maschinellen Lernens und den heutigen Stand der Forschung vor. Schon 1958 habe der US-amerikanische Psychologe Frank Rosenblatt vorhergesagt, dass spätere Modelle seines Perzeptrons Texte oder Gesprochenes in eine andere Sprache übersetzen können. Doch seine Erkenntnisse traten nach anfänglicher Euphorie in den Hintergrund und wurden erst Jahrzehnte später wieder aufgegriffen.
Am Beispiel von Kühen, die von der KI nicht mehr erkannt wurden, als sie am Strand fotografiert wurden, erklärte Schölkopf, wieso wir Systeme, die Korrelation erkennen, verbessern sollten. Das Ziel ist, dass die Systeme Kausalität erkennen können. Beispielsweise konnten Netzwerke durch das Training für die Kausalitätserkennung herausfiltern, welches flimmern vom Keppler Teleskop stammt und welches von Planeten, die einen Stern umkreisen. Dadurch konnte die Entdeckung von Planeten verbessert werden.
Die moralischen Anforderungen an die KI
In fünf Talks wurden Forschungsbereiche vorgestellt, die vom interdisziplinären Ansatz des ETH AI Center profitieren können. Den Anfang machte Effy Vayena, die Teil des Leitungsausschusses ist. Sie befasst sich mit Fragen der Ethik in der KI-Forschung. Normalerweise würden wir erst nach Einführung einer neuen Technologie über ihre ethische Bedeutung nachdenken, doch bei KI sei das anders, sagte Vayena. Sie beobachtet, dass viele Personen, die mit KI arbeiten, ethische Probleme identifizieren können und dass viele Versuchen, ethische Grundprinzipien für die Arbeit mit KI zu schaffen. Der nächste kritische Punkt sei nun, wenn die Prinzipien und Diskussionen über die Risiken von KI zu Gesetzen führen.
Der Talk von Effy Vayena behandelte ethische Fragen rund um die Ki. (Source: Screenshot Netzmedien)
In den weiteren Talks ging es um den Einfluss des maschinellen Lernens auf die Entwicklung von Medikamenten, wie man KI im laufenden System trainiert, wie KI die Blickrichtung abschätzen kann und wie KI anhand von vier Indikatoren schon 48 Stunden bevor die ersten Symptome auftreten, Gelbsucht vorhersagen kann. In der Abschlusskeynote erklärte Nicole Büttner, Mitgründerin und CEO von Mercantix Lab, wie sie die Erkenntnisse über KI, die an den Hochschulen gewonnen werden, in die Industrie bringen will. Das sei wichtig, denn es gebe nicht nur für Firmen sondern auch für Länder Druck KI zu adoptieren.
Die Automatisierung der Arbeitswelt nimmt rasant zu. Doch wie finden Technologie und Mensch in einer digitalisierten Welt wirklich gut zusammen? Auch dieser Frage widme sich die ETH.