Studie von Avenir Suisse

Weiterbildungen vergrössern die Bildungskluft

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von Kevin Fischer und jor

Covid-19 und die digitale Transformation haben keine Weiterbildungsoffensive ausgelöst. Zu diesem Schluss kommt Avenir Suisse in einer Studie. Ausserdem bilden sich vor allem bereits höher Qualifizierte weiter. Die Studienautoren machen Vorschläge, wie sich das ändern könnte.

(Source: Gernot Krautberger / Fotolia.com)
(Source: Gernot Krautberger / Fotolia.com)

Weiterbildungen verschärfen die Bildungsunterschiede zwischen höher und niedriger Qualifizierten. Zu diesem Schluss kommt Avenir Suisse in der Studie "Weiterbilden, aber gezielt". Darin geht die Denkfabrik der Fragen nach, ob und inwiefern die Covid-19-Krise und die Digitalisierung eine Weiterbildungsoffensive erforderlich machen. Die Autorinnen und Autoren der Studie attestieren der Schweizer Bevölkerung im internationalen Vergleich ein sehr hohes Interesse an Weiterbildung, doch seien vor allem bereits höher Qualifizierte aktiv. Zudem habe der digitale Wandel die Weiterbildungsaktivität nicht erhöht.

Unternehmen sind besonders wichtig für Weiterbildungen

Den sich ändernden Anforderungen an Arbeitskräfte kann am besten mit Bildung begegnet werden, wie Avenir Suisse schreibt. Sie sei das liberalste und effizienteste Instrument, um Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt zu begleiten und abzufedern. Lebenslanges Lernen müsse fester Bestandteil jedes Berufswegs sein, um die Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten.

Eine gute Ausgangsposition für den Start ins lebenslange Lernen bietet eine solide und breite Grundausbildung, wie es weiter heisst. Sie ist für den weiteren Erwerbsweg entscheidend. Zudem könne von Bildungsinvestitionen im ersten Drittel des Lebens über lange Jahre profitiert werden.

Eine besonders wichtige Rolle für das Konzept des lebenslangen Lernens spielen die Unternehmen, wie Avenir Suisse schreibt. Die grosse Mehrheit unterstütze die Weiterbildung ihrer Belegschaft mit zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Nicht mitgerechnet sei dabei das informelle Lernen im Arbeitsalltag. Das habe nicht an Wirkung verloren, seien doch die Lohnzuschläge für zusätzliche Arbeitserfahrung in den letzten 25 Jahren stabil geblieben.

Die Rolle der öffentlichen Hand

Der Ertrag von Weiterbildung und informellem Lernen kommt vor allem Arbeitgebenden und -nehmenden zugute, wie es weiter heisst. Deshalb sei eine Ausdehnung der öffentlichen Investitionen in diese Bereiche nicht angebracht.

Eine gezielte staatliche Bildungsunterstützung während des Erwerbslebens sei nur bei den Gruppen gerechtfertigt, die selten oder gar nicht am lebenslangen Lernen teilnehmen würden. Diese büssen auf längere Frist vermutlich an Arbeitsmarktfähigkeit ein. Bei diesen Gruppen handle es sich häufig um Personen ohne nachobligatorische Erstausbildung. Deshalb könne hier ein Anspruch auf staatliche Förderung am Qualifikationsniveau geltend gemacht werden - unter Einbezug des Einkommens.

Neue Förderinstrumente sind gefragt

Für derartige Förderungen braucht es neue Instrumente. Für besonders geeignet hält Avenir Suisse Weiterbildungsgutscheine oder -konten sowie Darlehen für längere Umschulungen. Steuerabzüge seien zur Förderung von Weiterbildungen hingegen wenig sinnvoll. Davon würden vor allem Personen mit hohen Löhnen profitieren, wobei diese keine mangelnde Weiterbildungsanstrengungen aufweisen würden.

Ältere Arbeitnehmende brauchen gemäss der Studie keine weiteren Förderinstrumente. Doch sollte ihr Zugang zur staatlichen Förderung nicht durch tiefe Altersgrenzen beschränkt werden, hält Avenir Suisse fest.

Die Studie bezieht sich unter anderem auf Erhebungen des Bundesamts für Statistik (BFS). In einer dieser Studien untersuchte das BFS die digitalen Kompetenzen der Schweizer Bevölkerung. Einer der Hauptbefunde: Vor allem bei Menschen mit niedrigem Bildungsstand besteht die Gefahr, digital ins Hintertreffen zu geraten. Lesen Sie hier mehr dazu.

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