Weiterbildung von IT-Fachkräften: Der Wille ist da, das Geld nicht
Die IT-Fachleute in der ICT-Branche wollen ihre Fähigkeiten verbessern. Ein Drittel geht jedoch seinem Weiterbildungswunsch aus Zeit- und Geldmangel nicht nach, wie eine Studie der FHNW im Auftrag von Syndicom ergab.
IT-Spezialisten bilden sich gerne weiter. Doch manchmal werden sie von ihrem Wunsch, ihre Fähigkeiten zu verbessern, abgehalten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), die im Auftrag der Gewerkschaft Syndicom durchgeführt wurde. Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage unter 502 IT-Fachleuten, die im ICT-Sektor beschäftigt sind.
Die meisten der Befragten haben in den letzten fünf Jahren an Weiterbildungsmassnahmen teilgenommen. Die Hälfte tat dies in den 12 Monaten vor der Umfrage. Dies ist eher bei Männern als bei Frauen der Fall. Je höher das Ausbildungsniveau, desto mehr Beschäftigte nehmen zudem an beruflicher Weiterbildung teil. In der klaren Mehrheit der Fälle zielt die Weiterbildung darauf ab, das Fachwissen weiterzuentwickeln. Bei mehr als jedem fünften Ausbildungskurs geht es um die Aneignung von methodischen, sozialen oder Führungsfähigkeiten. Am häufigsten liegen diese Fähigkeiten im Bereich des Managements und der Projektleitung.
Gemäss den Befragten waren die Weiterbildungen vor allem hilfreich, um mit den organisatorischen und technologischen Veränderungen in ihrer Arbeit Schritt zu halten. Die Ausbildung, die sie erhielten, eröffnete ihnen oft auch Möglichkeiten für die Arbeitssuche.
Mangel an Zeit und finanzieller Unterstützung
"Die Ergebnisse der Studie zeigen die Diskrepanz zwischen den Weiterbildungswünschen der ICT-Beschäftigten und der tatsächlichen Weiterbildungsbeteiligung", bemerkt Daniel Hügli, Zentralsekretär von Syndicom. Denn es stellte sich heraus, dass fast 30 Prozent der Befragten nicht in der Lage waren, wie gewünscht an Weiterbildungen teilzunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Zeitmangel bis zu Informationsmangel über die bestehenden Möglichkeiten. Ein Drittel der IT-Spezialisten erwähnt auch eine unzureichende finanzielle Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. "Weiterbildungsangebote wirken sich positiv auf die Arbeitsbedingungen aus. Wo es Angebote gibt, wird finanzielle Unterstützung für Weiterbildungsaktivitäten leichter gewährt", stellt der Zentralsekretär von Syndicom fest.
Zum Zeitpunkt der Umfrage, die vom 5. bis 22. September 2019 durchgeführt wurde, planten fast 80 Prozent der Befragten eine Weiterbildung in den nächsten 12 Monaten. Wie bei den bereits absolvierten Kursen besteht das Ziel vor allem darin, die Kenntnisse in den Fachgebieten zu vertiefen und neue Themen zu vertiefen. Mehr als die Hälfte der Befragten äusserte den Wunsch, ihre Berufsaussichten zu verbessern.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Studie befürwortet Syndicom starke Massnahmen zur Förderung der Weiterbildung im ICT-Sektor. "Für uns ist es entscheidend, dass die Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen und dass die Mitarbeiter sowohl innerhalb des Unternehmens als auch in der Branche und im beruflichen Umfeld wettbewerbsfähig bleiben. Dies erfordert nicht nur ein Engagement für lebenslanges Lernen, sondern auch eine proaktive Politik der betrieblichen Ausbildung", so der Zentralsekretär der Gewerkschaft.
Weiterbildungen sind auch ein wichtiges Mittel, um dem IT-Fachkräftemangel in der Schweiz entgegenzuwirken. Welche Rolle die Weiterbildung bei SBB Informatik spielt, erfahren Sie in diesem Interview.