Dringender Nachholbedarf

Swico stellt 10 Gebote für die Digitalisierung vor

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von Leslie Haeny und cwa

Der Swico hat ein Zehn-Punkte-Programm für die Digitalisierung der Schweiz vorgestellt. Mit dem Dokument richtet sich der Verband in erster Linie an die Politik. Für Geschäftsführerin Judith Bellaiche ist klar: die Schweiz muss dringend handeln.

Swico-Geschäftsführerin und Nationalrätin Judith Bellaiche (Source: Netzmedien)
Swico-Geschäftsführerin und Nationalrätin Judith Bellaiche (Source: Netzmedien)

"Die Coronakrise hat die Defizite bei der Digitalisierung der Schweiz schonungslos entblösst." Das sagte Swico-Geschäftsführerin und Nationalrätin Judith Bellaiche anlässlich der Vorstellung des vom Wirtschaftsverband erstellen Zehn-Punkte-Programms für die Digitalisierung. Schwierigkeiten in der digitalen Kommunikation der Gesundheitsbehörden, ein unzureichendes Datenmanagement im Gesundheitsbereich, digitale Hindernisse in der Pandemiebekämpfung und die zeitweise Beeinträchtigung der partizipativen Demokratie, sind laut Bellaiche nur einige Beispiel für das digitale Versagen der Schweiz. Für die Geschäftsführerin steht fest: Die Schweiz muss handeln.

Genau hier soll das von Bellaiche auch als "10 Gebote der Digitalisierung" bezeichnete Zehn-Punkte-Programm des Swico ansetzen. Das Papier legt zehn Schwerpunktthemen vor. Darin werden gesellschaftliche, staatliche und unternehmerische Aspekte mit 32 Ideen und politischen Forderungen adressiert. Laut Bellaiche bauen die zehn Punkte aufeinander auf und richten sich in erster Linie an die Politik. "Die Politik alleine kann es aber nicht richten, es braucht auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft", erläuterte die Geschäftsführerin.

Das Zehn-Punkte-Programm umfasst:

(Source: Screenshot)

Das komplette Programm finden Sie auf der Swico-Website

Bis im Herbst 2021 sollen folgende Themen aus dem Papier priorisiert werden: Schweizweite Etablierung einer digitalen Bildungskultur, Auswertung des Handlungsbedarfs in den Verwaltungen aus Sicht der Bevölkerung und Positionierung der Schweiz im internationalen Kontext, insbesondere gegenüber der Europäischen Union.

Fragiles Fundament und veraltete Berufsbilder

"Bildung ist das Fundament unseres Wohlstands. Durch Corona haben wir gesehen, wie verletzlich dieses Fundament in einer Krisensituation ist", sagt Bellaiche. Der Swico fordert deshalb einen jederzeit möglichen, diskriminierungsfreien Zugang zu Homeschooling. Zudem gibt Bellaiche zu bedenken, dass Schulkinder noch immer auf Berufsbilder vorbereitet würden, die momentan aktuell oder teils bereits veraltet seien. Lehrpersonen sollen daher befähigt werden, für die Zukunft relevante Inhalte zu lehren.

Der Verband sieht zudem die Vermittlung von technischen Grundkompetenzen als Priorität für das Schulwesen über alle Stufen. Abgesehen von Mathematik müssten Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Programmieren Bestandteil der Lehrpläne werden. Wie Bellaiche sagte, lanciert der Swico einen parteiübergreifenden Appell an Parlamentarierinnen und Parlamentarier in allen 26 Kantonen mit dem Ziel, eine digitale Bildungskultur zu etablieren.

Keiner weiss, was die Bevölkerung wirklich will

Laut der Geschäftsführerin ist gar nicht klar, wo die Digitalisierungsprioritäten der Bevölkerung liegen. "Staat und Zivilgesellschaft reden aneinander vorbei." Um hier Klarheit zu schaffen, will der Verband eine Umfrage durchführen, in der die Bevölkerung und Expertinnen und Experten nach Bedürfnissen und Defiziten befragt werden. Die Studienergebnisse sollen bis im Herbst 2021 vorliegen.

Weiter fordert der Swico: Bund und Kantone sollen gezielt in die digitale Infrastruktur investieren und Digitalisierungsprojekte innerhalb der Verwaltung beschleunigen. Öffentliche Aufgaben sollen zudem systematisch digitalisiert und die entsprechenden Kompetenzen in den Verwaltungen deutlich verbessert werden.

Die Schweiz im "Zaungast-Modus"

Die gescheiterten Verhandlungen über ein Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU bezeichnete Bellaiche als "Totalschaden". "Die Schweiz befindet sich jetzt im Zaungast-Modus. Wir können eigentlich nichts mehr sagen und nur noch zuhören." Dabei sei es für die Schweiz extrem wichtig, den Anschluss zum digitalen Binnenmarkt zu sichern.

Laut Swico ist die Abhängigkeit der Schweiz von ausländischen Playern im Bereich der Digitalisierung enorm und der effektive Souveränitätsverlust um ein Vielfaches höher als bei jedem anderen Handelsgut. Gleichzeitig nehme der Regulierungsdruck seitens EU und ausländischer Staaten wie den USA zu.

Damit die Schweiz vom Zaungast zum Mitspieler werde, wird der Swico auf dem parlamentarischen Weg die Aufnahme entsprechender Digitaldossiers durch den Bundesrat fordern und einen entsprechenden Vorstoss lancieren.

Mehr Neuigkeiten vom Swico: Die Verbände Swico und Smama fusionieren. Die Mitglieder der Verbände stimmten der Fusion vor Kurzem zu. Rafael Pérez Süess wurde in den Swico-Vorstand gewählt.

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