Focus: Arbeitswelt 4.0

Wie finde ich den richtigen CIO für mein Unternehmen?

Uhr
von Zerrin Azeri, Managing ­Director Executive Search Switzerland, Robert Half

IT-Führungskräfte sind heute mehr denn je in der Verantwortung, neue Trends zu erkennen und sie im Sinne des Unternehmens einzusetzen. Ihre fachlichen Fähigkeiten bleiben das Fundament. Allerdings ist ihre Rolle in den Unternehmen so zentral geworden, dass sie auch ein grundlegendes Verständnis für Kultur entwickeln müssen, um erfolgreich wirken zu können.

Zerrin Azeri, Managing ­Director Executive Search Switzerland, Robert Half. (Source: zVg)
Zerrin Azeri, Managing ­Director Executive Search Switzerland, Robert Half. (Source: zVg)

Wer heute als CIO das erste Mal über die Schwelle eines Unternehmens tritt, wird genau beobachtet. Die Digitalisierung und die damit verbundene Transformation aller Unternehmensteile sind die Topthemen in Schweizer Unternehmen. Darum ist der CIO auch im besten Sinne an der Schnittstelle zwischen Technologie und Geschäftsmodell zuhause. Dieses Unterfangen ist hochkomplex. Es gibt unterschiedliche Prozesse, die sich in der letzten Dekade etabliert haben und nun oft in Silos gefangen sind. Das führt bis heute unter anderem zu doppelter Datenerfassung, zu wenig konsistenten Informationen oder einer schlechten Prozessintegration. 

Auch das Megathema künstliche Intelligenz (KI) liegt in seinem Kompetenzbereich. Der CIO muss in der Lage sein, KI-Initiativen zu bewerten, Potenziale für Automatisierung zu identifizieren und gleichzeitig Datenschutz, Transparenz und ethische Leitplanken im Blick zu behalten. Dabei geht es nicht nur um technische Infrastruktur, sondern auch um kulturelle Fragen: Wie verändert KI die Zusammenarbeit? Welche Kompetenzen werden in den Teams benötigt?

Der CIO ist auch ein People-Manager. Welche Kompetenzen erkennt und fördert er im mittleren Management? Freiräume und eine entsprechende Fehlerkultur helfen, Prozesse besser zu machen. CIOs, die Vertrauen geben, Sinn stiften und kontinuierliches Lernen vorleben, sind in dieser Rolle besonders erfolgreich.

Prinzipien statt Mikromanagement

Ein zukunftsorientierter CIO arbeitet mit Prinzipien statt mit Mikromanagement. Dazu gehören etwa Verbindlichkeit – IT muss liefern, was versprochen wurde; Vertrauen leben – und es sich gleichzeitig verdienen; Sinn vermitteln – damit Teams das grosse Ganze verstehen; Autonomie ermöglichen – innerhalb klarer Leitplanken; Lernen fördern – durch Toleranz gegenüber Fehlern und Iteration.
Diese Prinzipien ermöglichen Produktverantwortung in geteilten Teams, kurze Entscheidungswege und Klarheit über Ziele und Wertbeiträge.

Wie erkennt man den richtigen CIO?

Die Auswahl eines CIOs ist anspruchsvoll – und zunehmend strategisch. Technische Kompetenz ist Grundvoraussetzung, aber nicht mehr Differenzierungsmerkmal. Gefragt sind heute Persönlichkeiten mit unternehmerischem Denken, Transformationskraft und emotionaler Intelligenz.
Deshalb gewinnen neue Auswahlmethoden in der Personalgewinnung an Bedeutung: Case-basierte Assessments, simulationsbasierte Führungsübungen und tiefgehende Gespräche über Werte, Konflikte und Veränderung. Denn der Lebenslauf allein verrät wenig darüber, ob jemand in komplexen, dynamischen Umfeldern Wirkung entfalten kann. Was im Stellenprofil steht, ist das eine – ob jemand wirklich zur Kultur passt, das andere.

Wie bindet man CIO-Talente langfristig?

Top-CIOs lassen sich nicht mit dem Gehalt allein gewinnen. Auch wenn die Vergütung die wichtigste Variable bleibt, um einen CIO von einem Engagement zu überzeugen oder in der Firma zu halten, werden andere Perspektiven wichtiger. CIOs suchen sinnvolle Aufgaben, Einflussmöglichkeiten und Sichtbarkeit im Unternehmen. Wer sie langfristig binden will, muss ihnen klare Aufgabenbereiche geben – und ein Umfeld schaffen, das Gestaltung zulässt. Die grundsätzliche Frage: Wird die IT als Enabler gesehen oder als Kostenfaktor?

Ein weiterer Erfolgsfaktor: Nachfolgeplanung. Wer den CIO als Treiber einer grossen Transformation holt, muss auch das Führungsteam unter ihm aufbauen. Transformation ist kein Einzelspiel, sondern eine Mannschaftsleistung – und der Erfolg hängt davon ab, wie tragfähig das Set-up über einzelne Personen hinaus ist.

Webcode
UQuBTPha