Collaboration Summit 2015

Cisco bringt Spark neue Tricks bei

Uhr | Aktualisiert
von Coen Kaat

In San Francisco hat Cisco am Collaboration Summit neue Funktionen von Spark präsentiert. Die Lösung sei viel mehr als nur eine Messaging-App. Sie soll die Grenzen zwischen Telefonie, Chat und Konferenzen verwischen.

"Dies ist die Zeit der Cloud", sagte Jonathan Rosenberg, Vice President und CTO der Collaboration Technology Group bei Cisco. Das US-amerikanische Unternehmen hat diese Woche nach San Francisco geladen – etwa 80 Kilometer nördlich des Firmensitzes in San José. Am Cisco Collaboration Summit 2015 präsentierte das Unternehmen die jüngsten Entwicklungen aus dem eigenen Hause in den Bereichen Unified Communications und Konferenzlösungen.

Das Collaboration-Geschäft wird gemäss Rosenberg derzeit von zwei Trends geprägt: Cloud und Mobile Messaging sowie Security. Zwar sei der Markt für cloudbasierte Collaboration noch dabei, sich zu etablieren. Er werde aber schon jetzt umkämpft, sagte Rosenberg in einem geschlossenen Presseevent vor dem offiziellen Beginn der Konferenz. Dies sehe man etwa an der Vielzahl an Start-ups, die den Markt mit ihren Konferenzlösungen in der Cloud aufmischen wollen.

Im Bereich Mobile Messaging werde die Unternehmenskommunikation durch das Consumer-Segment geprägt. "Die Anwender wollen an ihrem Arbeitsplatz Tools, die genau gleich funktionieren wie die Apps, die sie privat nutzen", sagte Rosenberg. Somit sei ein Blick auf den Endkundenmarkt zugleich ein Blick in die Zukunft von Collaboration-Lösungen.

Während der Keynote spann der frischgebackene CEO Chuck Robbins diesen Gedanken weiter: "Unternehmenskommunikation muss sich wie ein gewöhnliches Telefonat anfühlen."

Grösste Umstellung seit 20 Jahren

Der Wandel hin zu Mobile und Cloud sei die grösste Umstellung seit 20 Jahren, sagte Rosenberg. Damals ging der Markt von der Leitungsvermittlung zur Paketvermittlung über. Dieser Wechsel machte Cisco zu einer Marktgrösse – andere gingen derweil unter. Beim aktuellen Übergang zu Cloud und Mobile gehört Cisco nun selbst zu den etablierten Anbietern.

Die Implikationen dieser Feststellung sprach Rosenberg nicht aus. Doch für das Unternehmen scheint klar zu sein: Wer den Schritt nicht mitgeht, droht unterzugehen.

Ciscos Antwort ist Spark, der Nachfolger von Project Squared. Cisco hatte die App für Business Messaging bereits im März präsentiert. Das im Frühling veröffentlichte Produkt war jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Am diesjährigen Collaboration Summit lancierte das Unternehmen nun die Plattform, die hinter der App steckt. Spark ist das Ergebnis von drei Jahren harter Arbeit, wie Rowan Trollope sagte. Er ist Senior Vice President und General Manager der IoT & Collaboration Technology Group bei Cisco.

Das neue Spark-Angebot soll das Tool für Business Messaging erweitern. Mit Konferenz- und Telefoniefunktionen für Unternehmen. Um eine einheitliche Benutzererfahrung über diese drei Bereiche zu gewährleisten, musste Cisco gemäss Trollope alle drei von Grund auf neu entwerfen. Ciscos Ziel war es, die Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen verschwimmen zu lassen.

"Wandernde" Telefonate

In einer Live-Demo demonstrierte das Unternehmen während der Keynote, was dies konkret bedeuten soll. Die Präsentation begann mit einem Telefonat zwischen einem Tischtelefon und einem Smartphone – beide Endpunkte über Spark miteinander verbunden.

Aufgebaut wurde das Telefonat aus einem Spark-Chat heraus. Mit einem einzelnen Tastendruck wechselte Rowan Trollope den Videoanruf anschliessend von seinem Smartphone auf ein SX-10-Konferenzsystem.

Mit der gleichen Leichtigkeit liess sich das Gespräch auch vom Tischtelefon auf ein weiteres Handy und eine andere Konferenzlösung transferieren. Dabei wird automatisch eine Gesprächsgruppe im Messaging-System erstellt mit allen Teilnehmern der Ad-hoc-Sitzung.

Das Smartphone erkennt die Konferenzlösung über ein Signal im Ultrahochfrequenzbandbereich, das die Konferenzlösung aussendet. Das akustische System biete einen Sicherheitsvorteil gegenüber Bluetooth-Verbindungen. Diese würden nämlich durch Wände hindurch gehen, während das Audio-Signal im Raum bleibe.

So könne man sichergehen, dass nur die Personen im Raum an einer Sitzung teilnehmen würden. Für Hunde sei das System unbedenklich. Man habe es diesbezüglich getestet, witzelte Trollope.

Das System sei zudem äusserst einfach zu installieren. Der Anwender braucht, wie in der Demonstration zu sehen war, lediglich einen QR-Code. Diesen muss er mit der etwa mit der Kamera eines Tischtelefons einscannen und schon ist das Gerät an den Nutzer und seiner Telefonnummer gekoppelt.

On Premise mit der Cloud kombinieren

Am Summit präsentierte Jonathan Rosenberg auch hybride Spark-Services. "On Premise und die Cloud haben beide ihre Vorteile", sagte Rosenberg. Spark kann diese kombinieren. Das System verknüpft etwa einen on-premise-Kalender mit der Cloud.

Wenn man auf seinem Gerät ein Meeting erstellt und im Fenster für den Ort "@spark" oder "@webex" eintippt, erstellt Spark automatisch eine Gesprächsgruppe. Diese lädt alle Teilnehmer ein und gibt ihnen zugleich alle Details zur Sitzung.

Auf dieselbe Weise soll Spark auch feststellen, dass ein Telefonat stattfindet. So soll die Anrufhistorie anschliessend nicht teilweise auf dem Tischtelefon und teilweise im Smartphone einsehbar sein, sondern komplett auf allen Endpunkten.

Durch eine weitere hybride Funktionalität soll Spark dem Schicksal einer Insellösung entgehen. Ruft eine Person jemanden über Jabber an, soll es bei dieser Person nicht nur via Jabber klingeln. Stattdessen erhält er den Anruf über Jabber, Spark und zugleich klingelt auch sein Tischtelefon und Smartphone.

Offene Schnittstellen für findige Entwickler

Spark soll ferner Entwicklern neue Möglichkeiten bieten. Einige Anwendungen, etwa Instagram, lassen sich leicht über Plug-ins in Spark integrieren. Etwas erfahrenere Developer können sich die Programmierschnittstellen, die APIs, zu Nutze machen. Hier will Cisco eine simple Lösung bieten.

Über die Spark-for-Developers-Plattform werde das Programmieren zum Kinderspiel. Der Anwender kann in dem Portal mit wenigen Klicks etwa eine neue Gruppe erschaffen – der nötige Code wird automatisch in einem Editor-Fenster kreiert. "Jetzt seid ihr alle Entwickler", sagte Rosenberg.

Um den Besuchern klar zu machen, was sie mit dem Portal alles machen können, veranstaltete Cisco während dem Summit einen Wettbewerb. Die Teilnehmer sollten damit ihre eigene Applikation entwickeln.

Einer von ihnen integrierte etwa seine Netzwerkkamera daheim in Spark. Jedes Mal wenn deren Bewegungsmelder die Katze, den Hund oder einen Einbrecher erfasst, erscheint beim Anwender eine Nachricht auf Spark.

Management-Portal für Partner sorgt für Überblick

Laut Rowan Trollope soll Spark über das existierende Partnernetzwerk angeboten werden. Das Gesamtpaket bestehend aus Telefonie, Konferenzen und Messaging kostet 25 US-Dollar je Nutzer pro Monat. Verzichtet der Kunde auf Telefonie könne der Preis auf etwa 8,50 Dollar pro Nutzer pro Monat sinken.

Damit die Partner die Übersicht behalten, bietet Cisco das Cloud-Collaboration-Management-Portal an. Von hier aus haben sie den Zugriff und den Überblick über sämtliche Funktionen. Neben Statusanzeigen sehen sie etwa auch die noch unlizenzierten Nutzer. Dies sind jene Anwender, die Spark in der kostenlosen Version benutzen. Über das Portal kann der Administrator diese unlizenzierten Clients mit den lizenzierten gemeinsam verwalten.

Da Spark in der Cloud beheimatet ist, sei die Lösung gut skalierbar. Somit eigne sie sich für kleine Firmen genauso wie für grosse Firmen. Cisco plant zusätzlich sechs VoIP-Tischtelefone zu veröffentlichen, in denen Spark integriert ist.

Der Collaboration Summit 2015 findet noch bis zum 10. Dezember statt.

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