Fachbeitrag

Digitale Elternratgeber  – wie Eltern digitale Medien nutzen

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von Prof. Dr. Julia Dratva, Leiterin Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften Departement Gesundheit, ZHAW

Für Eltern, die Fragen zur Gesundheit ihres Kindes haben, ist das Internet eine wichtige ­Informationsquelle. Wie Schweizer Mütter und Väter diese Quelle nutzen, ist jedoch noch kaum erforscht. Das Projekt "Digitale Elternratgeber" der ZHAW versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Prof. Dr. Julia Dratva, Leiterin Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften Departement Gesundheit, ZHAW. (Source: Gion Pfander)
Prof. Dr. Julia Dratva, Leiterin Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften Departement Gesundheit, ZHAW. (Source: Gion Pfander)

Bei einem Kratzen im Hals, einer geröteten Stelle am Arm oder einem Zwicken im Rücken ist er nur ein Handgriff entfernt: Doktor Google. Unzählige Webseiten, Apps und soziale Netzwerke bieten Rat bei Gesundheitsfragen. Zahlreiche digitale Ratgeber gibt es auch für Eltern, die Fragen zur Gesundheit und Entwicklung ihres Kindes haben. Die bisherige Forschung zeigt, dass das Internet als Informationsquelle für Eltern enorm an Bedeutung gewonnen hat.

Diese Entwicklung hat einerseits das Potenzial, im Sinne eines "Empowerments" die Gesundheitskompetenz der Eltern zu steigern, was letztlich auch das Gesundheitswesen entlasten könnte. Andererseits kann die digitale Informationsflut Eltern verunsichern: Es erfordert eine hohe Gesundheits- und Medien­kompetenz, um die Zuverlässigkeit der Inhalte und der Handlungsempfehlungen korrekt einschätzen zu können.

Projekt soll Nutzerverhalten erforschen

Welche digitalen Ratgeber Schweizer Eltern nutzen und zu welchen Themen sie diese konsultieren, ist bislang kaum erforscht. Auch weiss man wenig darüber, wie sich dies auf die Beziehung zwischen Eltern und Arzt auswirkt. Um mehr über das Informationsbedürfnis und -verhalten von Eltern zu erfahren, führt die Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) derzeit das Projekt "Digitale Elternratgeber" durch, finanziert durch den Käthe Zingg-Schwichtenberg Fonds der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften. Rund 750 deutschsprachige Eltern im Raum Zürich füllten dazu einen Online-Fragebogen aus, zudem wurden Eltern und Ärzte interviewt.

Worauf Eltern bei einem digitalen Ratgeber achten

Eine erste Auswertung zeigt, dass bei den befragten Eltern persönliche Kontakte an oberster Stelle stehen (Grafik). Vermehrt werden aber auch digitale Medien verwendet, darunter vor allem Onlineportale. Die Eltern nutzen digitale Ratgeber eher, wenn es um allgemeine Gesundheits- und Entwicklungsfragen ihres Kindes geht. Wird beim Kind hingegen ein gesundheitliches Problem vermutet, informieren sie sich deutlich seltener über diese Kanäle. Zudem zeigt sich, dass die Eltern den Quellen nicht blind vertrauen. So äusserte ein Grossteil der Teilnehmenden eine gesunde Portion Skepsis und gab an, die Informationen über andere Quellen zu validieren.

Wo sich Eltern informieren. (Source: ZHAW)

Einen wesentlichen Einfluss der Nutzung digitaler Informationen auf die Beziehung zwischen Eltern und Arzt konnte die Studie nicht feststellen. Allerdings wünschen sich viele befragte Eltern mehr ärztliche Orientierungshilfe im digitalen Info-Dschungel – etwa in Form von Hinweisen, welche Webseiten vertrauenswürdig sind. Hier gibt es bei der Ärzteschaft jedoch grosse Unterschiede, was den Wissensstand über und die Nutzung digitaler Ratgeber angeht. Die einen verweisen auf Ratgeber oder setzen diese direkt im Gespräch mit den Eltern ein, andere verzichten gänzlich auf "digitale Laien-Informationen" und informieren sich auch selbst ausschliesslich auf Kanälen für ein Fachpublikum.

Aufgrund der vorliegenden Forschungsergebnisse sind weitere Projekte geplant. So ist unter anderem vorgesehen, die Ergebnisse in verschiedenen Sprachregionen und Kulturen zu überprüfen und das Potenzial digitaler Medien zur Stärkung der elterlichen Gesundheitskompetenz weiter zu untersuchen.

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