Interview mit Jürg Lehni

Das erwartet Besucher am Swiss eHealth Forum 2019

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Das Swiss eHealth Forum 2019 thematisiert die Kluft zwischen Hoffnung und Realität im digitalen Gesundheitswesen. Jürg Lehni, Veranstalter des Forums, spricht im Interview über Inspiration, Brücken und das elektronische Patientendossier. Im Podium geben vier Partner Auskunft über den Event.

Jürg Lehni, Veranstalter des Swiss E-Health Forums. (Source: zVg)
Jürg Lehni, Veranstalter des Swiss E-Health Forums. (Source: zVg)

Wer ist das Zielpublikum des Swiss E-Health Forums?

Jürg Lehni: "Um Versorgungsprozesse stärker zu vernetzen und zu digitalisieren sind 90 Prozent Herzblut und 10 Prozent Technik nötig", sagte Urs Zanoni, Geschäftsführer des Schweizer Forums für integrierte Versorgung und Referent am Swiss eHealth Forum 2019. Dem stimme ich voll zu. Die digitale Vernetzung von Versorgungsprozessen führt zu einer tiefgreifenden kulturellen Reform der Gesundheitsversorgung. Für den Erfolg entscheidend ist das Verständnis, dass die digitale Vernetzung neue Beziehungen ermöglicht – im Dreieck Patienten, Behandelnde und IT-Anbieter. Das Forum ist deshalb ein Muss für alle Führungspersönlichkeiten und Fachpersonen im stationären und ambulanten Gesundheitswesen, welche die Chancen und Potenziale einer zunehmend digitalen Welt zum Vorteil aller nutzen wollen.

 

Worauf freuen Sie sich am diesjährigen eHealth Forum am meisten?

Das Swiss eHealth Forum steht für Wissensvermittlung, wertvolle Impulse, gegenseitige Inspiration, Praxisbezug und erstklassiges Networking. Dieses Jahr legen wir das Augenmerk gezielt auf die Kluft zwischen Hoffnung und Realität im digitalen Gesundheitswesen. Ich freue mich auf die Referate und Po­diumsdiskussionen im Plenum. Sie sollen Brücken schlagen, um die Vision eines digitalen Gesundheitswesens mit einem Mehr an Effizienz, Behandlungsqualität und Patientensicherheit Realität werden zu lassen. Gespannt bin ich auch auf die rund 20 Solution-Präsentationen im Rahmen des Nachmittagsprogramms. Aufgrund der eingereichten Themenbeschriebe dürfen wir hier sehr konkrete Lösungen erwarten. Ebenso sehr freut mich, dass die Schweizer E-Health-Community geschlossen vor Ort präsent ist. IHE und der VGI.ch führen ihre Vereinsversammlungen am Donnerstag vor Ort durch, die SGMI am Freitag. Rund 30 Fachverbände und Institutionen des Schweizer Gesundheitswesen tragen das Forum als Patronatspartner ideell mit und empfehlen die Teilnahme ihren Mitgliedern. Die wichtigsten Industrie- und Dienstleitungspartner sind vor Ort präsent. Und last but not least auch die Fachmedien, die über den Anlass berichten werden.

 

Auf was freuen sich die Partner am E-Health Forum? Erfahren Sie es in Interview mit:

 

Sie haben die Kluft zwischen Hoffnung und Realität im digitalen Gesundheitswesen erwähnt. Können Sie ein Beispiel dafür nennen?

Grundsätzlich wird heute mehrheitlich immer noch mit PDFs gearbeitet – auch und im Besonderen beim elektronischen Patientendossier. Damit Gesundheitsinformationen im Behandlungsprozess rasch und systemunabhängig ausgetauscht und gelesen werden können, braucht es die semantische Interoperabilität der Daten. Die Nutzung von unterschiedlichen Ordnungssystemen führt dazu, dass beispielsweise Pflegediagnosen vom Informationssystem im Spital nicht direkt in das System der Spitex übernommen werden können. Die Prozessinteroperabilität ist somit nicht vorhanden. Während des Informationsaustauschs besteht die Gefahr, dass Informationen verloren gehen, und die gleichen Informationen vom Personal erneut erfasst werden müssen. Ein weiterer Knackpunkt sind Vergütungsmodelle, welche die Abgeltung digitaler Gesundheitsleistungen sichern und deren finanzielle Abgeltung klar regeln. Am Forum wird es darum gehen, den Mehrwert eines digitalen Gesundheitswesens für den Patienten und alle Beteiligten aufzuzeigen. Denn nur wer für den Patienten und für sich als Gesundheitsfachperson einen klaren Mehrwert sieht, ist bereit, die Digitalisierung mit viel Herzblut voranzutreiben.

 

Wie weit ist das elektronische Patientendossier denn unterdessen?

Dem Thema "Hope & Reality" auf der letzten EPD-Meile widmet das Swiss eHealth Forum den ersten Themenblock. Eine einmalige Gelegenheit, um sich ein Bild vom aktuellen Stand der EPD-Umsetzung zu machen. Ergänzend wird in zahlreichen Solution-Präsentationen gezeigt, wie etwa die KIS und Archivanbindung ans EPD realisiert werden kann oder wie EPD- & B2B-Prozesse pragmatisch, kosteneffizient und flexibel umzusetzen sind. Anstelle einer Antwort verweise ich gerne auf die Präsentationen des Forums.

 

Welche Trends sind derzeit in Sachen E-Health auszumachen?

Diese Frage kann ich nicht recht beantworten. Von zehn "Experten" bekomme ich zehn Trends, meistens deren eigene Trends. Generell lässt sich feststellen, dass das Verständnis für den Aspekt der "Vernetzung" steigt. Weg von proprietären Silos, hin zu digitalen Netzwerken.

 

Wie wird künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändern?

Eine Antwort auf diese Frage geben die Referate am zweiten Forumstag. So zum Beispiel das von Dr. med. Michael Dahlweid, CTO der Inselgruppe. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und insbesondere des Subtyps Deep Learning wurde durch die Verwendung von Big Data sowie deutlich verbesserter Rechenleistung und Cloud-Speicher in allen Sektoren ermöglicht. In der Medizin beginnt dies auf drei Ebenen Wirkung zu zeigen: Für Ärzte, vor allem durch eine schnelle und genaue Bildinterpretation; für Gesundheitssysteme durch die Verbesserung der Arbeitsabläufe und des Potenzials zur Reduzierung medizinischer Fehler und für Patienten, indem sie in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Daten zur Gesundheitsförderung zu verarbeiten.

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