EY-Analyse

Start-up-Finanzierung: Vom Rekordjahr zur existentiellen Herausforderung

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Im vergangenen Jahr haben europäische Start-ups 31,1 Milliarden Euro an Risikokapital generiert – das ist ein Plus von 46 Prozent zum Vorjahr und ein neuer Finanzierungsrekord. Mit den rosigen Zeiten ist es aber vorerst vorbei. Schuld daran ist nicht nur die Coronakrise.

Noch nie ist so viel Geld in europäische Start-ups investiert worden wie 2019. Laut dem "Startup-Barometer" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY haben europäische Jungunternehmen im vergangenen Jahr 31,1 Milliarden Euro an Risikokapital generiert. Das sind 46 Prozent mehr als im Jahr zuvor, schreibt "Startupticker.ch".

Nur um ein Prozent legte derweil die Anzahl Finanzierungsrunden zu. Sie betrug 4246, womit jeder Deal durchschnittlich 7,3 Millionen Euro umfasst habe.

Bei der Zahl der Finanzierungen liegt die Schweiz auf Platz vier (hinter Grossbritannien, Frankreich und Deutschland und vor Schweden, Spanien und den Niederlanden). Hinsichtlich des Gesamtvolumens der Finanzierungsrunden belegt die Schweiz laut der Analyse Platz fünf (hinter Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden und vor Spanien und den Niederlanden).

Projektverantwortlicher: "Ökosystem vor der grössten Bewährungsprobe seiner Geschichte"

Mit den Finanzierungsrekorden dürfte es aber vorerst vorbei sein. "Die Coronavirus-Pandemie wird nicht nur zu deutlich sinkenden Investitionen führen, bei vielen Unternehmen sind zudem massive Umsatzausfälle zu erwarten", lässt sich Roger Krapf, Partner sowie Verantwortlicher der Start-up Initiative von EY in der Schweiz, zitieren. Die Pandemie habe sich innerhalb von kurzer Zeit zu einer existenziellen Herausforderung für Start-up-Firmen in Europa und weltweit entwickelt. Wie sehr die Investitionen dieses Jahr zurückgingen, hänge von der Stärke und der Dauer der Krise ab. "Fest steht, dass das europäische Start-up-Ökosystem vor der grössten Bewährungsprobe seiner Geschichte steht", sagt Krapf.

Allerdings zeichnete sich schon vor Corona eine Wende in der Start-up-Finanzierung ab. Bereits im zweiten Halbjahr 2019 sei ein Rückgang der Finanzierungsaktivitäten in Europa zu beobachten gewesen, heisst es weiter. Sowohl das Investitionsvolumen wie auch die Anzahl Finanzierungsrunden hätten im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte um 15 Prozent abgenommen. Zudem sei 2019 zwar enorm viel Geld an europäische Jungunternehmen geflossen. Das Gros der Summe sei aber nur an einige grosse Unternehmen gegangen, die ihrerseits schon mit viel Kapital ausgestattet sind.

Hoffen auf Schutzschirme

Laut Roger Krapf ist die Mehrzahl der Start-ups nur für einige Monate durchfinanziert und danach auf frisches Geld angewiesen. "Die Hoffnungen der Branche ruhen nun nicht nur auf Investoren, sondern auch auf den Schutzschirmen, welche einige Länder bereits angekündigt haben." Entscheidend sei, dass der Finanzierungsmarkt nicht vollständig austrockne, da dies die Innovationskraft der europäischen Start-ups empfindlich schwächen und um Jahre zurückwerfen würde.

In der Schweiz fordern Politiker angesichts der Pandemie einen Fond für Start-ups. Erfahren Sie, wann dieser einspringen soll und welche Forderungen die Politiker sonst noch stellen.

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