CEO Panel Survey von PWC

So verändern sich die Digitalisierungspläne durch die Pandemie

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Mehr Digitalisierung, Fernarbeit und gesicherte Lieferwege: Eine Befragung von CEOs weltweit zeigt, welche Trends auch über die Pandemie hinaus anhalten werden. Besonders die Schweizer Gesundheits- und Finanzbranchen stehen unter Druck, in puncto Digitalisierung vorwärts zu machen.

(Source: Freepik)
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In der Schweiz sind besonders die Gesundheitsbranche und die Finanzdienstleister gefordert, ihr Produktangebot weiter zu digitalisieren. Das ist eine der Erkenntnisse aus einer CEO-Befragung von PWC. Für die Studie befragte das Unternehmen 699 CEOs weltweit.

Mit dem "CEO Panel Survey" wollte PWC erfahren, was die CEOs von den aktuellen Trends und neuen Geschäftsmodellen halten, die infolge der Coronapandemie auftraten. Dabei identifizierten die Befragten gemäss Mitteilung drei Probleme, die längerfristige Auswirkungen haben werden: die digitale Infrastruktur in Unternehmen, die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen sowie flexible und sichere Arbeitsmodelle.

Für die Hälfte der CEOs ist die Digitalisierung zum Top-Thema geworden

Für 61 Prozent der CEOs gehört die Digitalisierung der wichtigsten Geschäftsbetriebsabläufe und -prozesse zu den drängendsten Themen derzeit. Schweizer Unternehmen hätten sich in diesem Bereich gut weiterentwickelt. "Allerdings wird sich die Digitalisierung weiter beschleunigen, besonders im Hinblick auf Fernarbeit", sagt Peter Kasahara, Managing Partner Digital Intelligence and Customer Centric Transformation bei PWC Schweiz. "Es sind nicht nur flexiblere Arbeitsmodelle nötig, sondern Schweizer Unternehmen müssen auch effiziente Rekrutierungsprozesse sowie professionelle Einstellungsverfahren einrichten."

Antworten der CEOs auf die Forderung: Priorisieren Sie die Trends, die Sie am meisten adaptieren wollen. (Source: PwC)

Weltweit sehen über drei Viertel der befragten CEOs die Fernarbeit und die Automatisierung als bleibende Veränderungen. 54 Prozent denken ausserdem, dass der Trend zu zeitlich befristeten Anstellungen von Selbstständigerwerbenden anhalten wird und herkömmliche Beschäftigungsverhältnisse an Popularität verlieren.

Antworten der CEOs auf die Frage: Welche Trends bleiben? (Source: PWC)

Gesundheit- und Finanzbranche stehen unter dem grössten Digitalisierungsdruck

Den Ergebnissen zufolge sind in der Schweiz besonders die Gesundheitsbranche und Finanzdienstleister gefordert, ihr Produktangebot weiter zu digitalisieren. "Mit der vorhandenen Telemedizin und digitalen Patientendienstleistungen, die es bereits vor der Pandemie gab, ist der Schweizer Gesundheitssektor mit grossem Vorsprung gestartet", sagt Kasahara. "Die Öffentlichkeit hat digitale medizinische Leistungen in den letzten Monaten erheblich stärker akzeptiert und nachgefragt. Anbieter müssen nun ihr Angebot und ihre Kontaktpunkte anpassen und optimieren." Weltweit werde die Prioriät für virtuelle Geschäftsmodelle in der Gesundheitsbranche und dem Finanzdienstleistungssektor wahrscheinlich zunehmen, wie die befragten CEOs angeben. "Schweizer Banken müssen die digitale Lücke zwischen sich und Mitbewerbern im Ausland schliessen, indem sie ungeachtet von Vorteilen wie Tradition und Diskretion bessere digitale Produkte anbieten", wie es in der Mitteilung heisst. Inwiefern auch das Gesundheitsweisen in der Digitalisierung nachhinkt, erklärt Stefan Beyeler, Leiter des Departements Digitalisierung und Informatik, im Interview.

Angaben der CEOs weltweit zur Priorisierung der Virtualisierung ihrer Geschäftsmodelle. (Source: PwC)

Die Pandemie legte Abhängigkeit von Lieferanten offen

Eine der direkten Folgen der Pandemie sei die vorübergehende Unterbrechung der internationalen Lieferketten gewesen. Dabei wurden gemäss PWC die Abhängigkeit von Lieferanten und Handelspartnern sowie die Vernetzung von Prozessen deutlich. Zwei von fünf CEOs rechnen mit mehr Onshoring und Insourcing. Gleich viele gehen von einer erhöhten Bedeutung von Nationalismus aus. Auf der anderen Seite würden zwei von fünf CEOs annehmen, dass Onshoring nur ein vorübergehendes Phänomen sein wird, und 43 Prozent erwarten einen Rückgang des Nationalismus auf das Niveau vor der Coronapandemie. Doch seien sich die CEOs bezüglich sicherer Lieferketten einig: Gemäss PWC bezeichneten 58 Prozent die Sicherung der Lieferketten als zentrales Element ihrer Digitalisierunginitiative. "Die Sicherung und Diversifizierung von Lieferketten dürfte alternativlos sein, doch kann das Investieren in ein widerständiges operatives Geschäft auch einen klaren Wettbewerbsvorteil darstellen", sagt Roger Kunz-Brenner, Advisory Partner bei PwC Schweiz. Seiner Meinung nach sollten Unternehmen folgende Massnahmen zur Absicherung ihrer Lieferketten in Betracht ziehen:

  • Um Ausfälle oder Verzögerungen der Lieferkette zu vermeiden, braucht jedes Geschäft einen Plan B. Zweit- oder Drittlieferanten müssen jedoch entlohnt werden für die Bereitstellung von Kapazitäten. Somit bewirkt eine Reduzierung der Abhängigkeiten auch höhere Kosten.

  • Kurzfristig könnten Unternehmen ihre Lager- und Reservebestände erhöhen, beispielsweise von zwei Wochen auf drei Monate. Aber auch hier verursacht das gebundene Kapital höhere Kosten.

  • Als langfristige Lösung sollten die Unternehmen in der Lagerverwaltung Puffer anlegen, um alternative Lieferkanäle zu prüfen und aufzubauen.

Düstere Aussichten für die Weltwirtschaft

65 Prozent der CEOs erwarten für das kommende Jahr ein rückläufiges Wachstum der Weltwirtschaft, wie es weiter heisst. In Afrika sorgen sich die Befragten am meisten um eine globale Konjunktur, gefolgt von Zentral- und Osteuropa, Asien und Lateinamerika. Weniger als ein Drittel der CEOs gingen davon aus, dass die Regierungen die Unternehmen weiter unterstützten, trotz der düsteren Wachstumsaussichten. Einer von fünf Befragten habe Staatshilfen während der Pandemie abgelehnt.

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