Müllers kleines ABC

S wie Synonyme

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(Source: Pixabay / Pexels.com)
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Theorie: Ziemlich grob vereinfacht sind Synonyme Wörter, die in allen Kontexten das Selbe oder mindestens etwas sehr Ähnliches bedeuten – also zum Beispiel: Essen – Nahrung - Verpflegung. Im Deutschunterricht haben wir zudem gelernt: Wortwiederholungen sind böse! Braucht Synonyme! Die machen eure Texte anregender, kurzweiliger und schöner. Ausserdem zeugt ein fleissiger Gebrauch derselbigen von einem zünftigen Wortschatz und einem ansprechenden Bildungsstand.

Realität: Derart konditioniert mäanderten wir in unserer Schulprosa brav durch die Begriffswolken. Aus Nachbars Rauhaardackel bastelten wir einen Vierbeiner, einen Wauwau, einen Kläffer oder des Menschen bester Freund. Den Winter machten wir je nachdem zur kalten, zur weissen oder zur dunklen Jahreszeit. Das kam gut an bei der Lehrerschaft und half, den Notenschnitt zu heben.

Was uns aber niemand sagte: Synonyme helfen eigentlich nur beim «schönen» Schreiben, also bei Schulaufsätzen etwa, in Poesiealben oder Liebesbriefen. In Gebrauchstexten fachlicher oder technischer Natur schaden sie hingegen mehr, als sie nützen. Dort beeinträchtigen sie insbesondere die Verständlichkeit, weil sie von den Lesenden Denkarbeit verlangen.

Ein Admin also, der im Mitarbeiterhandbuch zur Firmen-IT den PC einmal Arbeitsstation, dann Client und schliesslich ein vernetztes Gerät nennt, darf sich nicht wundern, wenn er den neu eingetretenen Kollegen dauernd an der Backe hat. Der muss ja jeden dieser Begriffe erstens verstehen und zweitens auch noch zuordnen. Kein Wunder, dass ihn das anstrengt und verunsichert.

Fazit: Im beruflichen Umfeld tut den Nutzenden füglich keinen Gefallen, wer seinen Wortschatz zelebriert – es sei denn, man wäre Schriftsteller, Dramaturgin oder Feuilletonist. Hier darf der Bildschirm Bildschirm bleiben und muss nicht zum Monitor, zur Anzeige oder zum Display mutieren. Kurz: Hier geht Verständlichkeit vor Eleganz.

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